Fachwissen für WiWö-Leiter*innen: Die Heimstunde: Unterschied zwischen den Versionen
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In der Mitte einer idealen Heimstunde gibt es einen Höhepunkt: Hier soll es für die Kinder am interessantesten, am spannendsten sein. Hier ist der beste Punkt, den Kindern einen Inhalt zu vermitteln. Genauso wichtig ist allerdings das langsame Hinführen zu diesem Höhepunkt und die abschließende „Cool down“-Phase. So wird die Heimstunde zu einer ganzen, runden Sache. | In der Mitte einer idealen Heimstunde gibt es einen Höhepunkt: Hier soll es für die Kinder am interessantesten, am spannendsten sein. Hier ist der beste Punkt, den Kindern einen Inhalt zu vermitteln. Genauso wichtig ist allerdings das langsame Hinführen zu diesem Höhepunkt und die abschließende „Cool down“-Phase. So wird die Heimstunde zu einer ganzen, runden Sache. | ||
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Am Beginn der Heimstunde sind die WiWö meistens recht lebhaft. Nach einer Begrüßungszeremonie (sie macht allen WiWö klar, dass es jetzt los geht) sollte daher am Anfang immer ein Bewegungsspiel stehen, dass am besten schon zum Thema passt. Wenn sich die WiWö dann ausgetobt haben, könnt ihr intensiv mit dem Inhalt arbeiten – da wird es wohl langsamer zugehen müssen (Minute 20-40) und wenn ihr dann noch darüber redet, wird es ganz ruhig. Anschließend ist es wichtig, dass es wieder viel Bewegung gibt. Gegen Ende der Heimstunde müsst ihr jedoch darauf achten, dass ihr eure WiWö nicht zu aufgewühlt nach Hause schickt. Ihnen muss klar sein, dass die Fantasiewelt nun zu Ende ist und sie in der „Wirklichkeit“ nach Hause gehen. | Am Beginn der Heimstunde sind die WiWö meistens recht lebhaft. Nach einer Begrüßungszeremonie (sie macht allen WiWö klar, dass es jetzt los geht) sollte daher am Anfang immer ein Bewegungsspiel stehen, dass am besten schon zum Thema passt. Wenn sich die WiWö dann ausgetobt haben, könnt ihr intensiv mit dem Inhalt arbeiten – da wird es wohl langsamer zugehen müssen (Minute 20-40) und wenn ihr dann noch darüber redet, wird es ganz ruhig. Anschließend ist es wichtig, dass es wieder viel Bewegung gibt. Gegen Ende der Heimstunde müsst ihr jedoch darauf achten, dass ihr eure WiWö nicht zu aufgewühlt nach Hause schickt. Ihnen muss klar sein, dass die Fantasiewelt nun zu Ende ist und sie in der „Wirklichkeit“ nach Hause gehen. | ||
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Haltet das Ergebnis eurer Nachbesprechung unbedingt schriftlich fest; auf der Checkliste zur Heimstundenplanung ist genügend Platz dafür. So habt ihr beim nächsten Mal ein übersichtliches Blatt, auf dem festgehalten ist, was ihr zu einem Erprobungspunkt schon mal gemacht habt und was dabei gut oder schlecht war. | Haltet das Ergebnis eurer Nachbesprechung unbedingt schriftlich fest; auf der Checkliste zur Heimstundenplanung ist genügend Platz dafür. So habt ihr beim nächsten Mal ein übersichtliches Blatt, auf dem festgehalten ist, was ihr zu einem Erprobungspunkt schon mal gemacht habt und was dabei gut oder schlecht war. | ||
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Aktuelle Version vom 29. September 2024, 16:19 Uhr
Die Heimstunde / Der Heimabend
Die Heimstunde (tw. auch Gruppenstunde, Heimabend genannt) ist das wöchentliche Treffen der WiWö und somit das Kernstück deiner kontinuierlichen Arbeit mit ihnen. Hier können Kinder spielen, reden, streiten, lachen, weinen, arbeiten, basteln, bauen und balgen – wie im richtigen Leben – und dabei lernen. Deine Hauptaufgabe ist es aufzupassen, dass kein Kind dabei sprichwörtlich „auf die Nase fällt“: Du musst den „geschützten“ Rahmen dafür garantieren. Gemeinschaftsregeln (mit den WiWö erstellt) helfen dir dabei. Mehr dazu findest du unter Verantwortung als Leiter*in.
In der Heimstunde kannst du die Kinder mit deinen Inhalten bei der Bearbeitung ihrer Entwicklungsaufgaben unterstützen. Hierfür bietet dir das Erprobungssystem einen inhaltlichen Rahmen, der auf den 8 Schwerpunkten der PPÖ basiert. Jede Heimstunde ist daher ein Schritt der Kinder in ihrer Entwicklung.
Rahmenbedingungen einer Heimstunde[Bearbeiten]
Heimstunden sind von Gruppe zu Gruppe verschieden. Es gibt viele Traditionen, auch Unterschiede in den einzelnen Landesverbänden. Wenn du es also ein wenig anders machst, als wir hier beschreiben, so lass dich nicht verunsichern.
Denke aber immer daran, dass dein ganzes Tun als Pfadfinderleiter*in Sinn haben soll und dass es in einer Heimstunde in erster Linie um die Kinder gehen muss. Wenn du das beherzigst, so kannst du fast nichts falsch machen.
Ort
Die Heimstunde findet im Pfadiheim deiner Gruppe, der näheren Umgebung oder an einem vorher klar definierten Ort statt.
Dauer
Eine Heimstunde dauert je nach Gruppentradition und Größe des Volks/der Meute 1-2 Stunden. Ein gutes Mittelmaß sind wahrscheinlich 1 1/2 Stunden: Da werden die jüngere WiWö nicht über-, ältere nicht unterfordert. In 90 Minuten ist auch eine sinnvolle inhaltliche Arbeit möglich.
Direkt vor der Heimstunde
Du und dein Leitungsteam sollten mindestens 30 - 15 Minuten vor offiziellem Beginn der Heimstunde im Heim anwesend sein. So könnt ihr noch einen kurzen Check durchführen, ob alles wie geplant abläuft:
- Hat jede*r seinen Teil vorbereitet?
- Kennt jede*r im Team den Ablauf?
- Ist das gesamte Material da?
- Gibt es Änderungen?
Kinder, die etwas früher kommen, müssen nicht draußen warten und ihr könnt eventuell auch ein paar Worte mit Eltern wechseln. Beachtet in diesem Zusammenhang aber auch eure Aufsichtspflicht über Kinder, die bereits in eure Obhut übergeben wurden.
Während der Heimstunde
Leitung als Team
Ihr als Leiter*innen tretet immer als Team auf! Es sollte keine Hierarchie geben, sondern nur Aufgabenverteilungen. Das entbindet allerdings den*die Stufenleiter*in nicht von ihrer*seiner Verantwortung für die Erreichung der Ziele, den geordneten Ablauf der Heimstunde und die Sicherheit aller Beteiligten. Nur sie*er hat die nötige Ausbildung, um diese Aufgabe zu erfüllen. Sofern es die Umstände nicht anders erfordern, nehmen alle Leiter*innen an allen Programmpunkten teil. Das gilt auch für Spiele! Du wirkst so als Vorbild und motivierend. Die WiWö haben das Gefühl, dass alles, was passiert, wichtig ist.
Regeln
Regeln sind die Basis für jedes Gruppenleben. Regeln müssen allgemein anerkannt und akzeptiert sein. Das funktioniert nur, wenn sie verständlich und nachvollziehbar sind.
Du musst Regeln also immer allen erklären (und nicht nur durch Reden, sondern auch durch Tun). Viele Regeln können sich die WiWö auch selber geben. Vergiss aber nie, dass du für die körperliche (Gefahren im Heim; Straßenverkehr, ...) und geistige (Würde des Kindes!) Sicherheit jedes einzelnen WiWö verantwortlich bist! Die Vorgabe von (dir) wichtigen Regeln ist daher meist unerlässlich.
Jede Art von geistiger oder körperlicher Gewalt ist dem Pfadfinder*innen-Gedanken fremd. Das gilt auch für jegliche Sanktionen oder Druck, die ein Kind degradieren, entweder in den Augen anderer oder in seinen eigenen. Alle Programmpunkte einer Heimstunde sind Angebote, kein Muss. „Spielen-müssen“ zerstört Begeisterung und Kreativität. Falls ein Kind aber öfter nicht mitmacht, frage unbedingt nach, was nicht in Ordnung ist.
- Ermutige deine WiWö, gemeinsam einige eigene Regeln aufzustellen. Wenn ihr eure Regeln gefunden habt, könnt ihr ja in einer schönen Zeremonie alle das Regelwerk unterzeichnen.
- Du als Mitglied der Leitung bist verantwortlich dafür, dass alle die Regeln verstehen. Erinnere die WiWö öfter an bestehende Regeln und hängt sie gut sichtbar im Heim auf. Neuen Kindern musst du sie natürlich vorstellen.
- Verliere niemals die Geduld. Agiere bei einem Regelbruch nie aus einem Impuls heraus. Bleibe sachlich, auch wenn dir der Regelbruch sehr schlimm erscheint.
- Mache alle auf den Regelbruch aufmerksam und stelle ihn klar. Versuche dann im persönlichen Gespräch - niemals vor der Gruppe - mit dem jeweiligen Kind zu klären, warum der Regelbruch erfolgte und was die Konsequenzen sind. Nur wenn dies dem Kind klar ist, kann es aus der Situation lernen und sich das nächste Mal anders verhalten.
- Verhänge keine allgemeinen Strafen, schon gar nicht Routinearbeiten (Klo putzen o.ä.). Viel besser sind „Wieder-Gutmachungs-Aktionen“ (die sich die Kinder selber überlegen) oder Entschuldigungen.
- Kinder brauchen Grenzen und Leitung. Vergiss aber nicht, dass Kinder Regeln meist nicht mutwillig brechen. Normalerweise gibt es einen Grund für die Regelüberschreitung. Ver- suche den Grund zu finden, nicht das Verhalten zu korrigieren. Es benötigt oft viel Zeit zum Gespräch mit dem jeweiligen Kind.
Ablauf einer Heimstunde[Bearbeiten]
In der Mitte einer idealen Heimstunde gibt es einen Höhepunkt: Hier soll es für die Kinder am interessantesten, am spannendsten sein. Hier ist der beste Punkt, den Kindern einen Inhalt zu vermitteln. Genauso wichtig ist allerdings das langsame Hinführen zu diesem Höhepunkt und die abschließende „Cool down“-Phase. So wird die Heimstunde zu einer ganzen, runden Sache.
Begrüßung
Beginne immer pünktlich mit der Heimstunde! Deine WiWö können Pünktlichkeit nur lernen, wenn du es ihnen vorlebst. Obendrein ist dein Zeitplan wertlos, wenn du dich selber nicht daran hältst. Setze für alle einen eindeutigen Anfang durch einen gemeinsamen Beginn. Den Kindern gefällt es am besten, wenn ihr hier ein gleichbleibendes Ritual verwendet. Da kennen sich alle aus und deine WiWö fühlen sich sicher. Sinnvoll ist es auch, die Anwesenheit zu kontrollieren: Das klingt sehr streng, aber mit der richtigen Methode macht es deinen WiWö auch noch Spaß. Eine Anwesenheitsliste ist eine Art Erfolgsparameter für dich. Wenn du bemerkst, dass ein Kind schon öfter fehlt, kannst du rückfragen, warum das so ist. Finde auch heraus, ob die Eltern davon wissen und was sie dazu meinen.
Belebungs- und Motivationsphase
In dieser Phase geht es am lebhaftesten zu. Die WiWö sollen sich spielerisch austoben können. Gleichzeitig kannst du aber schon mit Hilfe des Mottos auf das Thema der Heimstunde hinarbeiten, um den Spannungsbogen aufzubauen.
Erlebnis- und Erfahrungsphase
Jetzt dreht es sich ganz intensiv um das jeweilige Thema der Heimstunde. Es geht zwar spielerisch weiter – aber ruhiger (siehe Aktivitätskurve!). Setze einen bewussten Höhepunkt! In dieser Phase ist das Arbeiten mit (einer) Rahmengeschichte(n) nützlich. Eine Waldenland- oder Dschungelecke im Heim ist dabei hilfreich. Wenn du diese ruhigere Phase der Heimstunde immer an diesem Ort machst, werden sich deine WiWö daran gewöhnen, dass es etwas ruhiger zugeht und dass es jetzt interessant wird. Jetzt ist die richtige Zeit um Wissen/Fertigkeiten zu vermitteln. Vergiss dabei aber nicht auf das pfadfinderische „learning by doing“: Gib nur wenige Instruktionen! Nur 20% der Zeit sollte mit Erklärungen vergehen, 80% sollen dem Tun gewidmet sein. Lass die WiWö viel selber ausprobieren und selber machen. Wenn du etwas erklärst, tue es nie ohne Hilfsmittel (Plakate, Dinge zum Anfassen, Anschauen,...)! Kinder lernen nicht nur durch Hören, sondern am besten, wenn du mehrere Sinneskanäle gleichzeitig ansprichst. Weiters müssen die WiWö das Gelernte spielerisch üben können. Plane genügend Zeit ein, damit wirklich jedes Kind die Möglichkeit hat, sich das Gelernte wirklich anzueignen.
Anwendungs- und Ausklangsphase
Anschließend brauchen die WiWö dringend wieder etwas Bewegung. Deine Aufgabe ist, das eben Gelernte und/oder Inhalte aus vorherigen Heimstunden etwas lebhafter mit den WiWö anzuwenden. Hier sollen auch alle WiWö die entsprechende Erprobung(en) ablegen können. Du und dein Leitungsteam müsst eben Acht geben, welches der Kinder im Spiel den Schritt im Erprobungssystem gemacht hat. Den erledigten Punkt könnt ihr gleich anschließend oder am Ende der Heimstunde abzeichnen. Begründet auf jeden Fall immer eure Entscheidung – vor allem, wenn ihr einem Kind die Bestätigung einmal verweigert. Am Ende dieser Phase geht der Spannungsbogen wieder klar nach unten: Das Thema ist eigentlich beendet, die Inhalte umgesetzt. Beruhige die WiWö langsam spielerisch, steig langsam aus dem Motto aus, damit die Kinder am Ende der Heimstunde nicht „überdreht“ sind. Auch das gemeinsame Aufräumen gehört eigentlich dazu (und kann ebenfalls etwas zum Lernen sein). Diesen Abschnitt kannst du auch am besten dazu nutzen, um die Meinung der Kinder zur Heimstunde zu erheben (=Reflexion).
Abschluss
Auch am Schluss ist es wichtig, eindeutig und gemeinsam aufzuhören. Wenn dir während der Heimstunde die Zeit davonläuft und du merkst, dass sich dein geplantes Programm nie ausgehen kann, dann streiche immer andere Punkte, aber nie den Abschluss! Der beste Abschluss ist wieder ein Ritual (z.B. ein Abschlusskreis mit einem bestimmten Lied). Dabei besteht auch die Möglichkeit, Verlautbarungen zu machen. Nimm dir dafür genügend Zeit: WiWö fragen viel und am Ende soll wirklich allen alles klar sein. Du kannst auch eine motivierende Vorschau auf die nächste Heimstunde einbauen. Denk daran: Alle wieder pünktlich verabschieden! Ihr seid auf jeden Fall die Letzten, die das Heim verlassen.
Die (Halb-) Jahresplanung[Bearbeiten]
Längerfristige und zielorientierte Planung deiner Arbeit mit den WiWö garantieren, dass jedes Kind seine Entwicklungsaufgaben bestmöglich bearbeitet.
Um abwechslungsreiche, anregende und somit motivierende Heimstunden für deine WiWö anbieten zu können, musst du langfristig planen. Damit wird es auch möglich, dass hintereinander liegende Heimstunden in einem größeren Zusammenhang stehen. Die Kerninhalte, die in den Heimstunden abgedeckt werden sollen, sind durch das pädagogische Konzept der PPÖ vorgegeben.
Aus diesem sind einige Hilfsmittel abgeleitet, die ihr nur für eure Gegebenheiten anpassen müsst:
- Das Erprobungssystem
inklusive Heftchen zu Versprechen, 1. und 2. Stern. sowie Spezialabzeichen
- Die Rahmengeschichten
„Puck sucht ihren Namen“ und „Das Dschungelbuch“
- Infopedia
mit den Unterbereichen WiWö und Themenbehelfe
Um diese Inhalte zu vermitteln ist das Spiel dabei die zentrale Methode. Ein „Vorrat“ an Spielen, Liedern und anderen kreativen Gestaltungsmöglichkeiten ermöglicht dir flexibles Arbeiten.
Unsere Rahmengeschichten helfen dir komplexe Dinge kindgerecht zu vermitteln und Zeremonien, Rituale und (Gruppen-)Traditionen geben dem WiWö-Leben Struktur.
Diese eignen sich hervorragend, um einen roten Faden Durchs Jahr zu schaffen.
Zu Jahresbeginn sollt ihr einen groben Jahresplan erstellen. Dabei berücksichtig ihr am besten schon wichtige Feste und Fixtermine im Jahresablauf. z.B:
- Persönliche Feiern (Geburts- oder Namenstage)
- Gruppenfeierlichkeiten
- Religiöse und staatliche Feste
- Ferien
- Aktionen
Auch der Ablauf der Jahreszeiten hat einen Einfluss auf die Heimstunden, die du im Laufe des Jahres gestaltest.
Tabelle Halbjahresplanung
Ihr könnt diese Tabelle nach euren Bedürfnissen abändern und vervollständigen.
In dieses grobe Gerüst könnt ihr auch schon Erprobungen einbetten, die einen „logischen“ Platz im Jahr haben. Eine Heimstunde zu den Stufenregeln macht etwa am Anfang des Pfadi-Jahres Sinn, eine Heimstunde zu Pflanzen eher im Frühling.
Alle 2-3 Monate solltet ihr euch dann daran machen, die Heimstunden genau zu planen. Damit ihr euch nicht alles „aus den Fingern saugen“ müsst, gibt es etliche Hilfen.
Planung einzelner Heimstunden[Bearbeiten]
Die Planung von Heimstunden erfolgt immer gemeinsam im WiWö-Leitungsteam. So kennen alle ihre Aufgaben und können selbst bestimmen, was sie sich zutrauen.
Ziel und Inhalt festlegen
Im Sinne einer zielorientierten Planung legt ihr zuerst Ziel(e) und die daraus folgenden Inhalte für eine Heimstunde fest. Ihr müsst also wissen, welche Entwicklungsaufgabe ihr in dieser Heimstunde bearbeiten wollt. Folgende Fragen könnt ihr euch dabei in etwa stellen:
- Was sollen die WiWö nach dieser Heimstunde können/wissen/erlebt haben? Wie ist ihr Ausbildungsstand?
- Welche Wünsche/Bedürfnisse haben sie dazu?
- Wie ist der Zusammenhang zu den Heimstunden davor und danach?
Dann sucht die Erprobung(en), die diesen Inhalt beschreibt(en). Sie stellt(en) dann den zentralen Punkt in der Heimstunde dar. Sollte ein Thema sehr umfangreich sein, so könnt ihr ruhig mehrere Heimstunden hintereinander zu einem Thema gestalten. Dabei ist es aber wichtig, dass auch die Kinder den Zusammenhang verstehen: Ihr müsst also am Beginn der folgenden Heimstunde(n) an das Vorangegangene anknüpfen, indem ihr die letzten Heimstunden in Erinnerung ruft.
Bedürfnisse berücksichtigen
Bei all unserem Tun stehen die Kinder, eure WiWö, im Mittelpunkt, natürlich auch bei der Heimstundengestaltung. Kinder haben das Recht mitzureden und können so – wenn ihre Meinung auch wirklich ernst genommen wird - Demokratie erlernen. Ihr stellt damit auch sicher, dass das Programm, das ihr gestaltet, für die WiWö interessant ist. Begeisterung und Motivation sind größer, wenn die Kinder die Heimstunde mitgestaltet haben. Führt also „Beratungen“ und Erhebungen durch, bevor ihr Heimstunden plant. Eine kindgerechte Methode dafür ist etwa das WiWö-Forum.
Methoden auswählen
Der nächste Schritt bei der Heimstundenplanung ist, für die festgelegten Inhalte die passenden Methoden zu suchen. Dabei wisst ihr natürlich mittlerweile, dass ihr mit dem Spiel die Inhalte des Erprobungssystems hervorragend vermitteln könnt. Ihr müsst also die gewählten Inhalte in Spiele verpacken und eventuell zusätzliche kreative Methoden wählen bzw. deren Reihenfolge festlegen. Die Rahmengeschichten helfen euch, dabei auch die Fantasie der Kinder anzusprechen und zu nutzen. Falls ein Inhalt weder ins Waldenland noch in den Dschungel passt, findet ihr sicher eine andere Geschichte für ein Spiel – oder gar ein Motto für eine ganze Heimstunde. Da kann es dann sogar sein, dass aus einer ganzen Heimstunde ein Sondertreffen wird. Was ein Sondertreffen ausmacht und wir ihr es gestalten könnt, lest ihr hier.
Prinzipiell sollt ihr bei der Planung darauf achten, dass ihr möglichst viel in einer Heimstunde gemeinsam mit allen WiWö macht. Unsere Sozialform ist die Großgruppe, also das Volk/die Meute, die nur zur organisatorischen Hilfe in Ringe/Rudel eingeteilt ist. Allerdings werden in eurem Volk bzw. eurer Meute sicher Kinder in unterschiedlichem Alter sein. Das hat auch meist zur Folge, dass sie schon mehr oder weniger weit im EPS sind. Für bestimmte Inhalte ist es daher sinnvoll, die WiWö in Gruppen nach dem Stand im EPS (und damit auch nach Stand bei ihren Entwicklungsaufgaben) zu teilen. In einem anschließenden Spiel kann dann sicher jede Gruppe das eben Gelernte zu allgemeinem Nutzen einsetzen!
Aufgrund des Programms können aber auch (kurzlebige) Gruppen nach Thema, Vorlieben oder zufällig gebildet werden.
Damit euch das Planen leichter fällt, gibt es einen Leiter*innen-Behelf mit Methoden zu jedem Erprobungspunkt. Achtet aber bei den aufeinanderfolgenden Heimstunden darauf, dass es für eure WiWö möglichst abwechslungsreich abläuft (daher ist es auch sinnvoll, mehrere Heimstunden auf einmal zu planen). Ihr könnt ruhig länger an einem Thema/Inhalt dranbleiben, aber setzt dabei möglichst viele verschiedene Methoden (Spielarten, Theater, Pantomime, Reden, Malen/Zeichnen, alles Kreative, ...) ein. Sprecht immer das ganze Kind - mit Hirn, Herz und Hand - an. So wird euren WiWö (und euch) nie langweilig!
Auch innerhalb einer Heimstunde ist Abwechslung oberstes Gebot. Kinder können sich nur für kurze Zeit konzentrieren! Daher berücksichtigt schon in der Planung, dass ein und dieselbe Tätigkeit nicht zu lange dauert. Die Kinder verlieren sonst - vor allem bei ruhigen Programmpunkten - das Interesse und erfinden eigene Aktivitäten (umgangssprachlich als „sie stören“ bezeichnet).
Am besten wechselt ihr bewegte mit ruhigeren Phasen ab.
Am Beginn der Heimstunde sind die WiWö meistens recht lebhaft. Nach einer Begrüßungszeremonie (sie macht allen WiWö klar, dass es jetzt los geht) sollte daher am Anfang immer ein Bewegungsspiel stehen, dass am besten schon zum Thema passt. Wenn sich die WiWö dann ausgetobt haben, könnt ihr intensiv mit dem Inhalt arbeiten – da wird es wohl langsamer zugehen müssen (Minute 20-40) und wenn ihr dann noch darüber redet, wird es ganz ruhig. Anschließend ist es wichtig, dass es wieder viel Bewegung gibt. Gegen Ende der Heimstunde müsst ihr jedoch darauf achten, dass ihr eure WiWö nicht zu aufgewühlt nach Hause schickt. Ihnen muss klar sein, dass die Fantasiewelt nun zu Ende ist und sie in der „Wirklichkeit“ nach Hause gehen.
Genauen Zeitplan, Materialbedarf und Verantwortlichkeiten festlegen
Habt ihr einmal den Inhalt und die Methoden für eine Heimstunde, bleibt eigentlich nur mehr die „Routinearbeit“. Schreibt auf, in welcher Reihenfolge ihr die einzelnen Programmpunkte durchführen wollt. Notiert zu jedem Punkt, wie lange er voraussichtlich dauert und welches Material (Papier, Malfarben, Bälle, ...) dazu nötig ist.
Damit es zu keinen Unklarheiten kommt, legt auch unbedingt noch fest, wer für welchen Programmpunkt verantwortlich ist. Sie oder er bereitet den Programmpunkt genau vor, besorgt eventuell nötiges Material und leitet in der Regel dann auch diesen Teil der Heimstunde.
Bei dieser Routinearbeit ist eine Checkliste von großem Vorteil. Mit so einer Liste könnt ihr mühelos Heimstunden planen und lauft dabei nicht Gefahr, auf etwas zu vergessen:
Tabelle Heimstundenprogramm
Flexibilität
Eine gute Planung ist natürlich das Um und Auf einer guten Heimstunde, aber wie du aus der Praxis weißt (oder erfahren wirst), kommt es aber immer zu unvorhersehbaren Ereignissen (Unfälle, Wetterumschwung, ...), die deinen Plan über den Haufen werfen. Außerdem arbeiten wir ja mit Kindern – und nicht mit Maschinen.
Deine Aufgabe ist es dann, flexibel auf neue Situationen zu reagieren.
Wie immer gibt es auch beim “spontanen umplanen” Menschen, die sich dies aus dem Ärmel schütteln sowie welche die damit schnell überfordert sind.
In jedem Fall solltest du ein paar vorgefertigte “Lückenfüller” parat haben, mit denen du in jeder Situation und Verfassung auf veränderte Umstände reagieren kannst.
Nachbesprechung/Reflexion[Bearbeiten]
Reflexion mit Kindern
Deine WiWö sind der Maßstab für deinen Erfolg als Leiter*in. Du machst deine Heimstunden für die WiWö – also können auch sie am besten beurteilen, ob sie gut waren. Die Meinung der WiWö ist für dich auch ein wichtiges Hilfsmittel für die Planung von zukünftigen Heimstunden. Am Ende einer Heimstunde in der Ausklangsphase findet ihr sicher Zeit für eine kurze „Nachbesprechung“ (ihr müsst ja nicht immer sprechen – kreative Methoden sind für Kinder viel geeigneter). Oder ihr baut die Reflexion in eure Abschlusszeremonie ein.
Reflexionen im Leitungsteam
Nehmt euch gleich nach der Heimstunde, wenn alle WiWö nach Hause gegangen sind, Zeit, um die Heimstunde zu reflektieren. Zumindest 10 Minuten solltet ihr dafür schon einplanen.
Am besten ist es, ihr legt euch eine Liste von Routinefragen zu. Dann geht es schneller, ihr lauft nicht Gefahr etwas zu vergessen und das Ergebnis ist mit anderen Heimstunden besser vergleichbar. Mögliche Fragen sind:
Zum Ablauf:
- Wie hat es den Kindern gefallen? Waren sie motiviert? Wie war die Stimmung?
- Was war gut? Was nicht? Warum? Was könnten wir besser machen?
- Warum hat etwas nicht funktioniert?
- War die Planung ausreichend?
Zu Ziel/Inhalt:
- Haben wir das Ziel der Heimstunde erreicht?
- Waren das Thema und die Erklärungen dazu gut?
- Hat das Motto gepasst?
- Wo müssen wir weiterarbeiten?
Kommentare über eure WiWö:
- Ist jemand besonders positiv/negativ aufgefallen? Wodurch?
- Wie ist der Ausbildungsstand der WiWö? Wo fehlen noch Erprobungen?
Zum Leitungsteam:
- Wie ist es mir gegangen? Was hat mich gestört, was besonders gut gefallen?
- Waren alle Teammitglieder anwesend?
- Waren die Zuständigkeiten klar? Waren wir gut/schlecht vorbereitet?
- Wie war die Zusammenarbeit im Leitungsteam?
Und sonst:
- Hat der Zeitplan funktioniert?
- Wie war das Verhältnis Herz/Hirn/Hand während der Heimstunde?
- Was wollen wir uns besonders merken?
Haltet das Ergebnis eurer Nachbesprechung unbedingt schriftlich fest; auf der Checkliste zur Heimstundenplanung ist genügend Platz dafür. So habt ihr beim nächsten Mal ein übersichtliches Blatt, auf dem festgehalten ist, was ihr zu einem Erprobungspunkt schon mal gemacht habt und was dabei gut oder schlecht war.