Das WiWö-Erprobungssystem: Verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. Februar 2023, 15:15 Uhr
Verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft
Verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft bedeutet ...
- die eigenen Fähigkeiten erkennen und sie in die Gemeinschaft einbringen,
- Verantwortung übernehmen und das Leben in der Gemeinschaft mitgestalten,
- Fähigkeiten und Eigenheiten anderer akzeptieren sowie
- demokratisches Verhalten erlernen.
In diesem Schwerpunkt werden vor allem die Entwicklungsaufgaben Werteentwicklung, Gemeinschaft, Eigene Meinung sowie Mitbestimmung angesprochen. Es geht also darum, ein Verständnis für die Hintergründe von Regeln und Gerechtigkeit zu entwickeln und sich in der WiWö-Gemeinschaft zurechtzufinden. Weiters lernen WiWö, ihre eigene Meinung zu äußern und zu akzeptieren, dass andere Menschen andere Meinungen haben können. Sie entwickeln ein Bewusstsein für Regeln und finden faire Regeln für die Gemeinschaft.
Konkret bedeutet das für deine WiWö:
- Was ist in einer Gemeinschaft wichtig?
- Welche Regeln gelten und was heißt „Fairness“?
- Wo kann ich wie meine Meinung sagen und an welchen Entschei-dungen kann ich wie mitwirken?
- Welche Aufgaben übernehme ich, wie helfe ich, wen unterstütze ich – und vor allem wie?
Die Details dazu und Infos über die Pfadfinder*innenmethode findest du hier.
Weg zum 1. Stern[Bearbeiten]
Ich spiele fair.
Beim Spielen ist es wichtig, Regeln gemeinsam festzulegen und auch einzuhalten. Wenn Kinder unfair spielen, überlege dir
- ob du das Spiel einfach und deutlich erklärt hast, sodass alle die Regeln verstehen konnten.
- ob die Spielregeln für alle gleich und eindeutig sind.
- ob Kinder stören, weil sie unbedingt auch einmal gewinnen wollen und das Spiel ihnen (durch Be-vorzugung einer Eigenart) dazu einfach nicht die Möglichkeit gibt.
Methoden
Ich erledige verlässlich eine vereinbarte Aufgabe für unsere Gemeinschaft.
WiWö übernehmen Verantwortung in einem kleinen Bereich nur für einen kurzen, überschaubaren Zeitraum. Der Aufgabenbereich muss ihnen klar sein. Gib dem Kind die Möglichkeit, eine Aufgabe abzulehnen, wenn es sich etwas nicht zutraut oder sogar Angst davor hat. Lass es sich selbst eine Aufgabe aussuchen, am besten aus einem von euch gemeinsam erarbeiteten Angebot. Denke dabei an: Sicherheitshalber
Du kannst Karten mit definierten Aufgaben auslegen, aus denen sich WiWö eine aussuchen können. Beispiele: ein Monat lang Tische im Heimraum nach der Heimstunde abwischen oder jede Woche die Pflanzen im Heim gießen. Damit die WiWö ihre Aufgaben nicht vergessen, können diese auf einem Aufgabenbrett an der Wand hängen, wo klar ersichtlich ist, wer wofür zuständig ist.
Erzähle deinen WiWö die Geschichte von den Farnbilben („Silof und Selag sind verschiedener Meinung“ in „Puck sucht ihren Namen“). Sprich darüber mit deinen WiWö und versuche Bezüge zum Thema herzustellen. Überleg dir, welche Aufgaben in der Gemeinschaft der WiWö zu erledigen sind und wer dies für einige Zeit tun möchte.
Methoden
Ich habe einen besonderen Moment / ein besonderes Erlebnis mitgestaltet.
„Kinder erinnern sich nicht an ihren schönsten Fernsehtag” - dieser Spruch hat sich im Internet schnell verbreitet. Wir Pfadfinder*innen arbeiten mit vielen Zeremonien, die die Kinder in Erstaunen versetzen und das Gemeinschaftsgefühl stärken. Im Vergleich zum „Weg zum Versprechen” treffen die Kinder hier jedoch bewusst die Entscheidung, dieses Erlebnis für sich und andere mitzugestalten. Sie sind nicht zufällig dabei und keine bloßen Beobachter*innen mehr.
Methoden
Ich habe unsere Regeln anderen WiWö erklärt.
Wenn man Regeln erklären soll, muss man sich intensiver mit ihnen auseinandersetzen und auch ihren Sinn verstehen. Daher solltest du die Regeln nicht alleine für deine WiWö erstellen, sondern mit ihnen gemeinsam. Weitere Informationen über Regeln in der WiWö-Gemeinschaft findest du im Kapitel „Der Weg durch das WiWö-Leben“.
Methoden
Ich kann meine Meinung äußern und weiß, dass es verschiedene Meinungen gibt.
Eine Methode dafür ist die regelmäßige Durchführung des WiWö-Forums – alle Infos darüber findest du im Kapitel „Das WiWö-Forum“. Um den WiWö die Gelegenheit zu geben, ihre Meinungen zu äußern und sichtbar zu machen, dass es bei vielen WiWö auch viele Meinungen gibt, baue am Ende jeder Heimstunde eine kurze Reflexion ein. Alle, denen es gefallen hat, machen sich ganz groß / schreien ganz laut / rennen ganz schnell zum anderen Ende des Raumes. Auch ein Stimmungsbarometer kann die WiWö dabei unterstüt-zen, ihre Meinung kundzutun. Achtung: Wenn du dich dafür interessierst, wie es den Kindern ge-fallen hat, sollte sich aus den Meinungen auch eine Konsequenz ergeben. Jede Heimstunde ein und dasselbe Spiel von den Kindern mit „langweilig“ bewerten zu lassen und es dann trotzdem immer wieder zu spielen, zeigt den WiWö, dass du ihre Meinung nicht ernst nimmst.
Methoden
Weg zum 2. Stern[Bearbeiten]
Ich habe jemanden eine Zeit lang unterstützt.
Unterstützen ist hier nicht nur als konkrete Tätigkeit gemeint (putzen oder Rasen mähen), sondern als empathische Handlung, etwa jemandem zur Seite stehen bei Heimweh, Angst oder Problemen. Das muss nicht unbedingt im Kontext der Pfadfinder*innen stattfinden, auch Schule oder Familie bieten sich an. „Eine Zeit lang unterstützen“ heißt, jemandem öfter als einmal helfen – macht euch gemeinsam aus, für welche Dauer das im konkreten Fall sein soll.
Beachte:
- Achte darauf, dass das Kind sich eine Aufgabe sucht, die es schaffen kann. Sie soll aber auch nicht zu leicht sein.
Denke dabei an: Sicherheitshalber
- Weise auch hier das Kind wieder darauf hin: „Gehe niemals in Häuser oder Wohnungen, steige niemals in Autos ein, auch nicht, wenn du die Leute kennst, es sei denn, deine Eltern wissen genau Bescheid, wo und bei wem du bist.“ Jemanden zu unterstützen soll nicht bedeuten, sich selbst in Gefahr zu bringen!
Methoden
Ich habe einem anderen WiWö einen Wunsch erfüllt.
Viele freuen sich über Geschenke, die sie überraschen. Oft sind das Dinge, die wir uns selber nicht gönnen würden. Es geht dabei keinesfalls nur um materielle Wünsche. Das wird im Weg zum 2. Stern-Heftchen auch ganz deutlich gemacht.
Methoden
Ich habe mich mit zwei Religionsgemeinschaften beschäftigt und berichte darüber.
Viele deiner Kinder werden einer Religionsgemeinschaft angehören. Die PPÖ sehen sich als Organisation, in der Angehörige verschiedener Religionsgemeinschaften und Glaubensrichtungen Platz finden. Es ist daher selbstverständlich, dass wir allen Religionen offen begegnen und uns damit auseinandersetzen. Für diesen Erprobungspunkt müssen deine Kinder keiner Glaubensgemeinschaft angehören, sich aber eingehender mit dem Thema Religion beschäftigen. Der Bericht kann dabei ganz unterschiedlich ausfallen: ein Plakat, eine Erzählung für die anderen WiWö oder vielleicht sogar eine kleine Feier.
Methoden
- Feste feiern
Feiert gemeinsam ein Fest aus einer Religionsgemeinschaft, die euch allen unbekannt ist (etwa ein Feuerfest der Maori) oder lernt ein Lied aus einer solchen Religionsgemeinschaft.
- Memory der Religionen
- Besichtigung
Macht einen Ausflug zu einer örtlichen Religionsgemeinschaft und lasst euch vor Ort erklären, was die wichtigsten Feste sind, wie das Gotteshaus heißt oder welche besonderen Rituale es gibt.
Spezialabzeichen[Bearbeiten]
Menschenfreundin / Menschenfreund Bei diesem Spezialabzeichen geht es um die Beziehungen zwischen Menschen: was verbindet uns, was trennt uns vielleicht, was haben wir gemeinsam, was macht uns einzigartig? Es soll zeigen, dass eine vielfältige Gesellschaft, in die sich alle einbringen können, ein Vorteil ist, und Toleranz und Offenheit den Frieden sichern. Auch Diskriminierung sollte thematisiert werden.
Denke bei der Umsetzung an Dinge wie:
- Gebärden lernen und vorstellen
- einem schwächeren Kind (z.B. in der Klasse) oder einem kranken Menschen längere Zeit helfen
- ein Plakat gestalten, welche Hobbys die Mitglieder der Meute haben oder wo ihre Wurzeln sind
- mit den anderen WiWö ein Gericht aus einem anderen Land kochen und gemeinsam essen
- Ungerechtigkeiten in der Welt thematisieren (z.B.: die Welt als Dorf)
Philosophin / Philosoph Dieses Spezialabzeichen ist für Kinder, die gerne nachdenken, Fragen stellen und versuchen wollen darauf verschiedene Antworten zu finden. Es geht um das Philosophieren mit Kindern. Das inkludiert hinter die Dinge zu blicken, neugierig zu sein, kritisch zu sein oder auch zu versuchen, zu konkretisieren. Es geht darum Geschichten zu analysieren, Gespräche zu führen (und deren Regeln zu beachten) und dem anderen oder der anderen aktiv zuzuhören.
Dazu einige Impulse:
- Jede Woche einen Brief mit einer Frage bekommen, mit der sich das Kind die folgenden Tage beschäftigt
- Etwas basteln oder kneten das für das Kind den Begriff Zeit darstellt, darüber sprechen was Zeit ist und wann sie wichtig bzw. unwichtig ist
- Einen Tag ohne Uhren verbringen: Was war anders, was war schwierig, was war leichter, wie hat es sich angefühlt?
- „Frederick“ von Leo Lionni: Geschichte lesen, alle Figuren als Sockenpuppen basteln (auch die Sonnenstrahlen usw.). Die Geschichte als Puppentheater vorspielen und danach mit den WiWö Fragen dazu überlegen, z.B. „Kann man Sonnenstrahlen essen...“.
- Activity oder Dingsda mit Begriffen wie z.B. Freundschaft, Liebe usw.
- Bilderbuch der schönen Wörter (Bilderbuch malen mit der Darstellung von Begriffen wie Vertrauen, Schönheit, Wärme ...)
- gute Infos und Methoden gibt es auch unter: www.kids-phil.at (Menüpunkt „Archiv“)
Religionsforscherin / Religionsforscher Dieses Spezialabzeichen ist für Kinder geeignet, die sich intensiver mit einer Religion befassen wollen. Die gewählte Religion sollte nicht dem eigenen Bekenntnis entsprechen, damit ist das Spezialabzeichen auch für Kinder ohne religiöses Bekenntnis geeignet. Es geht bei diesem Spezialabzeichen auch darum, Neues kennenzulernen und sich möglicherweise unbekannten neuen Kulturen zu öffnen. Es soll auch zeigen, wie vielfältig Glaube sein kann, aber auch wie stark sich viele Glaubensrichtungen ähneln.
In der Umsetzung sollte daher ein Wissensteil vorkommen (also etwa den Namen des Gottes, des Gotteshauses oder hohe Feiertage zu kennen). Zusätzlich sollte eine Vorstellung den anderen WiWö gegenüber Teil des Spezialabzeichens sein.
Für die Umsetzung eignen sich:
- Quiz
- Interview (z.B. mit einer*einem Vertreter*in einer anderen Religion)
- 1, 2 oder 3
- Besuch eines Gotteshauses und Fotostory dazu
- Foto- oder Bildercollage
- ein Plakat
- den anderen WiWö eine besondere Geschichte aus der Glaubensrichtung erzählen oder nachspielen
- eine besondere Geschichte aus einer Glaubensrichtung erzählen
- Essensvorschriften bzw. besondere Speisen aus einer Religion zum Verkosten mitbringen und erklären können
- Gemeinsamkeiten zwischen Religionen darstellen (z.B.: die Goldene Regel)
Zeremonienmeisterin / Zeremonienmeister Dieses Spezialabzeichen eignet sich für jene Kinder, denen andere im Schwerpunkt „Spirituelles Leben“ vielleicht zu kopflastig sind. Es verbindet den spirituellen Charakter des Schwerpunktes mit der praktischen Umsetzung von konkreten Aktivitäten. Kinder sollen hier konkret in die Ausgestaltung von Momenten durch die Leiter*innen eingebunden werden. Dabei sind sowohl die Konzeption (was haben andere von dieser Aktivität, was geht dabei in ihnen vor) als auch die praktische Umsetzung (Material, Aufbau, Wegräumen, eventuell Dokumentation) notwendige Bestandteile.
Aktivitäten könnten sein:
- Fantasiereisen auswählen und erklären können
- einen Lagerrückblick mitplanen und Teile davon erklären, die schönsten Lagermomente auswählen
- einen Lagergottesdienst mitplanen und ein Altartuch mitgestalten
- den Weg zum Versprechen als Lichterspirale bauen
- eine Leiter*innen-Verabschiedung mitplanen
- ein Versprechenspate oder eine Versprechenspatin sein und einen neuen WiWö durch das Versprechen begleiten