Fachwissen für WiWö-Leiter*innen: Übergänge

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In diesem Fachwissenkapitel erfährst du wie du die Übergänge von den Biber bzw. zu den Guides und Bibern gestalten.


Übergänge: Von den Bibern zu den WiWö zu den GuSp

Diese Überschrift beinhaltet eine ganz schön große Lebensspanne: von einem fünfjährigen Kind hin zu einer*einem Zwölfjährigen! Ganz klar, dass sich hier in der Entwicklung vieles tut.

Eine Leiterin hat die Entwicklung, die ein WiWö über die drei Jahre macht, einmal folgendermaßen beschrieben: „Im ersten Jahr glauben sie am Sommerlager wirklich, dass ein böser Zauberer den großen Schatz stehlen möchte. Im zweiten Jahr setzen sie alles daran, lautstark zu verkünden, dass der böse Zauberer ja dieselben Schuhe hat wie WiWö-Leiter Sebastian und sie ihn erkennen. Und im dritten Jahr erklären sie den jüngsten WiWö, dass sie sich vor dem Zauberer nicht fürchten müssen und helfen zusammen, um den Schatz zu beschützen.“

Anders gesagt: Wenn ein WiWö frisch überstellt aus der Biberstufe in das Heimstundenleben in der Meute eintritt, erfährt es einiges Bekanntes, jedoch ebenso einige Unterschiede im Ablauf. Hierbei kann es für Dich hilfreich sein einen Blick auf die Entwicklungsaufgaben zu werfen und eine Standortbestimmung Deiner Meute durchzuführen.

Wenn Du bereits einige “ältere” WiWö hast, die den Alltag gut kennen, können sie dir dabei helfen, die frisch überstellen WiWö in die Gruppe zu integrieren. Zum Beispiel können sie bereits bekannte Spiele den Jüngeren erklären, sie dabei unterstützen die Abläufe in der Heimstunde zu erfahren oder während der Heimstundenregelerstellung Regeln aus dem letzten Jahr beschreiben lassen und dann als Leiter*in die Meinung der jüngeren WiWö dazu aktiv einholen.

Haben deine WiWö das erste Jahr hinter sich, kannst Du ihnen bereits mehr Verantwortung in der Gemeinschaft zukommen lassen. Sie entwickeln sich auch von ihrer Empathie her stets weiter und können sich – allgemein gesprochen - bereits besser in andere Menschen hineinversetzen. Achte hier auf die soziale Verantwortung (siehe auch Entwicklungsaufgaben) und gib den Kindern die Möglichkeit den jüngeren WiWö zu helfen, beispielsweise eine Spielgeschichte näher zu bringen, in der sich gerade alle befinden.

Im dritten WiWö-Jahr fangen die Kinder zunehmend an sich gedanklich aus der WiWö-Stufe zu verabschieden, denn Du bereitest sie stetig darauf vor, dass sie nach diesem Jahr in eine neue Stufe überstellt werden. Hierbei solltest Du wertschätzend versuchen Ängste und Sorgen zu erkennen und anzusprechen, Freude für die Zukunft zu entfachen und ihnen den Raum für ihre Bedürfnisse geben.

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Ein Kind kommt von den Bibern zu den WiWö[Bearbeiten]

Ein Kind, das bereits bei den Bibern die Pfadfinderei kennengelernt hat, bringt viel Wissen und Erfahrungen zu den WiWö mit. Natürlich gibt es auch Unterschiede, und vielleicht kommen dir diese zuerst in den Sinn: Buttons statt Abzeichen, andere Farben bei T-Shirts, Biberschläfchen statt Sommerlager, Unterscheidungen bei Ritualen und Traditionen… Doch wenn wir auf die Gemeinsamkeiten blicken, wird dir auffallen, dass ein Biber viele Dinge schon kennt, unter anderem

  • ein Erprobungssystem
  • den Ablauf von Heimstunden mit Aktivitäts- und Spannungskurve
  • das Eintauchen in Rahmen- und Spielgeschichten
  • die Konzepte von Gesetz und Versprechen

Der Symbolische Rahmen der Pfadfinder*innen spielt bei den Bibern natürlich eine ebenso wichtige Rolle, denn die Pfadfinder*innenmethode wird in jeder Stufe angewandt.

Mehr zu den Bibern erfährst du hier.[[1]]


Ein wichtiges Element des symbolischen Rahmens ist das Versprechen. Ab dem Zeitpunkt des allerersten Versprechens haben sich Biber dazu entschieden, der Gemeinschaft der Pfadfinder*innen dauerhaft anzugehören. Alle weiteren Versprechen, die ein Kind später ablegt, sei es bei den WiWö, den GuSp, auf einem Sommerlager etc., sind Erneuerungen. Das Halstuch ist das sichtbare Zeichen dafür, dass ein Kind sich entschlossen hat, zur weltweiten Gemeinschaft der Pfadfinder*innen dazuzugehören - einem Kind, das gerade von den Bibern zu uns kommt, das Halstuch wegzunehmen bedeutet, es aus der Gemeinschaft wieder auszustoßen. Außerdem sagen wir damit eigentlich, „die vorherige Stufe war nichts wert, dieses Versprechen gilt nicht“. Das wollen wir unbedingt vermeiden!

Zur Vorbereitung auf die neuen WiWö empfiehlt es sich, dass Du vorab Kontakt zu den Biber-Leiter*innen aufnimmst und mit ihnen eine Möglichkeit erarbeitest, dass die Kinder Dich, Dein Leiter*innenteam und die anderen WiWö kennenlernen.

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Quereinsteiger*innen: Ein Kind kommt neu zu den WiWö[Bearbeiten]

Neben den Kindern, die von den Bibern zu den WiWö kommen, also schon ein bisschen Pfadfinderluft geschnuppert haben, können auch Kinder bei den WiWö beginnen, die davor noch nicht bei den Bibern waren.

Das kann durch verschiedene Wege funktionieren: Anwerbeheimstunden bei denen Freund*innen der bestehenden Kinder den WiWö-Alltag anschauen kommen können und beschließen zu bleiben, Schnupperheimstunden im Allgemeinen, aber auch Kinder die einfach auf der Suche nach einer neuen Gemeinschaft sind.

Wichtig ist, dass Du und Dein Leiter*innenteam selbst in der Gruppe entscheiden könnt, wie ihr mit Einstiegen während des laufenden Arbeitsjahres umgehen wollt. Ihr könnt festlegen, ob es eine gewisse „Schnupperzeit“ gibt, bei der neue Kinder willkommen sind, später im Jahr dann aber nicht mehr – oder ob ihr ganzjährig Einstiege für OK empfindet. Bedenke bitte dabei, dass Kinder, die neu dazukommen immer einen gruppendynamischen Effekt haben und Du, so wie sonst auch in deiner WiWö Gruppe auf die Entwicklungsaufgaben und das Gruppengefüge Acht geben solltest.

Worin besteht der Unterschied von Quereinsteiger*innen und bestehenden WiWö auf den wir in diesem Kapitel hinauswollen?

Sicherlich kennst Du aus Deiner Erfahrung das Gefühl zu einer Gruppe dazuzustoßen, die sich schon kennt und vielleicht ihre eigenen Witze oder Erinnerungen hat, die Dir nicht geläufig sind. Da kann man sich schnell ausgegrenzt fühlen. Ähnlich ist das bei den Pfadfinder*innen: Es gibt viele Abkürzungen, interne Bezeichnungen und unausgesprochene Regeln und Zeichen, die die bestehenden Kinder und Du bereits kennen, für ein neu dazugekommenes Kind jedoch viele Fragezeichen und vielleicht auch damit einhergehende Unsicherheiten mit sich bringen.

Achte deshalb darauf, dass eure Gruppenregeln, Zeichen und Ausdrücke für alle Kinder klar definiert sind und vergewissere Dich im Speziellen, dass das neue WiWö auch weiß wovon Du sprichst.

Spiele, deren Regeln für alle klar sind, können von anderen WiWö erklärt werden. Gruppenregeln können noch einmal spielerisch wiederholt werden. Handzeichen oder Abkürzungen solltest Du ebenfalls beachten und Dir die Zeit nehmen, diese gut – am besten für alle – zu erklären.

Neben Regeln und internen Bezeichnungen, ist auch das Ankommen für Quereinsteiger*innen von Bedeutung. Gib den Kindern Zeit sich zu orientieren, verlange von ihnen nicht sich bei Erprobungen besonders anzustrengen, sondern versuche ihnen den Raum zu geben sich auszuprobieren. Du kannst auch ein anderes WiWö bitten dem Kind zur Seite zu stehen und so das Ankommen zu vereinfachen und Freundschaften leichter schließen zu können.

Gerne kannst Du auch nach einer gewissen Zeit ein Gespräch mit dem quereinsteigenden Kind führen und fragen, wie es ihm geht und was es vielleicht noch brauchen könnte, damit es sich noch wohler fühlt. Höre hier auf Dein Bauchgefühl und beobachte deine WiWö. Wenn Du nach dem Gespräch mit dem Kind und bei Deinen Beobachtungen das Gefühl hast, dass das Kind gut in die Gemeinschaft integriert ist, beachte dann besonders, dass Du das Kind nicht mehr so oft fragst, ob es alles verstanden hat. Schaue viel mehr drauf, dass es den WiWö-Alltag vollends erleben kann und sieh es als bestehendes WiWö.

Ein WiWö geht weiter zu den GuSp[Bearbeiten]

Im Alter von zehn Jahren ist ein Kind vielen Veränderungen von außen ausgesetzt. Durch den Schulwechsel ändert sich nicht nur der Freundeskreis (Cliquenbildung), sondern die Kinder sind auch einem höheren Leistungsdruck ausgesetzt. Außerdem müssen sie ihre persönliche Freizeit neu organisieren. Neben individuellen Interessen gilt es aus einem reichhaltigen Angebot von Freizeitorganisationen und Vereinen auszuwählen.

Unsere Erfahrung zeigt, dass Kinder in diesem Alter entwicklungspsychologisch gesehen nach einer neuen Bezugsperson verlangen und wesentlich größere Bereitschaft zur Übernahme von Verantwortung zeigen. Um diesen Bedürfnissen Folge leisten zu können, drängen sie in die Kleingruppe. Das „Leben in einer Phantasiewelt" (vor allem in den Rahmengeschichten) ist nicht mehr notwendig. Wir wollen und können dieser kindlichen Entwicklung nicht im Wege stehen, sondern reagieren - ganz im Gegenteil - bewusst darauf, indem wir die WiWö-Stufe strukturell und methodisch von der GuSp-Stufe unterscheiden.

Wir haben laut Verbandsordnung Altersgrenzen für die Überstellung in die nächste Stufe vorgegeben. Bei den WiWö ist sie mit 10 Jahren vorgesehen. Die VO sieht aber „entwicklungsbedingte Ausnahmefälle" vor. Grundvoraussetzung für einen gelungenen Stufenübertritt ist, dass das Kind die Entwicklungsaufgaben der WiWö-Stufe bearbeitet hat. Es ist daher notwendig, dass du einerseits nach geeigneten Mitteln und Wegen suchst, diese Entwicklungsaufgaben zu bearbeiten, etwa mit Hilfe des Erprobungssystems, andererseits dass auch die Leitung der GuSp-Stufe weiß, was sie von WiWö erwarten kann, das heißt dass du Sorge trägst, dass die Kinder dort abgeholt werden, wo sie „hingebracht wurden“.

Vor dem Stufenübertritt ist es notwendig, dass du einerseits Vorfreude weckst, um damit Ängste abzubauen und andererseits Informationen weitergibst. Dabei werden alle Beteiligten - das Kind, die Leiter*innen und beteiligten Stufen, sowie die Eltern des Kindes - in ein ,,Kommunikationsnetz" verwoben.

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Beide Stufenteams haben die Aufgabe, das Thema „Überstellung" in ihren Stufen positiv zu thematisieren. Das bedeutet beispielsweise, über einen längeren Zeitraum hinweg Vorfreude auf die nächste Stufe zu wecken und die „Ankommenden" als Bereicherung zu sehen und nicht damit zu drohen. Du und dein WiWö-Team könnt auch gemeinsame Heimstunden oder Aktionen initiieren, bei denen die Kinder und Leiter*innen Gelegenheit haben, sich kennenzulernen. Es versteht sich von selbst, dass auch bei den WiWö keine Ängste über die nächste Stufe geschürt werden („bei den GuSp geht das dann nicht mehr!“), sondern freudige Erwartung geschürt wird.

Beide Stufenteams haben die Aufgabe, untereinander wichtige und notwendige Informationen über die zu überstellenden Kinder auszutauschen. Achtet dabei darauf, über die Kinder möglichst vorurteilsfrei zu sprechen. Selbst wenn ein WiWö bei euch herausfordernd war, hat sie*er bei den GuSp eine ganz neue Chance verdient.

Die Eltern sind von beiden Stufenteams über Sinn und Ablauf der Überstellung zu informieren. Beide Stufenteams haben die Aufgabe, sich mit dem zu überstellenden Kind auseinanderzusetzen. Dabei liegt der Schwerpunkt der Vorbereitung naturgemäß bei euch als WiWö-Leitung. Nehmt dem Kind auf der Gefühlsebene seine Ängste und weckt die Vorfreude auf die neue Stufe. Gib ihm - auf der sachlichen Ebene - genaue Informationen darüber, was es in der neuen Stufe erwartet. Wenn ihr alle diese Ebenen berücksichtigt, wird das auch bei den einzelnen Mitgliedern der WiWö- und GuSp-Stufe eine positive Einstellung zum Stufenübertritt erzeugen, d.h. die Kinder werden sich auf ihre eigene Überstellung und die GuSp auf die „Neuen" freuen.


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Methodenidee: Schnupperheimstunde

Ein Biber kommt zu WiWö

Biber, die zu den WiWö überstellt werden, sind voller Erwartung und Spannung, was die neue Stufe ihnen bietet. Um Ängste oder Unsicherheiten zu minimieren kannst Du eine gemeinsame Schnupperheimstunde mit den Biber-Leiter*innen veranstalten. Achtet hierbei auf ein passendes Programm für alle Kinder, so dass Du und Dein Leiter*inneteam den zu überstellenden Bibern positiv auffallt und für die Biber verständliche Abläufe passieren. So kannst Du bereits Nähe zu den zukünftigen WiWö aufbauen und sie können womöglich freudvoller nach der Überstellung in der WiWö-Stufe starten.

Quereinsteiger*in zu WiWö

Die “klassische” Variante einer Schnupperheimstunde wird Dir vielleicht bereits bekannt vorkommen. In der WiWö Stufe bist Du als Leiter*in natürlich auch darauf bedacht, Dich stets um Nachwuchs zu kümmern. Dies kann im Rahmen einer “Anwerber*innen”- Heimstunde passieren. Du kannst entweder aktiv Werbung machen, oder diese Heimstunde für Freund*innen bereits bestehender WiWö anbieten. Überlege Dir mit Deinem Leiter*innenteam wann Du diese Heimstunde in der Jahresplanung ansetzt, da neue Kinder in der WiWö-Gemeinschaft auch Veränderung in der Gruppendynamik bedeuten.

Diese Schnupperheimstunde kann verschieden gestaltet sein. Du kannst eine Rätselrallye machen, Du kannst die Pfadfinder*innenwerte den Kindern näherbringen oder mit den Kindern eine Spieleheimsunde gestalten. Die Möglichkeiten sind fast unendlich, jedoch solltest Du darauf achten, dass Du den Kindern die Grundregeln bei den WiWö beibringst und einen angemessenen Rahmen für die Schnupperheimstunde schaffst. Bedenke auch, dass die Schnupperkinder weder eure Namen noch die Sitten der WiWö genau kennen und das zu Irritationen bei den Kindern führen kann.

WiWö zu GuSp

Ein zu überstellendes Kind besucht gemeinsam mit WiWö-Leiter*innen eine Heimstunde der GuSp, um die neue Leitung und die GuSp kennenzulernen. Es nimmt aktiv am Ablauf der Heimstunde teil. Du bleibst dabei im Hintergrund, gibst dem Kind aber die Sicherheit, da zu sein. Dadurch werden dem Kind Ängste vor Neuem genommen und Vorfreude geweckt. Diese Heimstunde sollen beide Leitungsteams gemeinsam planen, damit auch die GuSp einbezogen werden.

Überstellung – Die Zeremonie[Bearbeiten]

Eine Überstellung ist eine Zeremonie, die von Kindern häufig mit besonders viel Spannung erwartet wird und die daher besonders guter Vorbereitung bedarf, darum werden wir näher auf Überstellungszeremonien eingehen. In der Planung der Überstellung arbeiten die Teams beider Stufen eng zusammen. GuSp und WiWö werden - soweit es sinnvoll ist - mit einbezogen. Natürlich spielen, wie immer, Traditionen und Rituale eine wesentliche Rolle. Überstellungszeremonien sind keine Mutproben und müssen angstfrei ablaufen! Denk dabei an Sicherheitshalber! Wie du eine Überstellungsfeier ausgestalten kannst erfährst du im Kapitel “Fachwissen_für_WiWö-Leiter*innen:_Zeremonien,_Rituale_und_Traditionen”.

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Biber +, Guides +, Späher +, WiWö +, Übergänge +  und Überstellung +
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