Ausgewogene und langfristige Programmplanung (GuSp)
Die Methode
Was heißt Programm ausgewogen und langfristig zu planen?[Bearbeiten]
Unser pädagogischer Auftrag ist es den Guides und Spähern Lernräume für die Bearbeitung ihrer Entwicklungsaufgaben anzubieten. Da die Bearbeitung der Entwicklungsaufgaben nicht innerhalb kurzer Zeit möglich ist, müssen die Inhalte und Schritte über einen längeren Zeitraum (zumindest ein halbes Jahr oder ein Semester) geplant werden. Die Vorgehensweise nennen wir ausgewogene und langfristige Programmplanung. Unter ausgewogener und langfristiger Programmplanung“ verstehen wir die systematische Planung des Heimstundenprogramms nach dem Top-Down Prinzip. Ihre zwei Dimensionen, „ausgewogen“ und „langfristig“, stecken schon in der Bezeichnung. Mit „ausgewogen“ verstehen wir Programm, das die ganzheitliche Entwicklung der Kinder und Jugendlichen berücksichtigt. Dazu werden unterschiedliche Inhalte mit unterschiedlichen Methoden bearbeitet.
Top-Down in der Dimension „ausgewogen“ meint, dass zuerst der Entwicklungsstand der Kinder und Jugendlichen eingeschätzt wird und daraus Ziele für die weitere Entwicklung abgleitet werden. Danach können die inhaltlichen Eckpfeiler z.B. anhand der Schwerpunkte gesetzt werden und so stellen wir sicher, dass auch die inhaltliche Arbeit vielfältig bleibt. Innerhalb jedes Schwerpunktes können ausgewählte Themen bearbeitet werden. Bei der konkreten Planung kann zusätzlich mithilfe von weiteren Methoden, wie z.B. Herz, Hirn und Hand, eine abwechslungsreiche Umsetzung des Programmes sichergestellt werden.
In zeitlicher Hinsicht ist das Top-Down Prinzip sehr einfach zu verstehen. Hier wird der zu planende Zeitbereich von den großen Einheiten (halbes Jahr oder Jahr) immer weiter unterteilt, bis die kleinsten Planungseinheiten (Heimstunde) erreicht sind. Dadurch entsteht ein Überblick über das verfügbare Zeitguthaben für die Umsetzung der Inhalte.
Für die Vorgehensweise nach dem Top-Down-Prinzip stehen verschiedene Werkzeuge zur Verfügung. Die Erklärungdazu ist im nächsten Teil „Beispiele für die Praxis“ festgehalten. Die vorgestellten Werkezeuge bauen auf Vorwissen zum pädagogischen Konzept und den Methoden der GuSp-Stufe auf.
Die Ausgewogenheit ergibt sich über Mission, 9 Entwicklungsaufgaben und den Zielen, die sich die Patrulle (das Leitungsteam) steckt. Die 8 Schwerpunkte und die GuSp-Methoden erlauben es, uns aus einer riesigen Auswahl an Umsetzungen zu wählen. Die Langfristigkeit ergibt sich, indem sich das Leitungsteam einen (Halb-)Jahresplan überlegt. Ein Halbjahresplan ist meist realistischer zu planen als ein ganzes Pfadfinderjahr. Ein Pfadfinderhalbjahr besteht allerdings nicht nur aus „Standard-Heimstunden“, die zur Zielerreichung verplant werden können, sondern auch aus Eckpunkten (Schulferien, Feiertage, Gruppenaktivitäten, etc), die in der Planung Berücksichtigung finden müssen (siehe auch Grafik unten).
Beispiele für die Praxis[Bearbeiten]
Unser pädagogischer Auftrag bei den Pfadfinder*innen ist die ganzheitliche Entwicklung unserer Kinder und Jugendlichen zu fördern. Um die Ganzheitlichkeit nicht aus den Augen zu verlieren, können wir uns an den Entwicklungsaufgaben und an den acht Schwerpunkten orientieren. Die Entwicklungsaufgaben geben uns eine Idee, welche Schritte die Guides und Späher in ihrem Alter in ihrer Entwicklung gehen sollen, sie geben uns aber keine Auskunft darüber wie sie das Ziel erreichen. Die acht Schwerpunkte helfen uns dabei möglichst alle Lebensbereiche abzudecken.
Ziel und Zwischenziele[Bearbeiten]
Um ein langfristiges Ziel erreichen zu können, muss das zu erreichende Ziel erst einmal bekannt sein. Weiters ist es nötig auch zu überlegen, wo die Patrulle aktuell steht (Standortbestimmung). Wenn „Start-“ und „Endpunkt“ bekannt sind, dann kannst du den Weg dazwischen in Etappen gliedern. Frisch überstellte Guide oder Späher erledigen ihre Entwicklungsaufgaben nicht „in einem Schritt“. Es braucht zumeist viele kleine, aufeinander aufbauende Angebote von uns Leiter*innen. Genau hierbei unterstützt die langfristige und zielorientierte Planung.
Standortbestimmung[Bearbeiten]
Das Ziel ist also klar: Wir wollen unsere Guides und Späher möglichst in allen Entwicklungsaufgaben fordern und ihnen Gelegenheit geben sich in ihrer Persönlichkeit weiterzuentwickeln. Der Startpunkt der Entwicklung einer GuSp-Patrulle kann mit einer einfachen Standortbestimmung erfolgen. Nimm dir die Entwicklungsaufgaben, oder für den Anfang eine einzelne Entwicklungsaufgabe, und stelle dir für deine Patrulle die folgenden Fragen:
- Wo steht die Patrulle gerade?
- Was bereitet der Patrulle Schwierigkeiten?
- Was könnte der nächste Lernschritt sein?
Für die Entwicklungsaufgabe Gemeinschaft könnten konkrete Fragen sein:
- Wie läuft die Zusammenarbeit in der Patrulle?
- Wie steht es um den Zusammenhalt in der Patrulle?
- Wie geht es dem einzelnen Guide, dem einzelnen Späher in der Patrulle?
- Was könnte die Patrulle enger zusammenbringen?
Anhand dieser Fragen kannst du auf einer Skala (z.B. von 1 bis 10) eintragen, wo deine Patrulle für die jeweilige Entwicklungsaufgabe steht. Wenn du die Standortbestimmung für alle Entwicklungsaufgaben machst, siehst du sofort, wo deine Kids schon weit sind und wo noch Potential herrscht. Mit einem Farbcode (grün/gelb/rot) kannst du noch markieren, wie dringlich der nächste Lernschritt für die Patrulle in der jeweiligen Entwicklungsaufgabe gerade ist.
Auch deine Guides und Späher selbst können wertvollen Input liefern. Du kannst gemeinsam mit ihnen erarbeiten, welche Themen sie gerne oder mehr machen möchten.
Zur Erinnerung: Es gibt zwei Arten von Entwicklungsaufgaben. Die einen Entwicklungsaufgaben richten sich an die Patrulle (Peer group), die zweite Gruppe richtet sich vor allem an das Individuum. -> Grünton: Die Entwicklungsaufgaben und Methoden der GuSp- StufeSiehe auch Kapitel "Die Entwicklungsaufgaben und Methoden der GuSp- Stufe (GuSp)"
Wenn du schon etwas Erfahrung mit langfristiger Planung gesammelt hast, kann es hilfreich sein diese beiden Gruppen zu unterscheiden und darauf zu achten, dass euer Programmangebot Lernräume sowohl für die Patrulle als auch für das Individuum anbietet. Das kann zum Beispiel durch Planung von Zeit für die Stufenmethode Schritt für Schritt oder für Interessensgruppen abseits der Patrullen geschehen (z.B. geschlechtsspezifische Angebote).
Da Partizipation für die Teamentwicklung und die individuelle Entwicklung deiner Guides und Späher wichtig ist, gibt es für die Mitbestimmung bei einer langfristigen Programmplanung ein eigenes Werkzeug, den „FAST APE“, den du im -> Grünton: Partizipation - Kids reden mitSiehe auch Kapitel "Partizipation - Kids reden mit (GuSp)" findest.
Zur Standortbestimmung für die acht Schwerpunkt kannst du eine ähnliche Methode einsetzen: Zeichne zuerst ein Tortendiagramm mit acht Stücken. Jedes Tortenstück steht für einen Schwerpunkt. Als nächstes erinnere dich an die Heimstunden im letzten halben Jahr. Welche Inhalte und Themen hast du bearbeitet? Ordne die Heimstunden einem Schwerpunkt zu (mit Klebepunkten oder kleinen Post-It‘s) und schau dir das Ergebnis an. Du wirst feststellen, dass manche Schwerpunkte öfter bearbeitet wurden und manche weniger oft oder auch gar nicht. Das ist völlig normal und kann unterschiedliche Gründe haben. Im Sommer bist du mit deinen Guides und Spähern vermutlich mehr im Freien als im Winter wo du vielleicht mehr kreative Themen bearbeitet hast.
Nach diesen beiden Standortbestimmungen ist klar, von wo aus deine Patrulle startet. Als nächstes musst du den Weg, der dich ans Ziel bringt, in mehrere Etappen einteilen. Dieser Weg wird in den wenigsten Fällen ein gerader, ebener Weg sein wo du dich Woche für Woche und Heimstunde für Heimstunde dem Ziel linear näherst. Mach dir also Gedanken über deine Ressourcen. Als Ressourcen gelten hier in erster Linie Zeit und Personal, in zweiter Linie aber auch Budget.
Zeitliche Einteilung[Bearbeiten]
Im Pfadfinderjahr gibt es immer wieder Fixpunkte, die entweder vom Kalender (z.B. Weihnachtsheimstunde oder Pfingstlager) oder deiner Pfadfinder*innen-Gruppe (z.B. Georgsfeiern, Überstellungsfeiern, etc.) bestimmt sind. Wenn du diese Fixpunkte von der Anzahl an theoretisch möglichen Heimstunden (=Schuljahr) abziehst wirst du bemerken, dass gar nicht mehr so viele Heimstunden übrigbleiben, die du frei zur Verfügung hast. Zusätzlich schau dir die Personalsituation in deinem Leiter*innen-Team an. Sind alle Personen das nächste halbe Jahr verfügbar? Oder weiß schon jemand, dass er/sie für mehrere Monate ausfallen wird? Zum Schluss kannst du auch noch die Budgetsituation in deinem Trupp anschauen? Ist etwas Geld in der Truppkassa? Oder braucht es die Unterstützung der Gruppe/des Elternrates/der Gilde um z.B. die Fahrt zu einem möglichen Ausflugsziel zu finanzieren?
Die Grafik veranschaulicht, dass nicht alle Heimstunden im Semester frei planbar sind, sondern es auch Eckpunkte gibt die zu berücksichtigen sind ( z.B. „Beginnfest“, Weihnachts-Heinmstunde, Fasching, etc. – rot markiert).
Nach all diesen Überlegungen geht es an die konkrete Planung für das nächste halbe Jahr. Ein halbes Jahr ist ein guter Zeitraum, um einen langfristigen Plan aufzustellen, wenn du das noch nicht oft gemacht hast.