GOLD-AIS - Adults in Scouting Anerkennung und Wertschätzung

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Freiwillige brauchen Anerkennung und Wertschätzung

Dieses Kapitel soll dir einen Überblick geben, wie du Anerkennung in die Betreuung deiner Mitarbeiter*innen bewusst einfließen lassen kannst.

Adults in Scouting (AIS)[Bearbeiten]

Aus dem AIS-Model zur Betreuung von Erwachsenen bei den PPÖ (Siehe GOLD-Kapitel AIS) geht hervor, dass es wichtig ist, die freiwillige Tätigkeit von Erwachsenen mit der nötigen Anerkennung und Wertschätzung zu würdigen. Dies passiert im Zuge des AIS-Models im Wesentlichen in der Arbeitsphase („Persönliche Betreuung“), aber natürlich auch in der Auswertungsphase.

Freiwillig aber nicht beliebig[Bearbeiten]

Alle Leiter*innen und Mitarbeiter*innen deiner Gruppe sind Freiwillige! Freiwillige, die im Rahmen ihrer Tätigkeit bei den Pfadfinder*innen Verantwortung übernehmen und sich in ihrer Freizeit engagieren leisten nicht nur für die Pfadfinder*innenbewegung einen wichtigen Beitrag, sondern auch für die Gesellschaft! Sie stellen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zur Verfügung, um Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu unterstützen. Dabei gehen sie verbindlich Verpflichtungen ein und investieren einen beträchtlichen Teil ihrer Energie und ihrer eigenen Freizeit.

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Die Freiwilligkeit bezieht sich bei einer verantwortungsvollen Tätigkeit – wie der Mitarbeit in einer Kinder- und Jugendbewegung – auf die Entscheidung mitzutun und sich für bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten freiwillig zu engagieren – oder eben auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt kann die Tätigkeit aber nicht mehr beliebig sein und je nach Lust und Laune ausgeführt werden. Das bedeutet Verpflichtung und kann erst wieder durch eine neue Entscheidung abgeändert werden. Oft wird Freiwilligkeit mit Beliebigkeit verwechselt!

Freiwillige empfinden ihre Tätigkeit im Normalfall als sehr erfüllend. Aber es gibt auch Situationen, wo es nicht einfach ist – manchmal sogar belastend. Gerade deshalb ist es so wichtig, das Engagement deiner Leiter*innen und Mitarbeiter*innen in jeder Hinsicht zu fördern und zu stärken. Eine wertschätzende Grundhaltung aller Engagierten untereinander sowie eine regelmäßige Anerkennung spielen dabei eine grundlegende Rolle.

Zwei wichtige Begriffe[Bearbeiten]

„Anerkennung“ und vor allem „Wertschätzung“ sind seit einigen Jahren höchst populäre Begriffe – aber was genau versteht man darunter?

Anerkennung

Anerkennung bezieht sich auf die Ausgestaltung des oben genannten Miteinanders. Anerkennung ist also ein Instrument dafür, die Beziehung im Rahmen einer Zusammenarbeit positiv zu beeinflussen und die Zusammenarbeit zu gestalten.

Wertschätzung

Wertschätzung ist eine Grundhaltung, die sich auf die generelle Achtung und den Respekt vor der Person bezieht – unabhängig von deren Leistung und deren Status. Wertschätzung wird somit zum Fundament eines gleichberechtigten Miteinanders.

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Bedenke dabei immer: Ohne Wertschätzung ist eine ehrliche Anerkennung nicht möglich.

Anerkennung und Wertschätzung

  • Sie motivieren und erleichtern eine Bindung der Freiwilligen über einen längeren Zeitraum an die Pfadfinder*innen.
  • Es wird dadurch die Kultur ehrenamtlichen Engagements in deiner Pfadfinder*innengruppe gestärkt.
  • Sie machen ehrenamtliche und freiwillige Arbeit öffentlich sichtbar und steigern damit das Ansehen und die Akzeptanz des freiwilligen Engagements.

Das AIS-Modell stellt sicher, dass diese Kontinuität in der laufenden Pfadfinder*innenarbeit gewährleistet wird. Den regelmäßigen (formellen oder informellen) Mitarbeiter*innengesprächen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, denn nur so wissen beide Seiten (du und deine Mitarbeiter*innen), wo sie stehen, was sie wollen und brauchen.

Kategorien der Anerkennung[Bearbeiten]

WOSM teilt Anerkennung in folgende Kategorien ein (WOSM, Volunteers in Scouting-Toolkit 2):

Kategorie Beschreibung
Anerkennung der verwendeten Arbeitsmethoden Anerkennung des Wissens, der Fähigkeiten und des Verhaltens, die ein Individuum bei der Freiwilligenarbeit einsetzt und an den Tag legt. Betont werden die Kreativität, die entwickelten Kompetenzen und die erzieherische Wirkung der Pfadfinder*innenarbeit.
Anerkennung des geleisteten Arbeitsaufwands Hier werden besonders die Bemühungen und die eingesetzte Energie herausgestrichen, die eine Person in die ihr gestellten Aufgaben gesteckt hat. Diese Form der Anerkennung ist unabhängig von den erreichten Ergebnissen.

In deiner Pfadfinder*innengruppe solltest du versuchen stets nach dem gleichen Schema den geleisteten Arbeitsaufwand deiner Leiter*innen und Mitarbeiter*innen anzuerkennen.
Anerkennung der Resultate Diese Form der Anerkennung schätzt die Effektivität und Leistung einer Person. Es wird vor allem für die erzielten Ergebnisse gedankt. Als Gruppenleiter*in solltest du Möglichkeiten finden, den Mitgliedern deiner Gruppe jedes Mal zu gratulieren, wenn sie erfolgreich waren und ihre gesetzten Ziele erreicht haben.

Zusätzlich definiert WOSM noch die weiter oben beschriebene Wertschätzung als eine weitere Kategorie der Anerkennung:

Anerkennung der Person = Wertschätzung Alltägliche Anerkennung der Person als menschliches Wesen, gewährleistet durch regelmäßigen Kontakt und Austausch. Diese Art der Anerkennung bedeutet, dass die Person auch das Recht hat, ihre Standpunkte zu vertreten und in Entscheidungen eingebunden werden sollte. Jeder Mensch sucht Anerkennung für den eigenen, einzigartigen Charakter und die eigene Persönlichkeit. Diese Art der Anerkennung, die Wertschätzung, kann nicht nur von dir als Gruppenleiter*in gezeigt werden. Vielmehr sollte sie die Grundhaltung für den Umgang miteinander in der Pfadfinder*innengruppe bzw. Teams sein. Jede*r Erwachsene in der Pfadfinder*innenbewegung soll hier mit gutem Beispiel vorangehen und seinen*ihren Teil zu einem positiven Klima der Wertschätzung beitragen.

Stolpersteine[Bearbeiten]

Eine Herausforderung für freiwilliges Engagement und die Unterstützung von Freiwilligen besteht darin, dass die gesellschaftlichen Werte sich in einem starken Wandel befinden. Es macht Sinn, wenn du dir dieser Tatsachen bewusst bist und es auch schaffst, Schlüsse daraus für die Personalsituation in der Pfadfinder*innengruppe zu ziehen. Die nachfolgende Tabelle bietet dir eine Auswahl an aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen.

Tendenz Erklärung Empfehlung
Kritische Geister Wir sind selbstbewusster und kritischer geworden. Autorität wird nicht hingenommen, jede*r muss sie sich verdienen. Wir fördern Mitsprache statt Rangordnung.
Engagierte Selbstentwicklung Wir engagieren uns dort, wo unser Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung befriedigt wird. Wir fördern Eigenverantwortung und Gestaltungsspielräume statt bloße Pflichterfüllung.
Weniger ist mehr Wir bevorzugen zeitlich begrenztes Engagement mit konkreten Zielen. Wir fördern erfolgsorientierte Projektarbeit statt kontinuierlichem Ehrenamt bzw. mehrjähriger Freiwilligentätigkeit.
Netzwerke als moderne „Familie“ Bindungen entstehen nicht von selbst. Menschen gehen „Wahlverwandtschaften“ mit Menschen ein, deren Werte und Interessen sie teilen. Wir fördern eine gelebte und bewegte Wertegemeinschaft statt Satzungsherrschaft.
Die Qual der Wahl Freiwillig Engagierte sind begehrt und haben die Qual der Wahl. Sie entscheiden sich für Einrichtungen, die deutlich machen, warum sich das Mitmachen lohnt. Wir fördern konkrete Angebote und aktive Werbung für den persönlichen Nutzen statt Appelle ans Pflichtgefühl.

Ohne Wertschätzung geht es nicht[Bearbeiten]

Wertschätzung kann dann erfolgreich gezeigt werden, wenn sie authentisch ist und zur Situation passt, d.h. dass sie nicht übertrieben oder „im Vorbeigehen“ stattfindet. Wertschätzung ist immer verbunden mit Respekt, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Dabei spielen nonverbale Äußerungen eine große Rolle. Ein Widerspruch zwischen Körpersprache und Worten kann als unehrlich und oft auch als verwirrend empfunden werden. Das Geben und Annehmen von Wertschätzung hängt u.a. mit dem Selbstwertgefühl und der Selbstsicherheit der beteiligten Personen zusammen, sowie von der zwischenmenschlichen Beziehung und den früheren Erfahrungen miteinander. Zur Entwicklung einer ausreichenden Selbstsicherheit ist nicht nur das Erleben von Wertschätzung wichtig, sondern auch die jeweilige emotionale Situation.

Wertschätzender Umgang – was heißt das konkret?[Bearbeiten]

Als Gruppenleiter*in hast du zahlreiche Möglichkeiten deine Wertschätzung auszudrücken.