Das WiWö-Erprobungssystem: Schöpferisches Tun
Schöpferisches Tun
Schöpferisches Tun bedeutet ...
- die eigenen kreativen Talente entdecken, weiterentwickeln und in ihrer Vielfalt ausleben,
- neue kreative Möglichkeiten und Techniken ausprobieren sowie
- eigene Ideen, Gefühle und Gedanken fantasievoll ausdrücken.
Als Grundvoraussetzung allen schöpferischen Tuns ist es wichtig, dass du eine Atmosphäre des Vertrau-ens schaffst. Schöpferisches Tun ist nämlich - wie Spirituelles Leben – ein integrativer Bestandteil aller anderen Schwerpunkte und nicht isoliert zu betrachten. Es liegt an dir, die Kinder dabei zu ermutigen und zu bestärken, sämtliche kreativen Ausdrucksmittel gleichwertig einzusetzen: die bildnerischen, die musikalischen sowie die sprachlichen und darstellenden. Achte darauf, dass alle Ausdrucksmittel den gleichen Stellenwert haben. Allen Kindern, die sich kreativ betätigen, sollte Respekt für ihre Darstellung ge-zeigt werden, um sie in ihrem kreativen Tun zu ermutigen. Das bedeutet, dass wir jeder menschlichen Äußerung Interesse und Verständnis entgegenbringen müssen. Nur so entsteht bei den Kindern Selbstvertrauen und – ein Auto vielleicht?“ hat schon manches Kind von weiteren kreativen Tätigkeiten abgehalten. Der Sinn der Erprobungen dieses Schwerpunktes liegt also darin, dass sich das Kind auf vielfältige Weise kreativ betätigen lernt. Deine Aufgabe ist es nicht, Gestaltungstechniken abzuprüfen und zu beurteilen ob diese beherrscht werden; deine Aufgabe hierbei ist es vielmehr, dem Kind die Möglichkeit zu geben, verschiedene Techniken kennenzulernen.
Wenn du das Jahr über ein abwechslungsreiches Heimstundenprogramm gestaltest, wirst du merken, dass du all die verschiedenen Inhalte dieses Schwerpunktes als Methoden einsetzt. Uns ist es beim Schreiben dieses Behelfes ebenso ergangen. Daher haben wir oft nur kurze Stichwortlisten zu den Erprobungen gestellt, um dich an die verschiedenen Möglichkeiten der Umsetzung zu erinnern.
Die Entwicklungsaufgaben Geschlechtsidentität, Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie Herausforderungen und Grenzen werden in diesem Schwerpunkt besonders angesprochen. Konkret bedeutet das für deine WiWö:
- Welche Möglichkeiten des kreativen Ausdrucks habe ich?
- Was macht mir Spaß und will ich vertiefen?
- Was probiere ich aus und lerne ich dazu?
Weg zum 1. Stern[Bearbeiten]
Ich zeichne, male, bastle oder gestalte mit verschiedenen Materialien.
Bei diesem Erprobungspunkt beschäftigen sich die WiWö mit sich selbst. Sie sollen erkennen, wer oder was für sie da ist, wenn es ihnen schlecht geht und was sie stärkt.
Zeichnen/Malen
Geschichten darstellen, Comics zeichnen, Kulissen für Theaterstücke entwerfen, Ansichtskarten oder Wappen zeichnen, schminken, Geburtstagskalender…
Basteln
Kostüme, Dekorationen, Spielmaterialien, Materialien für Sondertreffen, Tischschmuck, Raumschmuck, Collagen...
Formen/Gestalten
Ton, Knetmasse, Fimo, Salzteig, Draht, Pfeifenputzer, Gebäck, Kekse, Marzipan, Wachs, Lebensmittel kreativ anrichten ...
Ich singe, tanze oder musiziere allein oder mit anderen.
Sicher ist dir schon aufgefallen, dass beim Singen, Tanzen und Musizieren deine Hemmschwelle und auch die deiner Kinder höher ist als bei anderen kreativen Tätigkeiten. Daher ist es hier besonders wichtig, dass du durch dein Mittun - und somit deine Vorbildwirkung - deinen Kindern die Scheu vor Neuem/Ausprobieren/körperlichen Ausdrucksformen nimmst und ihre Freude am gemeinsamen Tun weckst.
Methoden
Singen
Vorsingen, Kanon, Singspiele, Lieder aus anderen Ländern, Rappen, Geräusche oder Stimmen nachahmen, Karaoke, Online-Videos, ...
Tanzen
Gemeinsam könnt ihr Kreistänze einstudieren oder Linedance ausprobieren. Welche Lieder hören deine WiWö gern? Kennen sie bereits Tänze, die sie sich untereinander beibringen möchten? Lieder und Tänze aus dem Dschungel und Waldenland findest du bald auf InfoPedia.
Ich erzähle Geschichten oder spiele Theater.
Kinder können sich in Geschichten leicht hineinversetzen. Es ist wichtig, dass alle mitspielen können, aber freiwillig ihren Part übernehmen und nicht zu etwas gezwungen werden, was sie überhaupt nicht spielen wollen. Die Identifikation mit der Rolle ist als etwas sehr Wesentliches anzusehen und trägt auch zum Wohlbefinden aller Mitwirkenden bei. Wer keine Sprechrolle übernehmen möchte, kann sicherlich auch als Passantin oder Mitglied der Affenbande auf der Bühne stehen.
Erzählen
von daheim, der Schule, vom letzten Urlaub, Geschichten, Märchen, Witze, Reden über „Gott und die Welt“...
Theater
Pantomime, Schattenspiel, Rollenspiel, Sondertreffen, Rahmengeschichten ...
Methoden
Weg zum 2. Stern[Bearbeiten]
Ich kann aus fünf vorgegebenen Wörtern eine kurze Geschichte erfinden und anderen erzählen.
Wie du den Kindern die fünf Worte vorgibst, ist ganz dir überlassen: Sie suchen sie im Wörterbuch, du lässt ein anderes WiWö für sie aussuchen, sie ziehen aus einer Box vorbereitete Zettel… Vielleicht wollen die anderen WiWö die Geschichte weiterspinnen, sie gemeinsam vorspielen oder noch mehr über das Eichhörnchen mit Hosenträgern, das am Sommerlager Marmeladepalatschinken bei einem Gewitter aß, hören?
Du kannst den Kindern auch nur einen Titel und einen ersten Satz vorgeben, sie spinnen die Geschichte dann weiter:
Der große Mond Es war schon dunkel und der See lag ruhig und still da, kein Windhauch war zu spüren und alles wirkte friedlich...
Wenn mehrere Kinder gleichzeitig diesen Punkt ablegen, können sie zusammen eine Geschichte erzählen, indem immer ein WiWö einen Satz sagt und der*die Nächste daran anknüpft.
Ich erfinde mit meiner WiWö-Gruppe ein Lied, einen Tanz oder ein Spiel.
Viele freuen sich über Geschenke, die sie überraschen. Oft sind das Dinge, die wir uns selber nicht gönnen würden. Es geht dabei keinesfalls nur um materielle Wünsche. Das wird im Weg zum 2. Stern-Heftchen auch ganz deutlich gemacht.
Es gibt viele Lieder, aus denen du ganz leicht einen Tanz machen kannst. In den Rahmengeschichten findest du Dschungel- und Waldenlandtänze; aber es gibt auch Partytänze, Kindertänze, Singspiele mit Bewegungen, Disco … Auch bei Liedern könnt ihr versuchen, neue Worte zu einer bekannten Melodie zu finden. Spiele zu erfinden kann auch bedeuten, bekannte Spiele abzuwandeln, beispielsweise Ver-steinern oder „Mensch ärgere dich nicht“.
Ich probiere neue Möglichkeiten des Gestaltens aus und stelle sie anderen WiWö vor.
Was habt ihr noch nicht ausprobiert? Vielleicht das Basteln mit Müll, das Gestalten mit Naturmaterialien, den Einsatz von Materialien beim Tanz, Regie bei Sketch/Theater führen, das Imitieren berühmter Künstlerinnen und Künstler, Fotografie… Auch beim schöpferischen Tun gilt unser Wahlspruch „So gut ich kann“ – und das ist gut genug! Wenn du von den WiWö verlangst, sich mit neuen Möglichkeiten des Gestaltens auseinanderzusetzen, bedeutet es für dich, es auch selbst zu tun. Es erfordert, dass du selbst dich mit neuen Techniken vertraut machst und sie vorher auch praktisch umsetzt. Nur so kannst du dann den Kindern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Methoden
Spezialabzeichen[Bearbeiten]
Erfinderin / Erfinder Kinder sehen die Welt mit anderen Augen als Erwachsene. So fallen ihnen oft einfachere und kreativere Lösungen ein als diesen. Fördere deine WiWö dabei, weiter offen dafür zu bleiben, für Probleme ihres Alltags neue Ansätze zu erfinden.
Methodenideen
- Etwas basteln, das im Alltag hilfreich ist
- Erforschen, wie das Lieblingsspielzeug funktioniert und es in der WiWö-Gruppe präsentieren
- Etwas aus Alltagsmaterialien erfinden und Dinge weiterverwenden, die normalerweise im Müll landen würden
- Überlegen, welche Erfindung für einen selbst besonders wertvoll ist, den anderen davon erzählen und sie nachbauen
- Eine Erfinderin oder einen Erfinder vorstellen und erzählen, welche genialen Innovationen von ihm*ihr stammen
- Überlegen, was unbedingt erfunden werden müsste
- Einen nützlichen Ersatz basteln, für einen praktischen Alltagsgegenstand oder benötigtes Material, der/das am Sommerlager fehlt (z.B. Schneebesen, Klebstoff, …)
Künstlerin / Künstler Viele Kinder können ungeheure Geduld aufbringen, wenn es darum geht, Kunstwerke (z.B. Basteleien) herzustellen. Mach allen bewusst, dass es dir darum geht, dass sie sich bemühen so gut sie können. Am Ende wird das Chaos übrigens gemeinsam aufgeräumt, auch das gehört dazu.
Methodenideen
- Verschiedene Bastelmaterialien kennen und ausprobieren
- Ein Museum besuchen und davon erzählen
- Das schönste Erlebnis bei den Pfadfinder*innen fotografieren, zeichnen oder basteln
- Eine Ausstellung gestalten und die anderen WiWö dazu einladen
- Das Lieblingskunstwerk aus unterschiedlichen Materialien herstellen, zum Beispiel eine Skulptur aus Wolle, Holz, Filz oder Pappmaché
- Den anderen WiWö den*die Lieblingskünstler*in vorstellen
Entertainerin / Entertainer Sicherlich gibt es in deiner Gruppe die Gelegenheit, dass die WiWö ein kleines Stück aufführen. Du kannst ja auch ganz speziell zu einem Elternabend einladen. Eines ist sicher: So ein Theaterstück braucht auch ein entsprechendes Publikum, dann macht die Sache viel mehr Spaß! Und es gehört für manche vielleicht ein bisschen Überwindung dazu, trotz Lampenfieber ihr Bestes zu geben.
Methodenideen
- Ein Theaterstück besuchen und Teile nachspielen
- Die anderen WiWö bei einem Sketch oder einem kurzen Theaterstück anleiten
- Einen kurzen Tanz vorstellen
- Den*die Lieblingsentertainer*in den anderen WiWö vorstellen
- Etwas auf einem Instrument vorspielen oder ein Lied singen
- Finger- oder Handpuppen (zum Beispiel aus Socken) basteln und mit ihrer Hilfe den Lagertag oder eine Geschichte nacherzählen
- Am Elternabend die Leiter*innen kreativ vorstellen
- Einen Teil des Lagerfeuerprogramms moderieren
Spieleexpertin / Spieleexperte Beim Spielen erleben Kinder Kreativität, Herausforderungen und Fairness. Durch den Einsatz möglichst verschiedener Spiele, die Geschicklichkeit, Denken, Bewegung, Fantasie oder Zusammenarbeit erfordern, werden die unterschiedlichsten Fähigkeiten der Kinder gestärkt.
Methodenideen
- Ein Spiel ausdenken und es den anderen erklären
- Den anderen WiWö das eigene Lieblingsspiel vorstellen und anleiten
- Einen Spieleblock in der Heimstunde gestalten
- Den Leiter*nnen für die nächste Heimstunde Spiele vorschlagen
- Verschiedene Brett- und Kartenspiele empfehlen
- Spiele optimieren (so, dass sie besser zum Thema der Heimstunden passen oder mehr Spaß machen)
- Anderen Spielregeln und Fairness erklären
- Spielarten für unterschiedliche Situationen kennen (z.B. Spiele, bei denen niemand ausscheidet oder ein ruhiges Sitzkreisspiel für das Ende der Heimstunde)
- Spiele aus anderen Ländern präsentieren