GOLD-AIS - Adults in Scouting Anerkennung und Wertschätzung

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Dieses Kapitel soll dir einen Überblick geben, wie du Anerkennung und Wertschätzung in die Betreuung deiner Mitarbeiter*innen bewusst einfließen lassen kannst.


Adults in Scouting (AIS)

Aus dem AIS-Model zur Betreuung von Erwachsenen bei den PPÖ (Siehe GOLD-Kapitel AIS) geht hervor, dass es wichtig ist, die freiwillige Tätigkeit von Erwachsenen mit der nötigen Anerkennung und Wertschätzung zu würdigen. Dies passiert im Zuge des AIS-Models im Wesentlichen in der Arbeitsphase („Persönliche Betreuung“), aber natürlich auch in der Auswertungsphase.

Freiwillig aber nicht beliebig[Bearbeiten]

Alle Leiter*innen und Mitarbeiter*innen deiner Gruppe sind Freiwillige! Freiwillige, die im Rahmen ihrer Tätigkeit bei den Pfadfinder*innen Verantwortung übernehmen und sich in ihrer Freizeit engagieren leisten nicht nur für die Pfadfinder*innenbewegung einen wichtigen Beitrag, sondern auch für die Gesellschaft! Sie stellen ihr Wissen und ihre Fähigkeiten zur Verfügung, um Kinder und Jugendliche auf ihrem Lebensweg zu begleiten und zu unterstützen. Dabei gehen sie verbindlich Verpflichtungen ein und investieren einen beträchtlichen Teil ihrer Energie und ihrer eigenen Freizeit.

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Die Freiwilligkeit bezieht sich bei einer verantwortungsvollen Tätigkeit – wie der Mitarbeit in einer Kinder- und Jugendbewegung – auf die Entscheidung mitzutun und sich für bestimmte Aufgaben und Tätigkeiten freiwillig zu engagieren – oder eben auch nicht. Ab diesem Zeitpunkt kann die Tätigkeit aber nicht mehr beliebig sein und je nach Lust und Laune ausgeführt werden. Das bedeutet Verpflichtung und kann erst wieder durch eine neue Entscheidung abgeändert werden. Oft wird Freiwilligkeit mit Beliebigkeit verwechselt!

Freiwillige empfinden ihre Tätigkeit im Normalfall als sehr erfüllend. Aber es gibt auch Situationen, wo es nicht einfach ist – manchmal sogar belastend. Gerade deshalb ist es so wichtig, das Engagement deiner Leiter*innen und Mitarbeiter*innen in jeder Hinsicht zu fördern und zu stärken. Eine wertschätzende Grundhaltung aller Engagierten untereinander sowie eine regelmäßige Anerkennung spielen dabei eine grundlegende Rolle.

Zwei wichtige Begriffe[Bearbeiten]

„Anerkennung“ und vor allem „Wertschätzung“ sind seit einigen Jahren höchst populäre Begriffe – aber was genau versteht man darunter?

Anerkennung

Anerkennung bezieht sich auf die Ausgestaltung des oben genannten Miteinanders. Anerkennung ist also ein Instrument dafür, die Beziehung im Rahmen einer Zusammenarbeit positiv zu beeinflussen und die Zusammenarbeit zu gestalten.

Wertschätzung

Wertschätzung ist eine Grundhaltung, die sich auf die generelle Achtung und den Respekt vor der Person bezieht – unabhängig von deren Leistung und deren Status. Wertschätzung wird somit zum Fundament eines gleichberechtigten Miteinanders.

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Bedenke dabei immer: Ohne Wertschätzung ist eine ehrliche Anerkennung nicht möglich.

Anerkennung und Wertschätzung

  • Sie motivieren und erleichtern eine Bindung der Freiwilligen über einen längeren Zeitraum an die Pfadfinder*innen.
  • Es wird dadurch die Kultur ehrenamtlichen Engagements in deiner Pfadfinder*innengruppe gestärkt.
  • Sie machen ehrenamtliche und freiwillige Arbeit öffentlich sichtbar und steigern damit das Ansehen und die Akzeptanz des freiwilligen Engagements.

Das AIS-Modell stellt sicher, dass diese Kontinuität in der laufenden Pfadfinder*innenarbeit gewährleistet wird. Den regelmäßigen (formellen oder informellen) Mitarbeiter*innengesprächen kommt dabei eine entscheidende Rolle zu, denn nur so wissen beide Seiten (du und deine Mitarbeiter*innen), wo sie stehen, was sie wollen und brauchen.

Kategorien der Anerkennung[Bearbeiten]

WOSM teilt Anerkennung in folgende Kategorien ein (WOSM, Volunteers in Scouting-Toolkit 2):

Kategorie Beschreibung
Anerkennung der verwendeten Arbeitsmethoden Anerkennung des Wissens, der Fähigkeiten und des Verhaltens, die ein Individuum bei der Freiwilligenarbeit einsetzt und an den Tag legt. Betont werden die Kreativität, die entwickelten Kompetenzen und die erzieherische Wirkung der Pfadfinder*innenarbeit.
Anerkennung des geleisteten Arbeitsaufwands Hier werden besonders die Bemühungen und die eingesetzte Energie herausgestrichen, die eine Person in die ihr gestellten Aufgaben gesteckt hat. Diese Form der Anerkennung ist unabhängig von den erreichten Ergebnissen.
In deiner Pfadfinder*innengruppe solltest du versuchen stets nach dem gleichen Schema den geleisteten Arbeitsaufwand deiner Leiter*innen und Mitarbeiter*innen anzuerkennen.
Anerkennung der Resultate Diese Form der Anerkennung schätzt die Effektivität und Leistung einer Person. Es wird vor allem für die erzielten Ergebnisse gedankt. Als Gruppenleiter*in solltest du Möglichkeiten finden, den Mitgliedern deiner Gruppe jedes Mal zu gratulieren, wenn sie erfolgreich waren und ihre gesetzten Ziele erreicht haben.



Zusätzlich definiert WOSM noch die weiter oben beschriebene Wertschätzung als eine weitere Kategorie der Anerkennung:

Anerkennung der Person=Wertschätzung Alltägliche Anerkennung der Person als menschliches Wesen, gewährleistet durch regelmäßigen Kontakt und Austausch. Diese Art der Anerkennung bedeutet, dass die Person auch das Recht hat, ihre Standpunkte zu vertreten und in Entscheidungen eingebunden werden sollte. Jeder Mensch sucht Anerkennung für den eigenen, einzigartigen Charakter und die eigene Persönlichkeit.
Diese Art der Anerkennung, die Wertschätzung, kann nicht nur von dir als Gruppenleiter*in gezeigt werden. Vielmehr sollte sie die Grundhaltung für den Umgang miteinander in der Pfadfinder*innengruppe bzw. Teams sein. Jede*r Erwachsene in der Pfadfinder*innenbewegung soll hier mit gutem Beispiel vorangehen und seinen*ihren Teil zu einem positiven Klima der Wertschätzung beitragen.

Stolpersteine[Bearbeiten]

Eine Herausforderung für freiwilliges Engagement und die Unterstützung von Freiwilligen besteht darin, dass die gesellschaftlichen Werte sich in einem starken Wandel befinden. Es macht Sinn, wenn du dir dieser Tatsachen bewusst bist und es auch schaffst, Schlüsse daraus für die Personalsituation in der Pfadfinder*innengruppe zu ziehen. Die nachfolgende Tabelle bietet dir eine Auswahl an aktuellen gesellschaftlichen Tendenzen.

Tendenz Erklärung Empfehlung
Kritische Geister Wir sind selbstbewusster und kritischer geworden. Autorität wird nicht hingenommen, jede*r muss sie sich verdienen. Wir fördern Mitsprache statt Rangordnung.
Engagierte Selbstentwicklung Wir engagieren uns dort, wo unser Bedürfnis nach persönlicher Weiterentwicklung befriedigt wird. Wir fördern Eigenverantwortung und Gestaltungsspielräume statt bloße Pflichterfüllung.
Weniger ist mehr Wir bevorzugen zeitlich begrenztes Engagement mit konkreten Zielen. Wir fördern erfolgsorientierte Projektarbeit statt kontinuierlichem Ehrenamt bzw. mehrjähriger Freiwilligentätigkeit.
Netzwerke als moderne „Familie“ Bindungen entstehen nicht von selbst. Menschen gehen „Wahlverwandtschaften“ mit Menschen ein, deren Werte und Interessen sie teilen. Wir fördern eine gelebte und bewegte Wertegemeinschaft statt Satzungsherrschaft.
Die Qual der Wahl Freiwillig Engagierte sind begehrt und haben die Qual der Wahl. Sie entscheiden sich für Einrichtungen, die deutlich machen, warum sich das Mitmachen lohnt. Wir fördern konkrete Angebote und aktive Werbung für den persönlichen Nutzen statt Appelle ans Pflichtgefühl.

Ohne Wertschätzung geht es nicht[Bearbeiten]

Wertschätzung kann dann erfolgreich gezeigt werden, wenn sie authentisch ist und zur Situation passt, d.h. dass sie nicht übertrieben oder „im Vorbeigehen“ stattfindet. Wertschätzung ist immer verbunden mit Respekt, Interesse, Aufmerksamkeit und Freundlichkeit. Dabei spielen nonverbale Äußerungen eine große Rolle. Ein Widerspruch zwischen Körpersprache und Worten kann als unehrlich und oft auch als verwirrend empfunden werden. Das Geben und Annehmen von Wertschätzung hängt u.a. mit dem Selbstwertgefühl und der Selbstsicherheit der beteiligten Personen zusammen, sowie von der zwischenmenschlichen Beziehung und den früheren Erfahrungen miteinander. Zur Entwicklung einer ausreichenden Selbstsicherheit ist nicht nur das Erleben von Wertschätzung wichtig, sondern auch die jeweilige emotionale Situation.

Wertschätzender Umgang – was heißt das konkret?[Bearbeiten]

Als Gruppenleiter*in hast du zahlreiche Möglichkeiten deine Wertschätzung auszudrücken.

Teamarbeit und Kooperation fördern In einem guten Team achten und wertschätzen sich die Mitarbeiter*innen gegenseitig.
Gruppenkultur leben Wertschätzung, Vertrauen und Respekt sollen Grundwerte des Handelns sein und im täglichen Miteinander gelebt werden.
Vorbilder schaffen Beim Thema Wertschätzung musst du als Gruppenleiter*in mit gutem Beispiel vorangehen.
Regelmäßig loben Regelmäßiges Lob ist äußerst wichtig. Es muss ernst gemeint sein, sowie möglichst zeitnah und nachvollziehbar erfolgen.
Feedbackregeln einführen Auch eine gut vorgebrachte Kritik kann wertvoll für Mitarbeiter*innen sein und sie in der persönlichen Entwicklung voranbringen. Damit Kritik wertschätzend und konstruktiv bleibt, braucht es im Team gute Feedbackregeln.
Verantwortung übertragen Wertschätzender Umgang heißt auch, dass du in die Fähigkeiten deiner Leiter*innen so viel Vertrauen hast, dass du bereit bist, einen Teil deiner Verantwortung an geeignete Personen abzugeben.
Den Menschen schätzen Wichtig ist, dass du die Leiter*innen deiner Gruppe nicht nur nach ihren Leistungen und ihrem „Nutzen“ bewertest. Auch die Berücksichtigung ihrer persönlichen Bedürfnisse und Vorlieben spielt für ein gutes Miteinander eine wichtige Rolle.

Anerkennung hat vielerlei Gestalt[Bearbeiten]

Leitfaden für erfolgreiche Anerkennung[Bearbeiten]

Bei den Möglichkeiten, Freiwilligen in der Pfadfinder*innenarbeit deine wertschätzende Anerkennung auszudrücken, sind deiner Fantasie und Kreativität keine Grenzen gesetzt. Es ist jedoch sinnvoll, einige Grundsätze zu beachten.

Erfolgreiche Anerkennung ist persönlich und berücksichtigt persönliche Vorlieben
Die Freiwilligen sollen ihre Würdigung als etwas Positives erleben, deshalb ist es wichtig, dass sie im Einklang mit den individuellen Vorlieben, Werteinstellungen und Bedürfnissen der jeweiligen Person steht: Eine Person schätzt es beispielsweise, öffentlich eine Auszeichnung verliehen zu bekommen, für eine andere ist diese Vorstellung überaus unangenehm. So eine Person hält sich vielleicht lieber im Hintergrund und freut sich mehr über ein Buch mit einer persönlichen Widmung. Bei Freiwilligen, die du im Rahmen der gemeinsamen Pfadfinder*innenarbeit schon besser kennengelernt hast, kannst du diese Präferenzen sicherlich bereits gut einschätzen. Es spricht auch nichts dagegen, (neuen) Freiwilligen verschiedene Angebote zur Anerkennung zu machen oder sogar selbst entscheiden zu lassen, ob eine bestimmte Form der Anerkennung für sie die richtige ist. Die Form der Anerkennung soll auch immer im Einklang mit der Gruppenkultur und den Werten und Zielen der Organisation sein.

Erfolgreiche Anerkennung soll auf unterschiedliche Arten erfolgen
Wie schon im vorigen Punkt beschrieben, sollte die Anerkennung nicht immer gleich ablaufen. Richtest du dich nach den persönlichen Vorlieben, hast du automatisch eine Abwechslung. Vermeide es, immer den gleichen Weg zu gehen – es könnte das Gefühl entstehen, dass es nicht wichtig genug ist, sich etwas Neues zu überlegen.

Wertschätzende erfolgreiche Anerkennung soll durch verschiedene Personen erfolgen
Achte auch darauf, dass verschiedene Personen ihre Anerkennung ausdrücken können: Einmal die Gruppenleitung, einmal der Elternratsobmann oder die Elternratsobfrau, beim nächsten Mal die Stufenleitung, usw. Mit einem solchen Vorgehen zeigst du, dass die Bedeutung der freiwilligen Tätigkeit allen Beteiligten bewusst ist und dass nicht eine einzelne Person Anerkennung nur deshalb ausspricht, weil dies eben zu ihren Aufgaben gehört. Die erste Anerkennung erfolgt zumeist auf Ebene deiner Pfadfinder*innengruppe. Natürlich kannst du in einem späteren Schritt auch Verantwortliche auf der nächst höheren Ebene für zusätzliche Anerkennung einbinden (z.B. Bürgermeister*in oder Beauftragte des Bezirks, der Kolonne bzw. des Landesverbandes). Die Anerkennung soll auch durch jemanden geleistet werden, der*die objektiv die Arbeit der Freiwilligen kennt und dadurch auch wirklich zu würdigen weiß.

Wirkungsvolle Anerkennung ist aufrichtig und ehrlich
Eine Würdigung oder ein Dankeschön ist nur dann wirkungsvoll, wenn die angesprochene Person merkt, dass du es aufrichtig und ehrlich meinst. Bleib deshalb authentisch.

Wirkungsvolle Anerkennung erfolgt zeitnah
Der zeitliche Abstand zwischen dem Ereignis, auf das sich die Anerkennung bezieht – zum Beispiel ein durchgeführtes Gruppenlager – und der Anerkennung selbst sollte so kurz wie möglich sein. Außerdem gibt es der Person zu erkennen, dass du Interesse an der geleisteten Arbeit hast und unterstreichst damit auch die Wichtigkeit dieser Leistung.
Natürlich macht es auch Sinn, einzelnen Mitarbeiter*innen für ihr langfristiges Engagement zu danken (etwa mittels offizieller Ehrenzeichen des Landes- oder Bundesverbandes).

Wirkungsvolle Anerkennung ist einleuchtend und klar
Denke auch daran, dass der Grund der Anerkennung für die Freiwilligen einleuchtend und klar ist. Das ist nicht immer einfach, da jede*r Freiwillige das aufgrund seines*ihres persönlichen Hintergrunds und der persönlichen Motivation unterschiedlich bewertet. Es gibt aber jedenfalls nichts Schlimmeres, als nicht zu wissen, wofür man etwas gerade jetzt erhält oder das Gefühl zu haben, das eigentlich nicht verdient zu haben.

Wirkungsvolle Anerkennung wahrt die Verhältnismäßigkeit
Anerkennung sollte verhältnismäßig sein: Für gleiche Arten des Einsatzes solltest du in etwa gleichwertige Anerkennung erbringen. Es ist sinnvoll, über die Jahre und auch über verschiedene Gruppenleitungen hinweg eine Liste zu führen, die Auskunft darüber gibt, wer, wann, wieso, welche Arten der Anerkennung (Ehrenzeichen, Geschenke...) bekommen hat. Achte immer darauf, dass sich niemand benachteiligt fühlt!

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À la Carte - Die Anerkennungskultur in deiner Pfadfinder*innengruppe



Überlege dir, wie bisher Anerkennung in deiner Pfadfinder*innengruppe abgelaufen ist. Wer hat sich darum gekümmert? Wann war dies? Bei welchen Gelegenheiten? War es immer zum richtigen Zeitpunkt? Immer angemessen? Gab es vielleicht einmal „böses Blut“ wegen einer Anerkennung? Wie ist dir selbst schon Anerkennung zuteilgeworden? Wie ist es dir dabei ergangen? Hast du schon einmal mit deinen Leiter*innen und Mitarbeiter*innen über ihre Vorlieben hinsichtlich Anerkennung gesprochen? Welche Bedürfnisse haben sie in dieser Beziehung?

Gibt es in deiner Gruppe schon eine Liste mit den erfolgten Anerkennungen? Wenn nein, beginne einfach damit:

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Was macht Anerkennungskultur aus?[Bearbeiten]

Wer gibt, erhält auch etwas zurück. Für freiwillig Engagierte in der Pfadfinder*innenbewegung ist das nicht nur das Engagement der Kinder und Jugendlichen, das Lächeln eines Menschen, dem man gerade geholfen hat oder die allwöchentliche Begeisterung der Kids in den Heimstunden. Ein Gewinn liegt auch in dem Gefühl, selbst etwas Gutes getan und bewirkt zu haben.

Freiwillige in unserer Bewegung erfahren eine besondere Anerkennung, wenn Gruppenleiter*innen, Pfadfinder*inneneltern, aber auch Politik und Gesellschaft angemessene und innovative Wege des „Zurückgebens“ finden, die sich nicht auf ein einmaliges „Dankeschön“ beschränken. Angemessene Formen der Anerkennung basieren auch darauf, dass Anerkennung ein wesentlicher kultureller Bestandteil unserer Gesellschaft ist.

Elemente einer Kultur der Anerkennung

Die folgende Liste zeigt die Ideen, welche Bereiche Anerkennung umfassen kann:

  • Freiräume schaffen, in denen Freiwillige ihre Fähigkeiten und Talente, Neigungen und Stärken zur Entfaltung bringen können (und ihre Schwächen toleriert werden)
  • Möglichkeiten der Mitwirkung an relevanten Entscheidungen bieten
  • Abbau geschlechtsspezifischer Prägungen von Organisationsstrukturen herbeiführen und Zugänge zu ehrenamtlichen Führungspositionen ermöglichen
  • Engagierte durch fachliche Beratung, Begleitung, Bildung und Reflexion ihrer Arbeit fördern
  • Kosten und Risiken ausgleichen bzw. minimieren, die ihnen bei ihrem Engagement entstehen
  • Lob und Bestätigung geben für gute und verbindliche Leistungen
  • Zuwendung, Freundlichkeit und vor allem auch den notwendigen Respekt entgegenbringen
  • Schutz und Geborgenheit durch die Gruppe/das Team beim ehrenamtlichen Engagement geben
  • Dank für ihre Haltung und Leistung erfahren lassen
  • Kontinuität in der Anerkennung und Betreuung zuteilwerden lassen

Möglichkeiten der Anerkennung[Bearbeiten]

Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, wie du Engagement anerkennen und würdigen kannst. Im Folgenden findest du einige Beispiele – manche davon werden dir sehr banal vorkommen. Wenn du sagen kannst, dass du das „sowieso machst“, dann ist das gut.

Anerkennung mit Worten (Hirn)
Grüßen, loben, zuhören, danken, Feedbackregeln einführen bzw. Feedback geben, Zeitungsartikel über div. Aktionen veröffentlichen, Kommunikations- und Informationsfluss gewährleisten, Erfahrungsaustausch initiieren, Mitarbeiter*innengespräche führen, sich an Gesprächsregeln halten…

Anerkennung mit Taten (Hand)
Hilfsbereitschaft zeigen, Helfer*innenfest organisieren, kleine Abschiedsgeschenke, Geburtstagsgeschenke bzw. Aufmerksamkeiten, Urkunden für geleistete Teammitarbeit, Ausflug oder Event, Verantwortung übergeben, Transparenz schaffen…

Anerkennung mit Gefühlen (Herz)
Lächeln, gemütliches Eintreffen vor Sitzungen ermöglichen, eine nette Atmosphäre schaffen, Anliegen und Wünsche ernst nehmen, Teambetreuung bei Seminaren, offen sein für Anregungen, den Menschen schätzen, an Stärken orientieren…

Anerkennung kann auch oft mit dem Übertragen von Verantwortung oder speziellen, wichtigen Aufgaben vermittelt werden: So kannst du beispielsweise eine*n verdiente*n Leiter*in fragen, ob er*sie ein anstehendes Interview mit der Lokalpresse führen will bzw. in einem geplanten Zeitungsartikel erwähnt werden möchte.

Organisatorische Anerkennung durch die PPÖ[Bearbeiten]

Die PPÖ als eine Kinder- und Jugendorganisation haben auch strukturelle und organisatorische Möglichkeiten, um die Arbeit der Jugendleiter*innen und Erwachsenen im Verband wertzuschätzen und anzuerkennen.

Aus- und Weiterbildung
Deine Leiter*innen sollen die Ziele, Aufgaben und Wertvorstellungen der PPÖ und eurer Pfadfinder*innengruppe möglichst frühzeitig und umfassend kennenlernen. Für die Tätigkeit notwendigen professionelle Kenntnisse werden durch geeignete Ausbildung (in der Gruppe und auf Seminaren) vermittelt. Dadurch können die PPÖ und du als Gruppenleiter*in die Qualität der im Engagement erbrachten Leistungen sicherstellen. Die vorhandene formale und persönliche Qualifikation der Freiwilligen ist zu respektieren und nach Möglichkeit in die weitere Personalentwicklung einzubeziehen. Zur Förderung einer hohen Motivation und Kreativität sowie im Hinblick auf neuere Entwicklungen im Tätigkeitsfeld ist eine kontinuierliche Weiterbildung nötig. Dies sind die Aufgaben der beiden Elemente des AIS-Modells „Ausbildung“ und „Persönliche Betreuung“.

Jobbeschreibungen – Vereinbarungen über Aufgaben
Ein einfaches (und vielleicht überraschendes) Mittel der Anerkennung, für die du in GOLD auch die notwendigen Grundlagen findest (siehe Kapitel „Rechte und Pflichten der Gruppenleitung“ und „AIS - Adults in Scouting“), ist die Erstellung und das gemeinsame Ausverhandeln von Jobbeschreibungen. So wissen deine Leiter*innen und Mitarbeiter*innen genau, was ihre Aufgaben sind und können sie in der vereinbarten Qualität und Quantität erbringen. Der zeitliche Aufwand und die Dauer der freiwilligen Übernahme von Aufgaben soll möglichst klar abgesprochen werden (siehe auch Kapitel „AIS – Adults in Scouting“).

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Bedenke, dass das Engagement von neuen Leiter*innen (Mitarbeiter*innen) von Beginn an mit deutlicher Anerkennung verbunden sein soll. Dies kann z.B. durch eine Aufnahmefeier oder andere Formen der Begrüßung in der Gemeinschaft erfolgen.

Kostenerstattung
Die finanzielle Erstattung von unmittelbar mit der freiwilligen Arbeit verbundenen Sachkosten erfolgt im Normalfall durch die Pfadfinder*innengruppe. Dies trifft in den allermeisten Pfadfinder*innengruppen in Österreich auch auf die Kosten für die Aus- und Weiterbildung (Jugendleiter*innenausbildung) zu (in manchen Fällen auch über Landes- und Bundesverband).

Versicherungen für PPÖ-Mitglieder und Helfer*innen
Die freiwillig tätigen Leiter*innen und Mitarbeiter*innen sollen umfassend gegenüber bestehenden Risiken abgesichert werden. Ergänzend zu den gesetzlichen Bestimmungen und eventuell bestehenden Versicherungen ist es für eine Pfadfinder*innengruppe sinnvoll, alle persönlichen Risiken aus der konkret ausgeübten Tätigkeit zu versichern.

In jedem Fall sollten abgeschlossen werden:

  • eine Unfallversicherung (Arbeitsunfälle, Berufskrankheiten, Wegeunfälle)
  • eine Haftpflichtversicherung (Sach- und Personenschäden Dritter)
  • Beim Einsatz eines privaten KFZ sollte eine Fahrzeugversicherung auch fahrlässig verursachte Schäden abdecken (ohne Teilkasko und Rückstufungsschaden)
  • Anhand der konkreten Aufgaben und Risiken sollte geprüft werden, ob auch ein Rechtsschutz (Streitfälle wegen Klagen Dritter) erforderlich ist


Die Versicherung der PPÖ – abrufbar unter https://ppoe.at/service/download/ – deckt zwar einen gewissen Rahmen ab – ggf. kann es aber für deine Gruppe sinnvoll sein, eine Zusatzversicherung abzuschließen. Informiere dich auch in deinem Landesverband, ob es so eine Zusatzversicherung bereits gibt.

Ehrenzeichen der PPÖ
Die klassische Form der Anerkennung ist das Verleihen von Ehrenzeichen der PPÖ. Im Service-Bereich der PPÖ-Website (www.ppoe.at) findest du nähere und aktuelle Informationen dazu. Zu beachten ist hier unter anderem, dass die Antragsbearbeitung und Übermittlung von Ehrenzeichen durch deinen Landesverband (der die Ehrenzeichen der PPÖ wiederum im Bundesverband beantragen muss), einige Zeit dauern kann. Manche Landesverbände haben zusätzliche Ehrenzeichen.

Vergünstigungen
Jedes Mitglied der PPÖ hat durch die Registrierung Anspruch auf die Ausstellung der Scout Card. Mit dieser Karte gibt es in vielen Geschäften die Möglichkeit für Vergünstigungen (Infos auf https://ppoe.at/service/). Oft gibt es aber auch auf Gruppenebene bzw. in den Heimorten einer Pfadfinder*innengruppe die Möglichkeit, als Pfadfinder*in in Geschäften Vergünstigungen zu bekommen.

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Nachweise und Referenzen
Nachweise über erbrachtes Engagement, Zertifikate, Empfehlungsschreiben, etc. können bei Ausbildungs- und Studienplatzsuche, aber auch bei der Suche nach einem Arbeitsplatz hilfreich sein. Die Arbeit der Pfadfinder*innen wird zumeist von Institutionen und Firmen sehr positiv eingeschätzt, der Wert des Engagements und die dort gewonnenen Kompetenzen werden gewürdigt und oft bei der Entscheidung für eine*n Bewerber*in berücksichtigt.

Was Freiwillige motiviert[Bearbeiten]

Die Gründe dafür ehrenamtlich und freiwillig tätig zu sein, sind sehr vielfältig und persönlich. Die Bestätigung von individuellen Motiven, die Beseitigung von etwaigen Hürden und die Befriedigung der eigenen Bedürfnisse durch die Tätigkeit selbst sind der Schlüssel zu einem erfüllten, langfristigen, freiwilligen Engagement.

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À la carte

Damit du deine Leiter*innen und Mitarbeiter*innen auch angemessene Anerkennung zuteilwerden lassen kannst, ist es unerlässlich dich einmal selbst zu fragen, was dich zur ehrenamtlichen Tätigkeit motiviert und ob es möglich ist, diese Motivation in irgendeiner Weise zu fördern.
Das Bundesministerium für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz erhebt regelmäßig Informationen zur Struktur und Motivation der Freiwilligen in Österreich. Folgende Gründe und Motive für Freiwilligenarbeit wurden zuletzt in dieser Reihenfolge genannt:

1. Ich möchte damit anderen helfen.
2. Ich möchte etwas Nützliches für das Gemeinwohl beitragen.
3. Es macht mir Spaß.
4. Ich kann meine Fähigkeiten und Kenntnisse einbringen.
5. Ich treffe Menschen und gewinne Freunde.
6. Es bietet mir die Möglichkeit, meine Erfahrungen zu teilen.
7. Es hilft mir, aktiv zu bleiben.
8. Ich möchte mich für eine wichtige Sache engagieren.
9. Es erweitert meine Lebenserfahrung.
10. Es gibt mir die Möglichkeit, dazuzulernen.
11. Ich arbeite ehrenamtlich, weil ich möchte, dass auch mir geholfen wird.
12. Es bringt mir gesellschaftliche Anerkennung.
13. Es hilft mir für meinen Beruf.
14. Ich hoffe, dass mir die Tätigkeit hilft, einen bezahlten Job zu finden.

Versuche einmal selbst deine eigenen Motive einzuschätzen.
Du kannst die obige Liste natürlich auch in einem Gruppenrat an alle Leiter*innen verteilen und jede*n seine*ihre Motive auswählen lassen. Tauscht euch dann aus und versucht daraus Konsequenzen für den Umgang miteinander zu finden.

Das Bundesministerium hat auch nach den wesentlichen Gründen gefragt, warum sich Menschen nicht (mehr) freiwillig engagieren:

1. Ich bin niemals gefragt oder gebeten worden.
2. Ich habe nie darüber nachgedacht.
3. Ich bin durch familiäre Tätigkeiten ausgefüllt.
4. Es lässt sich mit meinem Beruf nicht vereinbaren.
5. Das ist nichts für meine Altersgruppe.
6. Keine attraktiven Möglichkeiten in meiner Nähe.
7. Durch Krankheit / Behinderung nicht in der Lage.
8. Das Gefühl, keinen nützlichen Beitrag leisten zu können.
9. Ich kann mir das nicht leisten.
10. Ich habe schlechte Erfahrungen gemacht.

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Echte Motivation kommt von innen (intrinsisch) – es ist sehr schwierig jemanden von außen „zu motivieren“ (extrinsisch). Es ist aber sehr wohl möglich, die nötigen Rahmenbedingungen dafür zu schaffen, dass sich Zufriedenheit mit der Tätigkeit einstellt und Ehrenamtliche das Gefühl haben, dass sich ihr Engagement rechnet. Der Begriff Motivation ist auf das lateinische motivum (Beweggrund, Antrieb) bzw. motivare (von innen heraus bewegen) zurückzuführen. Beide Herleitungen weisen spannender Weise in die oben beschriebene Richtung: Motivation kann man anderen nicht „einimpfen“!

Wertschätzung und Anerkennung sind zwei solche oben beschriebenen Rahmenbedingungen, die das eigene Engagement, die erreichten Resultate bestätigen und darüber hinaus neue Kraft für die Weiterarbeit geben.

Als Gruppenleiter*in sollst du auf die Bedürfnisse deiner Leiter*innen und Mitarbeiter*innen eingehen und sie gezielt ansprechen. Hürden lassen sich oft mit gezielter, wertschätzender Anerkennung überwinden. Schaffe attraktive Rahmenbedingungen und sorge dadurch für Zufriedenheit mit der eigenen ehrenamtlichen Tätigkeit.

Quellen[Bearbeiten]

  • Volunteers in Scouting-Toolkit 2, WOSM, www.scout.org
  • Freiwilliges Engagement in Österreich, BMSGPK, www.sozialministerium.at
  • 3. Freiwilligenbericht, 2019, BMSGPK, www.sozialministerium.at

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GOLD-Das Handbuch für Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen, Mai 2022
Autor*innen: GL-Bundesarbeitskreis

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