Kids reden mit - Mitbestimmung auf Truppebene (GuSp)

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Mitbestimmung von jungen Jugendlichen zählt mitunter zu den größten Herausforderungen in der GuSp - Stufe. Wie diese im Rahmen der Patrulle gelebt werden kann, erfährst du im Kapitel „Kids reden mit: Mitbestimmung innerhalb der Patrulle“. Da aber Mitbestimmung bei den Pfadfindern nicht auf der Ebene der Patrulle enden sollte, kannst du deinen Guides und Spähern auch die Möglichkeit bieten, das Leben des GuSp - Trupps aktiv mitzugestalten.


Die Methode

GuSp wollen heute mehr denn je ihr Leben in die Hand nehmen und mitbestimmen. Doch nicht in allen Lebensbereichen wird ihnen die Gelegenheit der Mitsprache oder Mitbestimmung eingeräumt. In der GuSp - Stufe kannst du ihnen aber diese Chance bieten. Für das Mitgestalten des Trupplebens bieten sich dazu zwei Methoden an: der Trupprat und die Truppversammlung.

Foto: PPÖ

Trupprat[Bearbeiten]

Der Trupprat ist der Ort, an dem Entscheidungen getroffen und Informationen weitergegeben werden. Es werden Themen behandelt, die im Truppleben einen besonderen Stellenwert haben oder bei denen die Miteinbeziehung aller Patrullen im Trupp wichtig ist (z.B.: Programmvorschläge, Wünsche und Anregungen oder aber auch Beschwerden). Für dich als Leiter*in ist der Trupprat zudem eine gute Möglichkeit, organisatorische Informationen in größeren Trupps an die Patrullen weiterzugeben.

Folgende Grundsätze solltest du als Leiter*in bei einem Trupprat beachten:

  • Plane den Trupprat regelmäßig und bewusst in dein Programm mit ein.
  • Ein Trupprat kann aber natürlich auch nach Bedarf stattfinden.
  • Der Trupprat wird von dir oder einem/einer Leiter*in einberufen.
  • Den Vorsitz im Trupprat hat ein/eine Leiter*in.
  • Die Patrullen werden im Trupprat von einem GuSp vertreten. Die Patrulle entscheidet selbst, wer sie im Trupprat vertritt. Das kann der oder die Kornett*in sein, muss aber nicht.
  • Nach jedem Trupprat sollte wieder ein Patrullenrat stattfinden, damit die Patrulle von ihrem/ihrerr Vertreter*in über die Ergebnisse informiert wird.


Die GuSp lernen im Trupprat, die Interessen ihrer Patrulle gegenüber anderen zu vertreten. Der Trupprat dient der Mitgestaltung des Trupplebens und der Informationsweitergabe an die Patrullen. Ein Trupprat dient nicht der Schulung der Kornetten und ist auch nicht als Treffen von „Spezialisten“ gedacht.

Die Kornett*innen/Vertreter*innen der Patrulle erwarten sich von einem Trupprat:

  • dass sie als Vertreter der Patrulle gehört und ernst genommen werden
  • dass der Ablauf für alle klar und verständlich ist
  • dass ein Trupprat auch Spaß macht


Die Kids erwarten sich von einem Trupprat:

  • dass die Meinung der Patrulle (durch den Kornetten) vertreten wird
  • Informationen über Entscheidungen, die im Trupprat getroffen wurden


Der Trupprat ist ein geeignetes Mittel, wenn der Trupp aus vier oder mehr Patrullen besteht. Bei weniger Patrullen bietet sich eventuell eine Truppversammlung an, da wegen der überschaubaren Größe des Trupps die Themen auch direkt mit den GuSp besprochen werden können.

Truppversammlung[Bearbeiten]

In einer Truppversammlung hat jedes Guide und jeder Späher die Möglichkeit das Truppleben aktiv mitzubestimmen. Hier werden Themen behandelt, die alle Kids persönlich betreffen und deswegen die Zustimmung jeder/jedes Einzelnen erfordern. Dies können beispielsweise Regeln sein, die bereits vorab im Trupprat erarbeitet wurden und dann von allen Truppmitgliedern abgestimmt werden. Die jungen Jugendlichen lernen im Rahmen einer Truppversammlung, ihre eigenen Interessen und Meinungen in einer größeren Gruppe zu äußern und gegenüber anderen zu vertreten.

Folgende Grundsätze solltest du als Leiter*in bei einer Truppversammlung beachten:

  • Die Truppversammlung umfasst alle Kids und alle Leiter*innen.
  • Plane eine Truppversammlung regelmäßig ein (beispielsweise zu Beginn eines Arbeitsjahres oder Sommerlagers). Sie kann aber auch nach Bedarf erfolgen, wenn z.B. neue Spielregeln festgelegt werden.
  • Die Truppversammlung wird von einem*einer Leiter*in einberufen.


Vorsitz und Moderation einer Truppversammlung erfolgt durch einen*eine Leiter*in. Von einer Truppversammlung erwarten sich die Guides und Späher, dass ihre persönliche Meinung gehört und ernstgenommen wird.

Was sollst du als Leiter*in beachten?[Bearbeiten]

Ein funktionierender Trupprat oder eine Truppversammlung hängt von verschiedenen Faktoren ab, bei denen die Kids auf alle Fälle deine Unterstützung benötigen.

Bei der Planung für den Rahmen von Trupprat oder Truppversammlung solltest du nachfolgende Punkte berücksichtigen:

  • Wo hole ich die beteiligten GuSp ab? (Spiel zu Beginn)
  • Ist der Ort für die Durchführung geeignet? (Größe, Störungen durch andere,...)
  • Ist die Aufgabenstellung klar und positiv formuliert? Haben es auch alle verstanden?
  • Wie kann ich die Motivation und die Atmosphäre unterstützen? (Süßigkeiten oder Getränke,...)


Über den Erfolg gelungener Mitbestimmung bei den Guides und Spähern entscheidet zu einem großen Teil auch die Grundhaltung von dir als Leiter*in. Gefordert sind Respekt und Anerkennung für die Sichtweisen der Kids. Außerdem sollen die Kids auch merken, dass du auf ihre Bedürfnisse eingehen und ihre Entscheidungen mittragen willst.

Mitbestimmungen bei den GuSp sollte...
...freiwillig, herausfordernd und spaßvoll sein.
...sich auf Fragen und Themen beziehen, die für die Kinder relevant sind.

Deine Aufgabe ist es, den passenden Rahmen zu bestimmen, den Inhalt aber offen zu lassen. Unterstütze die Kids bei ihren ersten Gehversuchen der Mitbestimmung im Truppleben. Je öfter GuSp Truppräte oder Truppversammlungen erleben, desto sicherer werden sie. Sei dir aber immer bewusst, dass letztendlich die Kids den Inhalt bestimmen.

Das sind grundsätzliche Werte der weltweiten Pfadfinder*innenbewegung, die durch dein Vorbild an die Guides und Späher vermittelt werden.
Weitere Infos findest du im Grünton "Partizipation - Kids reden mit"Siehe auch Kapitel "Partizipation - Kids reden mit (GuSp)".

Beispiele für die Praxis[Bearbeiten]

Bei der Planung eines Trupprates oder einer Truppversammlung hast du alle methodischen Grundsätze beachtet. Dennoch kommt es bei der praktischen Umsetzung zu schwierigen Situationen, mit denen du gar nicht rechnen konntest. Überlege dir bereits im Vorfeld, was einen Trupprat oder eine Truppversammlung stören könnte:

  • jemand ist unkonzentriert und beschäftigt sich mit etwas anderem
  • jemand unterhält sich die ganze Zeit mit einem/einer anderen
  • jemand ist grundsätzlich gegen jede Idee, die vorgestellt wird
  • jemand ist an überhaupt keiner Lösung interessiert, und will etwas anderes tun
  • jemand ist von einem anstrengenden Schultag ausgelaugt und ist daher müde, unkonzentriert oder gar aggressiv
  • jemand hat z.B. Streit mit dem/der besten Freund*in
  • jemand kommt direkt von einer Geburtstagsfeier zur Heimstunde und ist deswegen ganz aufgekratzt. Er/Sie will allen von der tollen Party erzählen


Ein Kochrezept für bestimmte Störungen gibt es nicht, dazu sind die Situationen und Charaktere der teilnehmenden Kids zu individuell. Dennoch gibt es ein paar Tipps, um derartigen Herausforderungen im Trupprat oder in der Truppversammlung zu begegnen:

  • ein kurzes Spiel zu Beginn oder zwischendurch zur Auflockerung
  • störende Einflüsse beseitigen (z.B. Gegenstände, die das Interesse der Kids auf sich ziehen)
  • als Einstieg zum Trupprat zu einer kurzen Erzählrunde einladen, damit die Kids ihre Erlebnisse, die sie gerade beschäftigen, loswerden (z.B. Sorgen losschicken)
  • GuSp, die den Trupprat oder die Truppversammlung stören, weiter von einander wegsetzen
  • um auch den ruhigeren Kids die Möglichkeit zu bieten, ihre oder die Meinung der Patrulle zu äußern, kannst du auf schriftliche Methoden zurückgreifen (z.B. Plakate, die von den Patrullen gestaltet wurden)
  • wenn nicht alle Guides und Späher gleichmäßig zu Wort kommen, kannst du auch ein „Mikrofon“ (Redestab) einsetzen – an der Reihe ist, wer das Mikrofon in der Hand hält


Viel hängt von deinem Fingerspitzengefühl ab, vom Schaffen der richtigen Atmosphäre, von der Wahl der Methoden sowie dem flexiblen Eingehen auf plötzlich auftretende Störungen.

Ideen für die Durchführung[Bearbeiten]

Gelungene Mitbestimmung orientiert sich an den Fähigkeiten der Guides und Späher. Hier kannst du die Kids fordern und fördern indem du Methoden zur Ideen- oder Entscheidungsfindung anbietest. Lass den Kids Zeit, eine neue Methode kennenzulernen und sie zu erproben, wechsle deine Methoden also nicht permanent. Um jedoch Langeweile zu vermeiden, solltest du versuchen, Vielfalt in deine Methoden zu bringen.

Lasst Körper sprechen[Bearbeiten]

Wer sagt, dass immer mit Handzeichen abgestimmt werden soll? Auch mit Hilfe der Körpersprache können die Kids eine Entscheidung treffen. Zuerst werden alle Vorschläge für z.B. die nächste Heimstunde gesammelt. Du als Leiter*in übernimmst nun die Moderation und liest diese nacheinander vor. Nach jedem Vorschlag drücken die GuSp ihre Einstellung pantomimisch oder mimisch aus (eine abwehrende Handbewegung, der Körper hängt schlaff oder eine hässliche Grimasse schneiden,...). Nun schauen sich die Kids um und können im Gespräch das Stimmungsbild zu einem Vorschlag besprechen oder hinterfragen. Nachdem alle Vorschläge behandelt wurden, kommt es zur Abstimmung.
Wichtig dabei ist die Moderation. Du solltest die Kids zum Nachfragen ermutigen. Die Meinungsbilder sind nicht persönlich gemeint sondern betreffen die Sache, das solltest du auch den GuSp deutlich machen.

Abstimmung mit den Füßen[Bearbeiten]

Ein bewegungsorientiertes Abstimmungsverfahren. Zuerst werden in großen Feldern die auf Zettel geschriebenen Vorschläge nochmals kurz vorgestellt. Nun setzt die Musik ein und die Kids bewegen sich um die Felder herum. Stoppt die Musik, stellen sich die Kids auf das Feld mit ihrem Favoriten. Wenig oder gar nicht besetzte Felder werden gestrichen bzw. der Zettel wird entfernt. Eine neue Runde beginnt.
Wichtig ist es, die Felder groß genug zu gestalten, damit zum Schluss alle Kids genügend Platz haben – kuschelig darf es aber ruhig werden. Nach einer Entscheidungsrunde kann es durch Streichung eines Vorschlages bereits zu Diskussionen kommen. Vereinbare vorher, wie damit umgegangen wird.

Abstand nehmen[Bearbeiten]

Die verschiedenen Vorschläge werden auf Zettel geschrieben. Die Kids bilden einen Kreis. Danach wird eine Idee nach der anderen in die Mitte des Kreises gelegt. Die Guides und Späher können sich nun zum Vorschlag hin oder vom Vorschlag weg bewegen. Je nach Entfernung bedeutet dies Zustimmung oder Abneigung. Die Kids können nun ihre Entscheidung kurz begründen.
Wichtig ist es den Bereich vorher zu definieren und die Kids zu motivieren, ihre Entscheidung zu begründen.

Gesprächsregeln[Bearbeiten]

Wo mehrere Menschen gemeinsam Entscheidungen treffen, ist es sinnvoll, gewisse Regeln im Gespräch einzuhalten. Auch im Trupprat oder in der Truppversammlung ist es hilfreich, auf solche Gesprächsregeln zurückgreifen zu können. Derartige Regeln werden von den Kids am Besten angenommen, wenn sie von ihnen selber erarbeitet und beschlossen werden.
Versuche als Leiter*in gemeinsam mit deinen GuSp derartige Gesprächsregeln aufzustellen und diese dann auf einem Plakat oder auf kleinen Kärtchen schriftlich festzuhalten. Nachdem die Gesprächsregeln von allen beschlossen wurden, kannst du die Kids auf dem Plakat unterschreiben lassen, damit es einen offiziellen Charakter erhält. Weitere Infos siehe Grünton "Kids reden mit - Mitbestimmung innerhalb der Patrulle"Siehe auch Kapitel "Kids reden mit - Mitbestimmung innerhalb der Patrulle (GuSp)".

Der pädagogische Hintergrund[Bearbeiten]

Richtig angewendet können Trupprat und Truppversammlung Lernfelder für drei Entwicklungsaufgaben anbieten: Mitbestimmung, Werteentwicklung und eigene Meinung. Insbesondere die Truppversammlung bietet den Kids eine spannende Gelegenheit sich über unterschiedliche Regeln und Werte für das Zusammenleben im Trupp auszutauschen und sich gemeinsam auf verbindliche Regeln zu einigen. Dabei üben deine Guides und Späher ihre eigene Meinung und ihre eigenen Interessen gegenüber einer größeren Gruppe auszusprechen und zu begründen.

Die Truppversammlung baut auf den Erfahrungen des WiWö - Forums auf, bei dem die Kinder lernen, sich eine eigene Meinung zu bilden, diese zu vertreten und somit auch das WiWö - Leben aktiv mitzugestalten und mitzubestimmen. Dazu gehört es auch, Entscheidungen hinzunehmen, die sich mit ihrer persönlichen Meinung nicht 100%ig decken.

Guides und Späher lernen durch Mitbestimmung im Trupp im Laufe der Zeit andere Meinungen zu respektieren sowie die Meinung ihrer Patrulle zu vertreten. Je öfter den Kids der Raum zur Mitsprache durch dich als Leiter*in angeboten wird, desto eher erlernen sie den Umgang mit dieser Verantwortung und fordern ihr Recht auf Mitbestimmung ein.
->Grünton: Partizipation - Kids reden mitSiehe auch Kapitel "Partizipation - Kids reden mit (GuSp)"

Die jungen Jugendlichen beginnen damit ihr Leben in und rund um die Patrulle mitzugestalten. Das Gefühl der Zugehörigkeit zur Patrulle wächst. Durch demokratische Strukturen wie Patrullenrat, Trupprat oder Truppversammlung gibst du ihnen die Möglichkeit, ihre eigene Meinung zu vertreten, aber auch die Meinung anderer zu hinterfragen bzw. zu respektieren. Das ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe der 10 bis 13-Jährigen, siehe auch Grünton "Die Entwicklungsaufgaben und Methoden der GuSp- Stufe"Siehe auch Kapitel "Die Entwicklungsaufgaben und Methoden der GuSp- Stufe (GuSp)".

Deine Bereitschaft den Kids echte Möglichkeiten zur Mitsprache einzuräumen und ihre Entscheidungen ernst zu nehmen und mitzutragen ist entscheidend für eine erfolgreiche Mitbestimmung der Guides und Späher auf Truppebene.

Weiterführendes[Bearbeiten]

Erklärungen und weitere Ideen:

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