GOLD-Selbstreflexion

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Die Selbstreflexion ist eine Form von Betrachtung, die sich allerdings nicht mit „etwas“ befasst (z.B. einem Lager), sondern mit deinem persönlichen Verhalten und der Wirkung deiner Person auf andere (wie deine Gefühle, Ansichten, Motivationen, Wahrnehmungen etc.). Die Selbstreflexion ist ein wesentliches Merkmal von Persönlichkeitsbildung und bei vielen Pfadfinder*innen weit verbreitet.


Kompetenz Selbstreflexion

Selbstreflexion muss erst erlernt beziehungsweise erarbeitet werden. Zwar ist es durchaus üblich, dass sich jeder Mensch Gedanken über sich selbst macht, dennoch ist die sich daraus ergebende Konsequenz oft halbherzig („Man lügt sich selbst was vor“) oder einseitig (siehe Kommunikation/Feedback).

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Selbstreflexion ist das Vermögen, das eigene Verhalten möglichst neutral wahrnehmen und analysieren zu können, um daraus dann Schlüsse für das weitere Vorgehen ziehen zu können.

Die Selbstbetrachtung kannst du dadurch erreichen, dass du lernst, dich gleichsam „neben dich selbst“ zu stellen und dich selbst wie einen anderen zu beobachten. Das fällt dir sicher nicht leicht, aber es ist erlernbar.

Solange alles „läuft wie geschmiert“, besteht oft keine Bereitschaft für Führungskräfte wie dich zur Selbstreflexion, das heißt, mehr über dich zu wissen, an deinen inneren Überzeugungen zu arbeiten, das emotionale Verständnis für verschiedene Positionen zu vergrößern, dich in andere Personen hineinzuversetzen und die Rolle als Führungskraft bewusst zu reflektieren.

Es geschieht oft und unerwartet, dass Veränderungen Verunsicherungen auslösen und Störungen verursachen. Dann bist du gefordert, darauf zu reagieren: Etwa bei der Übernahme neuer Aufgaben oder aber auch bei Konflikten mit Teammitgliedern.

Wissen, Fähigkeiten, Methoden und Fertigkeiten einzusetzen ist eine Form auf Veränderungen zu reagieren – die gleichzeitige Entwicklung deiner Persönlichkeit ist die andere.

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Der Prozess der Selbstreflexion ist darauf angelegt, vorgeprägte Gedanken- oder Handlungsmuster zu hinterfragen, Zugang zu den eigenen Kraftressourcen zu erschließen und möglicherweise ganz neue Handlungsoptionen ins Bewusstsein zu rücken, die das Verhalten und die Kommunikation prägen.

Die Beantwortung folgender sieben Fragen soll dir helfen, den Prozess der Selbstreflexion zu strukturieren:

  • Wie definiere ich meine Rolle als Führungskraft, was blende ich aus, was nehme ich wahr?
  • Wie nehmen mich andere Personen wahr? (siehe dazu auch Feedback im Kapitel Kommunikation)
  • Welche unterschiedlichen Erwartungen haben meine Teammitglieder an mich?
  • Was sind meine Ziele, worauf bin ich stolz, was fällt mir schwer, was bin ich bereit zu geben?
  • Was erwarte ich von meinen Teammitgliedern? Wie kommuniziere ich das?
  • Was muss ich anerkennen, das nicht zu verändern ist? Welche Möglichkeiten sehe ich?
  • Welchen Anteil habe ich in der schwierigen Situation?
  • Was kann ich verändern bzw. gestalten?

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Die Bereitschaft zur Selbstreflexion erhöht die Chance zur Flexibilität von Denk- und Handlungsmustern. Damit ergibt sich die Chance, nicht nur in schwierigen Situationen für alle Beteiligten gute Wege zu finden und zu gehen. Hilfreich kann es für dich sein, dir Unterstützung durch einen Coach zu holen, um die Reflexionskompetenz auszubauen. Solche Coaches kannst du dir innerhalb der Pfadfinder*innenbewegung aus einer Nachbargruppe oder auch aus deinem Landesverband holen. Oder du kennst jemand Externen, der dich dabei unterstützt.

Immer und immer wieder stellst du dir die Frage: „Warum habe ich so gehandelt, wie ich gehandelt habe?“ Diese Frage ist wichtig und kann dich in deiner Entwicklung weiterbringen. Allerdings schließen sich Fragen an: „Wie wirke ich auf andere?“ – „Wie nehmen mich die anderen wahr?“ Und: „Stimmt das überein? Sehen mich die anderen so, wie ich mich sehe? Was bekommen die anderen von mir mit?“

Jeden einzelnen, noch so kleinen Abschnitt deines Lebens kannst du mit diesen und ähnlichen Fragen beleuchten.

  • Wie habe ich mich persönlich auf diese Situation vorbereitet?
  • Wie habe ich gehandelt? War mein Handeln gut?
  • Habe ich etwas bewirkt?
  • Habe ich eher gebremst?
  • War ich flexibel in meinem Handeln?
  • Bin ich Kompromisse eingegangen?
  • Habe ich die anderen berücksichtigt?

Und die Wichtigste aller Fragen: Was lerne ich daraus?

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Eine wesentlich sensiblere, aber weitaus effektivere Methode Selbstreflexion zu betreiben, ist das Einholen von Feedback. Mehr zu diesem Thema findest du im Kapitel Kommunikation.

Im Folgenden findest du noch einige Fragen, die dir den Zugang zur Selbstreflexion auch erleichtern können:

Vergangenheitsabschnitt[Bearbeiten]

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  • Wenn du dein Leben auf einem Blatt Papier skizzierst: Wie verläuft die Hauptlinie und wie verlaufen die Nebenlinien? Gibt es Abzweigungen? Sackgassen? Abkürzungen? Einen Kreisverkehr? …
  • Welche Ereignisse (oder Abschnitte) in deinem Leben gab es, die eine ganz besondere Bedeutung hatten? (Nenne fünf positive und drei weniger erfreuliche Ereignisse, z.B. Projekte)
  • Was hast du von den fünf positiven Ereignissen gelernt? Und was konntest du von den drei weniger erfreulichen Ereignissen lernen, was du heute positiv einsetzen kannst? Mit wem hast du damals zu tun gehabt?
  • Welche Stärken hast du in deinem Berufsleben erworben? Beschreibe bitte die einzelnen beruflichen Tätigkeiten und stell dir vor, wie du diese Stärken deinem Kind bzw. besten Freund/bester Freundin beibringen kannst.
  • Welche Stärken hast du in der Schule und in deinen Ausbildungen erworben?
  • Welche Stärken hast du von Familienmitgliedern, FreundInnen und Bekannten gelernt und wie würdest du diese Stärken deinen Kindern bzw. bestem*bester Freund*n beibringen?
  • Welches Symbol (Gegenstand, Tier …), welches Bild oder welche Situation wäre am besten dazu geeignet, dein Leben zu repräsentieren? Lass dir Zeit, wähle ein Symbol und erkläre, warum es gerade dieses Symbol geworden ist.
  • Was hast du damals gedacht? Wie bist du zu Einsichten gekommen?

Gegenwartsabschnitt[Bearbeiten]

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  • Was in deinem Leben ist derzeit besonders wichtig für dich? (Welche Personen, welche Ereignisse, welche Erlebnisse haben dich in letzter Zeit besonders stark berührt und beeinflusst?)
  • Welche Tätigkeiten machst du in deinem Beruf/Freundeskreis, deiner Familie/Freizeit besonders gern und welche deiner Fähigkeiten setzt du dabei ein?
  • Gibt es bestimmte Ansichten, Prinzipien, Überzeugungen, die in deinem Leben eine besondere Rolle einnehmen, die du leidenschaftlich vertrittst und für die du auch kämpfst?
  • Wie würdest du – ohne lange nachzudenken – folgenden Satz ergänzen: Ich bin ein Mensch, der… (bis zu fünf Ergänzungen sind erlaubt)
  • Wie würdest du – ohne lange nachzudenken – folgenden Satz ergänzen: Ich bin ein Mann/eine Frau, der*die… (bis zu fünf Ergänzungen sind erlaubt)
  • Wenn du eine „mittelwichtige“ Entscheidung triffst (z.B. nächstes Urlaubsziel), orientierst du dich dabei eher an Fakten (Reisekataloge studieren) oder orientierst du dich lieber an Personen (z.B. Freund*innen und Bekannte fragen, wo sie schon waren)?
  • Welche waren in deinem Leben die fünf größten Entscheidungen und wie bist du bei diesen Entscheidungen vorgegangen?
  • Gibt es derzeit besondere Menschen (Vorbilder) in deinem Leben, an denen du dich orientierst? Und welche Fähigkeiten haben diese Vorbilder, die dich besonders beeindrucken?
  • Stell dir vor, du wärst dein*e beste*r Freund*in: Wie würdest du dich beschreiben, wenn du dich mit den Augen deines besten Freundes/deiner besten Freundin betrachtest?
  • Wie gut kennst du dich selbst? Weißt du, was dich bewegt, was deinen Handlungen Kraft gibt und was dir wirklich wichtig ist?
  • Was denkst du heute? Wie kommst du zu Einsichten?

Zukunftsabschnitt[Bearbeiten]

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  • Welche Ideen hast du in Bezug auf deine Zukunft? Wie stellst du dir die Gestaltung deiner Zukunft vor?
  • Welche Ziele willst du (noch) erreichen und welche Kompetenzen (Stärken) können dir dabei besonders nützlich sein?
  • Welchem Wert willst du in Zukunft in deinem Leben eine besondere Bedeutung geben?

Dieser Schritt der Selbstreflexion/Selbstbetrachtung/Selbsteinschätzung ist natürlich des Öfteren möglich bzw. auch manchmal nötig. Entscheide selbst, wann und in welchem Ausmaß du das durchführen willst.

Du kannst diese Möglichkeit natürlich auch deinen Teammitgliedern bieten – aber bitte erst, nachdem du das selbst durchgeführt hast!

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GOLD-Das Handbuch für Gruppenleiter und Gruppenleiterinnen, März 2009
Autor*innen: GL-Bundesarbeitskreis

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