Kornett*in – Überblick bewahren und Sprachrohr sein (GuSp): Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 9. Oktober 2024, 22:02 Uhr
Die Methode
Die Methode Kornett*in zielt darauf ab, die Zusammenarbeit in der Patrulle zu stärken, indem wichtige Teamaufgaben an ein Patrullenmitglied übertragen werden. Ähnlich einem Patrullenamt, überträgt die Patrulle im Rahmen eines Patrullenrats klar definierte Aufgaben für einen vorab bestimmten längeren Zeitraum oder Anlass an ein Mitglied der Patrulle. Kornett*innen übernehmen die Funktion und die Aufgaben freiwillig. Sie übernehmen jedoch nicht alle Aufgaben, sondern die Patrulle trifft eine Auswahl aus folgenden drei Bereichen:
- Sprachrohr für die Patrulle sein: Meinungen, Wünsche und Anliegen der Patrulle im Trupprat und gegenüber den Leitern und Leiterinnen vertreten, fallweise auch diese um Hilfe bitten
- Überblick bewahren: darunter fallen bspw. koordinierende Aufgaben wie vorausdenken und planen, Übersicht in der Umsetzung bewahren, alle Patrullenmitglieder hören und aktiv miteinbeziehen
- Zusammengehörigkeit stärken: z.B. die Stimmung innerhalb der Patrulle im Auge behalten und gegebenenfalls aufmuntern oder beruhigen.
Die Methode Kornett*in strukturiert die Zusammenarbeit innerhalb der Patrulle und die Zusammenarbeit im Trupp. Die Übernahme der Funktion Kornett*in ist befristet. Ein sinnvoller Zeitraum ist ein halbes bis ganzes Pfadijahr oder ein Sommerlager. Die Methode Kornett*in zielt nicht darauf ab, dass einem jungen Jugendlichen die gesamte GuSp-Zeit diese Funktion übertragen wird.
Tipps zur Umsetzung der Methode Kornett*in in fünf Schritten[Bearbeiten]
Die Übernahme von (Team-)Aufgaben als Kornett*in ist ein Prozess der in fünf Schritten abläuft.
- Die Methode Kornett*in kann die Zusammenarbeit in der Patrulle fördern, sie ist aber nicht zwingend für alle Patrullen notwendig. Wichtig für den Gruppenprozess ist, dass du den Patrullen die Wahl lässt, ob sie die Funktion Kornett*in einführen wollen oder nicht.
- Idealerweise kommt die Idee von der Patrulle selbst. Deine Aufgabe als Leiter*in ist es, die Gruppenentwicklung bei deinen Patrullen zu beobachten, die Qualität der Zusammenarbeit mit den Kids in altersgerechter Form zu reflektieren und gegebenenfalls die Methode Kornett*in vorzustellen.
- Nicht jede Patrulle braucht eine*n Kornett*in. Kleine Patrullen schaffen die Koordination meist ohne explizite Funktion; zuweilen stört eine Funktion Kornett*in in einem Dreierteam mehr als sie nützt. Während für größere Patrullen mit 6-8 Personen die Funktion Kornett*in wahrscheinlich hilfreich ist.
Schritt 2: Der Patrullenrat legt zuerst die konkreten Aufgaben fest. Dann entscheidet die Patrulle konsensual, an wen diese Aufgaben übertragen werden sollen und bestimmt gemeinsam die Dauer.
- Falls sich deine Patrulle für die Methode Kornett*in entscheidet, ermutige die Patrulle ihr eigenes Bündel an Aufgaben zu schnüren und nicht vorschnell andere Patrullen nachzuahmen. Vorschläge dazu finden die Kids im Wegweiser. Achte darauf, dass das Bündel an Aufgaben zu den Kornett*innen passt!
- Es ist die ganze Bandbreite denkbar, von Patrullen mit Kornett*innen, die nur als Patrullensprecher*in fungieren bis hin zu Kornett*innen, die eine aktive Rolle bei der Koordination und/oder in der Wissensweitergabe spielen.
- Selbstverständlich können die Aufgaben auch auf zwei Personen aufgeteilt werden bzw. partnerschaftlich die Funktion Kornett*in übernommen werden – wie das ja bei vielen PPÖ-Funktionen der Fall ist.
- Der Name der Funktion kann von der Patrulle selbstverständlich frei gewählt werden und muss nicht zwingend Kornett*in lauten.
Schritt 3: Learning-by-doing und Unterstützung durch Leiter*in.
- Guides und Späher, die sich der Aufgabe Kornett*in stellen, sind bereit Verantwortung zu übernehmen und wollen Lernen. Achte als Leiter*in darauf, dass das Bündel an Aufgaben diese weder überfordert noch unterfordert.
- Rede mit den Kornettinnen und Kornetten regelmäßig über ihre Erfahrungen und Erwartungen. Denk daran den Rahmen so zu gestalten, dass diese positive Erlebnisse haben und in der Lernzone bleiben, dies motiviert deine Kids.
- Kornett*innen sind keine weiteren Leiter*innen. Sie tragen nicht mehr Verantwortung als die anderen Patrullenmitglieder. Ihre Aufgabe ist es auch nicht Streitigkeiten zu lösen: für Konflikte in der Patrulle sind alle in der Patrulle verantwortlich. Ist die Patrulle mit einer Situation überfordert, trägst du als erwachsene Aufsichtsperson immer die Letztverantwortung.
Schritt 4: Reflexion in der Patrulle und Feedback durch Leiter*in.
- Am Ende der Dauer wird die Funktion Kornett*in gemeinsam in der Patrulle reflektiert. Achte darauf, dass nicht nur die Aufgaben der Kornett*in besprochen wird, sondern vor allem die Qualität der Zusammenarbeit als Team insgesamt.
- Die Einsichten aus der Reflexion über die Art der Zusammenarbeit in der Patrulle, wenn es eine Kornett*in gibt, sollen in die nächste Patrullen-Entscheidung einfließen, ob und in welcher Form es wieder eine*n Kornett*in braucht.
Schritt 5:' Anerkennung der Leistung, sowohl der Patrulle als auch des Kornetten/der Kornettin.
- Feierliche Verleihung eine Kornettenabzeichens – nicht um die Funktion bei einer Person fix zu verankern (!) sondern als Auszeichnung für die erfüllte Herausforderung.
- Apropos Herausforderung: Alternativ könnt ihr auch den Kornetten und Kornettinnen nach der gemeisterten Aufgabe ein Schritt für Schritt Schwerpunktabzeichen „Verantwortungsbewusstes Leben in der Gemeinschaft“ verleihen.
Beispiele für die Praxis[Bearbeiten]
Im folgenden Abschnitt werden Beispiele für mögliche Aufgaben und Schulungen für Patrullen bzw. Kornetten und Kornettinnen vorgestellt.
Kornett*innenaufgaben[Bearbeiten]
Die Aufgaben der Funktion Kornett*in werden im Zuge eines Patrullenrats festgelegt. Dabei werden gemeinsam die Teamaufgaben besprochen und ausgewählt. Als Leiter*in achtest du darauf, dass tatsächlich Teamaufgaben verhandelt werden. Mögliche altersgerechte Aufgaben könnten sein:
- Überblick bewahren
- Patrullenrat moderieren
- Rücksichtnahme auf die Anliegen aller Patrullenmitglieder
- Aufgaben in der Patrulle koordinieren
- Patrullenideen weiterverfolgen
- Patrullenaktivitäten mit Unterstützung aller Mitglieder durchführen
- Zusammenhalt stärken
- Stimmung im Auge behalten und Motivator*in sein
- Auf freundschaftlichen Umgang achten, Mitglieder loben und danken
- Sprachrohr sein
- Vertretung der Patrulle im Trupprat
- Unterstützung bei Leiterinnen und Leitern suchen (wenn notwendig)
Dadurch, dass die Guides und Späher die Funktion Kornett*in gemeinsam gestalten, unterscheiden sich die Aufgabengebiete der Kornett*innen von Patrulle zu Patrulle. Dabei kann es auch Patrullen ganz ohne Kornett*in geben. Wichtig ist, dass alle Patrullenmitglieder die Möglichkeit haben, am Prozess teilzunehmen und die Methode Kornett*in verstehen.
Schulungen für Patrullen und Kornett*innen[Bearbeiten]
Den Überblick zu bewahren und ein Sprachrohr zu sein, sind durchaus anspruchsvolle Tätigkeiten für Guides und Späher. Auf Kornett*innenschulung, Kornett*innenlager, Kornett*innentage, Kornett*innenheimstunde etc. können die Kinder ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten in der Bewältigung dieser Teamaufgaben vertiefen und somit auch an Entwicklungsaufgaben arbeiten (siehe Abschnitt pädagogischer Hintergrund). Da die Funktion Kornett*in für einen begrenzten Zeitraum übernommen wird, sollen an solchen Schulungen nicht nur die “Amtsinhaber*innen” teilnehmen sondern alle interessierten Kids.
Mögliche Inhalte für eine Kornett*innen Schulung sind:
- GuSp-gerechte-Methoden zu Führungsstile und Teamwork
- Vertrauensspiele
- Kommunikationsspiele
- Motivationsspiele und üben, positiven Pfadigeist weiterzugeben
- Lernen mit Risikosituationen umzugehen
Der pädagogische Hintergrund[Bearbeiten]
Die Methode Kornett*in ist eine KANN-Methode , die du in deinem Trupp einsetzen kannst, aber nicht musst. Genaugenommen triffst nicht du die Entscheidung, sondern die Patrulle kommt von sich aus zur Einsicht, dass es sinnvoll ist, bestimmte Teamaufgaben für eine bestimmte Zeit oder Anlass einem Mitglied zu übertragen. Gruppendynamisch gesehen, definiert die Patrulle dadurch eine Funktion. Die Funktion Kornett*in kann Elemente eines informellen Oberhaupts der Patrulle umfassen, darf aber nicht mit einer formalen Leitungsfunktion gleichgesetzt oder verwechselt werden.
Wenn wir mit dem Modell der Themenzentrierten Interaktion (TZI) auf die Arbeitsfähigkeit einer Patrulle schauen, erkennen wir, dass Funktionen wie Kornett*in eine Struktur sind, die sich die Patrulle selbst gibt, um besser zusammenzuarbeiten (Grünton: "Das Patrullensystem - schrittweise als Patrulle ein Team werden"Siehe auch Kapitel "Das Patrullensystem - schrittweise als Patrulle ein Team werden (GuSp)"). Damit die Patrulle eine gute Entscheidung treffen kann, müssen zwei Voraussetzungen erfüllt sein.
- Erstens, braucht die Patrulle ausreichend Erfahrung in der Zusammenarbeit (Kooperation), um eine kluge Wahl treffen zu können, welche Aufgaben an die Funktion Kornett*in delegiert werden sollen.
- Zweitens, muss in der Patrulle ausreichend Vertrauen in ihre Entscheidungsfähigkeit aufgebaut worden sein, damit eine konsensuale Entscheidung getroffen werden kann. Dieses Vertrauen baut auf der Begegnung zwischen den einzelnen Patrullenmitgliedern auf. Wenn sich die Guides und Späher gut kennengelernt haben, können sie auch die Fähigkeiten und Fertigkeiten aller Patrullenmitglieder realistisch einschätzen.
Für den Zusammenhalt und das Vertrauen in der Patrulle ist es förderlich, wenn die zeitweise Übertragung von Teamaufgaben an Mitglieder im Konsens geschieht statt durch eine Wahl. Wahlen produzieren einen Gewinner und viele Verlierer. Während für Großgruppen die Wahl eine geeignete demokratische Form ist, um Leitungsfunktionen zu bestimmen, erscheint sie für die Kleingruppe ungeeignet. Der Konsens schafft ein höheres Maß an Legitimation und Vertrauen in die Fähigkeiten der Kornettin bzw. des Kornetten, fair und im Sinne des Gruppenwohls zu handeln. Das braucht Zeit und Erfahrung. In einer selbstbestimmten Peer Group entsteht im Zuge der Gruppenentwicklung (bspw. nach der Storming Phase) eine informelle Leitung (Grünton: "Den Rahmen für die Patrulle gestalten"Siehe auch Kapitel "Den Rahmen für die Patrulle gestalten (GuSp)").
Im Wegweiser wird den GuSp vorgeschlagen, dass sie bei mehreren Interessierten auch eine Wahl durchführen können. Achte als Leiter*in darauf, dass der Rahmen für die Kornett*innenwahl, die negativen Seiten einer Wahl möglichst eindämmen und vorab eine ernsthafte Diskussion über die nötigen Fähigkeiten geführt wird.
Wenn du der Patrulle die Methode Kornett*in zu früh aufdrängst oder gar eigenmächtig Kornett*innen von außen bestimmst, störst du den Gruppenprozess. Du schwächst das soziale System und nimmst deinen Guides und Spähern eine spannende Lernsituation. Der starke Fokus der Methode Kornett*in auf den Gruppenprozess erfordert von dir als Leiter*in sowohl Respekt vor der Autonomie der Patrulle als auch Vertrauen in die Lernfähigkeit der Guides und Späher zu haben.
Ein Kind, das vom Leitungsteam über die Köpfe der Patrulle hinweg als Kornett*in eingesetzt wird, kann sich außerdem in einer unmöglichen Situation wiederfinden. Es soll als “Ersatz-Leiter*in” fungieren, hat aber nicht den Rückhalt in der Patrulle oder steht womöglich einem informellen Oberhaupt der Patrulle gegenüber; das ist eine potenziell konfliktträchtige Situation, die die Patrulle spalten kann.
Wie die Methode Patrullenamt dockt auch die Methode Kornett*in an drei Elementen der Pfadfinder*innen-Methode an: Teamsystem, Learning by doing und Persönliche Weiterentwicklung. Alles dort Gesagte, gilt auch für die Methode Kornett*in (Grünton: "Das Patrullenamt – schrittweise Verantwortung übernehmen"Siehe auch Kapitel "Das Patrullenamt – schrittweise Verantwortung übernehmen (GuSp)").
Mit Blick auf die Entwicklungsaufgaben arbeitet die Methode Kornett*in vor allem der Mitbestimmung in der Patrulle zu. Je nach Ausgestaltung der Methode können auch Lernschritte im Bereich Gemeinschaft, Eigene Meinung und Werteentwicklung gemacht werden. Das hängt am Anfang des Prozesses davon ab, ob die Peer-Group-Seite der Patrulle den Diskussionsprozess dominiert, oder ob du als Leiter*in mit deinen Vorgaben und Rückmeldungen stärker in den Gruppenprozess eingreifst (Stichwort: duale Natur der Patrulle Grünton: "Die Patrulle als soziales Lernfeld"Siehe auch Kapitel "Die Patrulle als soziales Lernfeld (GuSp)").
Ähnlich wie die Methode Patrullenamt, kann auch die Methode Kornett*in die Identitätsentwicklung der GuSp unterstützen, da sie sowohl als Kornett*in als auch als Mitglied der Patrulle ihre Fähigkeiten und Fertigkeiten erweitern und gemeinsam als Team wachsen. Guides und Späher lernen eigene Bedürfnisse zu formen und auszusprechen, sowie Verantwortung für eine Aufgabe zu übernehmen. Die Patrulle lernt, gemeinsam Funktionen im Konsens zu definieren sowie Zusammenarbeit zu reflektieren und bewusst zu gestalten.
Verantwortung als Kornett*in zu übernehmen soll ein positives Erlebnis für die Kinder sein. Achte daher darauf, dass Aufgaben und Dauer von der Patrulle angemessen festgelegt werden und dass die angestrebten Lernschritte schaffbar sind. Die Teamaufgaben können auch auf mehrere Patrullenmitglieder verteilt werden und ruhig häufiger rotieren, so dass alle Kinder soziale Lernschritte machen können.
Weiterführendes[Bearbeiten]
Grünton: Die Patrulle als soziales LernfeldSiehe auch Kapitel "Die Patrulle als soziales Lernfeld (GuSp)"
Grünton: Den Rahmen für die Patrulle gestaltenSiehe auch Kapitel "Den Rahmen für die Patrulle gestalten (GuSp)"
Grünton: Das Patrullensystem - schrittweise als Patrulle ein Team werdenSiehe auch Kapitel "Das Patrullensystem - schrittweise als Patrulle ein Team werden (GuSp)"
Grünton: Das Patrullenamt – schrittweise Verantwortung übernehmenSiehe auch Kapitel "Das Patrullenamt – schrittweise Verantwortung übernehmen (GuSp)"
Fachwissen: GruppenentwicklungSiehe auch Kapitel "Gruppenentwicklung"