GOLD-Geschlechterbezogenes Arbeiten

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Die Interessen von Kindern und Jugendlichen sind individuell und nicht geschlechtsabhängig. Bei den PPÖ haben wir Koedukation zum Ziel – das bedeutet, dass beide Geschlechter die gleichen Rechte und Pflichten haben sollen und wir ihnen damit die gleichen Chancen ermöglichen wollen. Unser Programm ist daher absichtlich ganzheitlich und soll auch durch geschlechterübergreifende Angebote erweitert werden. Wir wollen stets beide Geschlechter einbeziehen und bewusst machen, dass sie mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten beide wichtig sind. Wichtig dabei ist, dass wir geschlechtsspezifische Vorurteile (z.B. „Mädchen können besser kochen“ oder „Holz hacken ist nur etwas für Burschen“) bewusst kritisch sehen und hinterfragen. Es lohnt sich, aus den klassischen und angelernten geschlechtlichen Rollenbildern auszubrechen und anderes auszuprobieren!


Hintergrund

Geschlecht ist nicht gleich Gender – unsere Geschlechterrollen sind angelernt!

Das biologische Geschlecht (oder englisch „Sex“) meint, dass man rein körperlich bzw. anhand der körperlichen Merkmale dem einen oder anderen Geschlecht angehört.

Das soziale Geschlecht (oder englisch „Gender“) meint die gesellschaftlich, sozial und kulturell geprägten Geschlechterrollen von Frauen und Männern. Diese sind – anders als das biologische Geschlecht – erlernt und damit auch veränderbar. Damit sind also auch bestimmte Regeln oder Erwartungen gemeint, wie sich eine Frau oder ein Mann in einer bestimmten Gesellschaft verhalten soll – bezogen auf Aussehen, Kleidung, Bildung, Beruf, aber auch auf Körpersprache und Handlungsweisen, die als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ interpretiert werden.

Wir möchten Kindern und Jugendlichen – so gut es geht – ermöglichen, ein unbelastetes Geschlechtsbild entwickeln zu können. Dabei sind die Erwachsenen in der Pfadfinder*innengruppe wichtige Vorbilder. Dieser Rolle deines Leitungsteams und dir musst du dir bewusst sein! Es ist wichtig, mit deinem Leitungsteam Geschlechterrollen zu thematisieren und zu reflektieren – auch wenn du Leitungsteams hast, die nicht gemischtgeschlechtlich sind. Ebenso solltet ihr euch mit der Rolle von Mann und Frau in unserer Gesellschaft auseinandersetzen.

Worauf solltest du achten?[Bearbeiten]

  • Bei stufenübergreifenden bzw. Gruppenveranstaltungen sollten beide Geschlechter auf ihre Rechnung kommen. Nicht nur für jede teilnehmende Altersstufe sollte es spannende Aktivitäten geben, sondern auch für die jeweiligen Geschlechter.
  • Hinterfragt gemeinsam als Gruppenrat immer wieder eure Aktivitäten: Wo fördern wir die Buben in ihrem Rollenbild, wo die Mädchen? Wo gibt es für beide Geschlechter Chancen auch einmal in gemeinhin ungewohnte Rollen zu schlüpfen? Wo und wann tappt ihr in die klassischen Fallen: Mädchen/Frauen machen den Abwasch und kochen, Buben/Männer hacken Feuerholz und machen Feuer?
  • Bedenke, dass in einer Gruppe Männer wie auch Frauen tätig sind, die natürlich unterschiedliche Arbeits- und Denkweisen haben. Um sich gegenseitig besser verstehen zu können/lernen, wäre es vielleicht hilfreich, eine Übung zu machen – siehe dazu „À la carte“ am Ende des Kapitels. Du findest aber auch im Internet noch viele weitere Übungen zu diesem Thema. Wenn ihr eine partnerschaftlich besetzte Gruppenleitung habt, dann habt ihr eine sehr gute Ausgangsbasis für einen gendergerechten Umgang miteinander!
  • Auch der Umgang mit den offiziellen Schriftstücken, wie Elternbriefe, Zeitungsartikel, Gruppenzeitungen, Artikel auf Homepages, etc. ist nicht zu vernachlässigen! Sorge dafür, dass sie so formuliert sind, dass sich Mädchen und Buben, Frauen und Männer gleichermaßen angesprochen fühlen und sensibilisiere auch deinen Gruppenrat bzw. Elternrat für eine Sprache, die beide Geschlechter anspricht.
  • Eine wichtige Aufgabe von dir als Gruppenleiter*in ist die Ausbildung der Jugendleiter*innen, sowie die Ausbildung im Gruppenrat. Motiviere deine Leiter*innen, das vielfältige Seminarprogramm (es gibt zu diesem Thema Inputs während der Ausbildung) zu nutzen und ermögliche dann, dass das Gelernte bzw. Gehörte im Gruppenrat oder auch im Elternrat weitergegeben wird.


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À la Carte - Vergleiche Sprichwörter und Redensarten



Dauer
15 Minuten

Material
Kopien der Sprichwörter, Flipchart, Marker

Ziele und Kontext der Übung:
Jede Gesellschaft und Kultur haben ihre eigenen Sprichwörter und Redensarten, die Gender-Stereotype aufrechterhalten, indem sie bestimmten Personen bestimmte Eigenschaften zuordnen. Diese Übung gibt einen Überblick darüber, was durch alltägliche Sprüche tatsächlich vermittelt wird. Die Teilnehmer*innen arbeiten bei dieser Übung in kleinen Gruppen oder allein. Teile die Blätter mit den Sprichwörtern aus und fordere die Teilnehmer*innen auf, die jeweiligen Bedeutungen zuzuordnen und zu sagen, was ihrer Meinung nach, die Bedeutung des Sprichwortes ist. Nach fünf Minuten soll in einer Gruppendiskussion besprochen werden, was sie herausgefunden haben. Erkläre ihnen die Bedeutungen und frage sie, ob sie ähnliche Redensarten kennen. Mach davon eine Liste auf dem Flipchart.

Beispiele für Sprichwörter und Redensarten und ihre Bedeutungen
Männer sind wie Autos und Frauen sind wie Parkplätze
→ Redensart aus einem asiatischen Land: Die Bedeutung ist, dass Männer ihre Partnerinnen auswählen können (Parkplätze), während Frauen keine Wahl haben (jeder kann auf ihnen parken, weil sie sich nicht bewegen können).

Ehemänner, die ihren Ehefrauen helfen, sind Sklaven ihrer Ehefrauen
→ Redensart aus Indien: Die Bedeutung ist, dass Männer, die ihren Frauen helfen, keine richtigen Männer sind.

Wenn man viele Stunden arbeiten muss und nur schlecht bezahlt wird, ist es Frauenarbeit
→ Swahili Redensart: Die Bedeutung ist, dass Frauen im Allgemeinen mehr arbeiten müssen und weniger verdienen als Männer.
Ein Haus ohne Eigentümer ist wie eine Frau ohne Ehemann
→ Dieses Sprichwort wird bei den Sumerern und Arkadiern verwendet: Es bedeutet, dass eine Frau ohne Mann kein vollständiger Mensch ist.

Eine Frau gehört in die Küche
→ Redensart aus den USA: Es bedeutet, dass Frauen zuhause bleiben und sich mit Hausarbeit beschäftigen sollen.

In den Händen einer Frau ruht die Würde eines Hauses
→ Redensart aus Indien: es bedeutet, dass das, was andere Menschen über eine Familie denken, vom Verhalten der Frauen abhängt.

Ein Junge, der sich nichts traut, sollte sich eine Schleife ins Haar binden
→ Redensart aus Indien: Es bedeutet, dass Jungen, die Angst haben oder keine Gewalt mögen, wie Mädchen oder Frauen sind.

Feedback und Zusammenfassung dieser Übung
Sprich mit den Teilnehmern und den Teilnehmerinnen darüber, was für Bedeutungen diese Redensarten für Mädchen, Jungen, Frauen und Männer haben. Mach darauf aufmerksam, dass es noch viel mehr negative Sprichwörter über Frauen in verschiedenen Kulturen gibt. Erkläre, dass sich in diesen Redensarten soziale Erwartungen bezüglich der Intelligenz, den Fähigkeiten und dem Verhalten von Mädchen, Jungen, Frauen und Männern widerspiegeln. Erkläre auch, dass diese sozialen Erwartungen nichts mit dem tatsächlichen Geschlecht oder physischen Charakteristika zu tun haben, sondern dass sie von gesellschaftlichen Vorstellungen über Frauen, Mädchen, Jungen und Männern herrühren. Damit kannst du erklären, worin der Unterschied zwischen dem biologischen Geschlecht (rein äußerliche Merkmale) und dem anerzogenen sozialen Geschlecht/Gender (gesellschaftsbezogene Geschlechterrollen) liegt und dass es uns als Pfadfinder und Pfadfinderinnen wichtig ist, genau diese Stereotype und Vorurteile zu thematisieren und bewusst zu durchbrechen.

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GOLD-Das Handbuch für Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen, 2016
Autor*innen: GL-Bundesarbeitskreis

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KurzbeschreibungKurzbeschreibung
Die Interessen von Kindern und JugendlicheDie Interessen von Kindern und Jugendlichen sind individuell und nicht geschlechtsabhängig. Bei den PPÖ haben wir Koedukation zum Ziel – das bedeutet, dass beide Geschlechter die gleichen Rechte und Pflichten haben sollen und wir ihnen damit die gleichen Chancen ermöglichen wollen. Unser Programm ist daher absichtlich ganzheitlich und soll auch durch geschlechterübergreifende Angebote erweitert werden. Wir wollen stets beide Geschlechter einbeziehen und bewusst machen, dass sie mit ihren Eigenheiten und Besonderheiten beide wichtig sind.</br></br>Wichtig dabei ist, dass wir geschlechtsspezifische Vorurteile (z.B. „Mädchen können besser kochen“ oder „Holz hacken ist nur etwas für Burschen“) bewusst kritisch sehen und hinterfragen. Es lohnt sich, aus den klassischen und angelernten geschlechtlichen Rollenbildern auszubrechen und anderes auszuprobieren!n auszubrechen und anderes auszuprobieren! +
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