Unternehmen - Entscheidungsphase: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 31. Mai 2022, 18:19 Uhr


In der Entscheidungsphase entscheiden die Jugendlichen, welche Idee sie durchführen wollen und setzen sich ein Ziel für das Unternehmen.

Nachdem jetzt hoffentlich eine Menge oder doch zumindest ein paar Ideen gesammelt worden sind, geht es daran auszuwählen, welche umgesetzt werden soll. Um eine Entscheidung zu treffen, sind vielleicht aber noch ein paar zusätzliche Informationen notwendig, damit alle auch wirklich vom gleichen sprechen. Wenn z.B. in der Ideenfindung das Wort „Kunst“ gefallen und notiert wurde, ist dann damit ein Museumsbesuch oder das Selbstherstellen von Kunst gemeint? Dabei ist es wichtig, dass die Ideen zwar ausreichend erklärt, aber nicht bewertet oder gar heruntergemacht werden, oder die Jugendlichen bereits in die Planung abdriften, bevor es einen tatsächlichen Beschluss gibt.

Sind es sehr viele Ideen, ist es sinnvoll diese zu clustern, um bessere Übersicht zu haben. Gegebenenfalls müssen die Ideen vielleicht auch auf Durchführbarkeit überprüft werden – ist die Idee am Sommerlager den Großglockner zu besteigen für ungeübte Jugendliche durchführbar oder zu gefährlich? Versuche herauszufinden, was hinter den Wünschen der Jugendlichen steckt. Wenn sie den Großglockner besteigen wollen, kann das unterschiedliche Motive haben:

  1. sie wollen Bergsteigen – tut es dann auch ein niedrigerer Gipfel?
  2. sie wollen einmal auf dem höchsten Berg Österreichs gewesen sein – gibt es eine andere Möglichkeit das zu verwirklichen, ohne tatsächlich vom Tal selbst hinaufzusteigen?
  3. sie wollen etwas Herausforderndes wagen – gibt es eine Alternative mit der das erreicht werden kann, ohne eine alpine Notsituation zu riskieren?


Wollen sie aber tatsächlich den Großglockner selbst besteigen und dir erscheint das zu riskant oder mit dem Blick auf deine ungeübte, unsportliche Truppe undurchführbar, ist es an dir als Leiter*in, klare Grenzen zu ziehen und gegebenenfalls ein Veto einzulegen. Wichtig dabei ist es aber den Jugendlichen genau zu erklären, warum du das tust. Gründe dafür können zum Beispiel sein: es ist zu gefährlich (immerhin hast du die Verantwortung), es ist mit pfadfinderischen Werten nicht vereinbar oder es ist illegal. In den meisten Fällen können die Jugendlichen mit einem begründeten Einwand oder Veto gut umgehen, solange du es wirklich nur in den beschriebenen Fällen einsetzt und nicht, weil dir eine ihrer Ideen nicht so gut gefällt, oder du eigentlich etwas anderes haben wollen würdest.

Sind alle Ideen klar, dann kommt die tatsächliche Entscheidung. Diese kann grundsätzlich geheim oder offen stattfinden. Für jede gibt es die unterschiedlichsten Methoden: per Handzeichen, Punktekleben, geheime Wahl, ... und es ist deine Aufgabe, die geeignete den Jugendlichen anzubieten. Offene Abstimmungen eignen sich dann, wenn die Jugendlichen vertraut und respektvoll mit einander sind und niemand wegen seiner oder ihrer Meinung ausgegrenzt wird. Ist hingegen das Klima in der Patrulle oder im Trupp angespannt, oder ist zu befürchten, dass sich einige aus Angst oder Bequemlichkeit einfach der Mehrheit anschließen, oder das Thema mit sehr viel Emotionen aufgeladen, dann ist es sinnvoller geheim abzustimmen (dass hier nicht manipuliert werden darf, versteht sich von selbst!).

Es ist auch möglich die Entscheidung in mehreren Abstimmungsstufen zu fällen. Zum Beispiel wenn viele unterschiedliche Ideen in Clustern zusammengefasst worden sind, kann zuerst über den Cluster (also gewissermaßen das Überthema) und dann über die einzelnen Vorschläge darin abgestimmt werden. Oder es kann zu einer Stichwahl zwischen den beliebtesten Ideen kommen.

Liegen zum Beispiel zwei Vorschläge annähernd gleich auf, kann man überlegen, wie man damit umgeht. Ist es möglich, beide zu verbinden und gemeinsam umzusetzen? Ist es möglich, zuerst den einen und dann in einem nächsten Unternehmen den anderen umzusetzen?

Bei manchen Entscheidungen kann es sinnvoll sein, einen Konsens zu erarbeiten. Das bedeutet, dass sich alle auf einen Vorschlag einigen und niemand überstimmt wird. Das kann der Fall sein, wenn es sich um eine große Richtungsentscheidung handelt, die von allen mitgetragen werden muss (zum Beispiel ob das Sommerlager ein Standlager, ein Wanderlager oder ein Auslandslager werden soll) und die Frustrationstoleranz deiner Jugendlichen noch nicht sehr hoch ist. Wenn man sich für diesen Weg entscheidet, sollte man die Jugendlichen erklären, warum das in dieser Situation notwendig oder sinnvoll ist und viel Zeit einplanen. Deine Aufgabe als Leiter*in in diesem Prozess ist es darauf zu achten, dass Gesprächsregeln eingehalten werden, sich jede und jeder einbringt und auch Kompromisslösungen gesehen werden.

Wenn die Entscheidung gefällt ist, muss das Ergebnis festgehalten und ein Ziel für das Unternehmen von den CaEx formuliert werden. Dieses Ziel ist wichtig, damit die Jugendlichen wissen, woran sie arbeiten und wo sie mit einem Unternehmen hinwollen. Zusätzlich erzeugt dieses Ziel einen Fokus und einen Sog auf sich hin – das bedeutet es ist leichter zielorientiert zu arbeiten.

Im Ziel sollte zumindest stehen, wer was wann gemacht hat. Also zum Beispiel: „Die Patrulle XY hat am diesjährigen Sommerlager eine Hollywoodschaukel gebaut“ oder „Der CaEx-Trupp hat am Adventmarkt Kekse verkauft“. üblicherweise wird bei Zielformulierungen die sogenannte vollendete Zukunft (Futur 2) verwendet, aber natürlich ist es auch möglich die Gegenwartsform zu verwenden: also „Die Patrulle XY baut am Sommerlager eine Hollywoodschaukel“ oder „Der CaEx-Trupp verkauft am Adventmarkt Kekse“. Wichtig ist, dass das Ziel für jede*n verständlich ist, Klarheit schafft und am Ende des Unternehmens überprüft werden kann, ob das Ziel erreicht wurde oder nicht. Sobald das Ziel aufgeschrieben wurde, sollen alle beteiligten CaEx dahinterstehen. Das kann zum Beispiel durch Unterschreiben des Ziels auch sichtbar gemacht werden.

In einigen Gruppen ist es (vor allem für ältere CaEx) üblich sich bestimmter Kriterien für Zielvereinbarungen aus dem Projektmanagement zu bedienen. Beispiele dafür sind „METER“ oder „SMART“. Die Buchstaben dieser beiden Worte stehen für bestimmte Kriterien, denen die Zielformulierung entsprechen soll.

Hier am Beispiel des Ziels „Die Patrulle XY hat am diesjährigen Sommerlager eine Hollywoodschaukel gebaut“.


M Messbar Kann gemessen werden, ob das Ziel erreicht wurde? Die Hollywoodschaukel wurde gebaut (oder nicht) – das ist messbar.
E Erreichbar Kann das Ziel mit den zur Verfügung stehenden personellen, materiellen, finanziellen und zeitlichen Ressourcen erreicht werden? Wir haben die notwendigen Ressourcen – wir können Bünde, wir haben Holz und Seile, das zusätzliche Material (z.B. Polster) sind im Lagerbeitrag drinnen, wir haben dafür im Programmplan einen Tag Zeit und auch genug Platz am Lagerort.
T Terminisierbar Ist klar definiert, wann oder bis wann die Aktion stattfinden soll? Die Aktion findet am diesjährigen Sommerlager statt (und der Termin steht schon fest)
E Einfach Ist das Ziel einfach und verständlich formuliert? Versteht jede*r, was unser Ziel ist? Ja? Super!
R Relevant Ist das Ziel/die Aktion relevant für die daran beteiligten Personen oder das Thema? Wir wollen es uns am Sommerlager gemütlich machen und zeigen, was wir tolles bauen können.


S Spezifisch Ist das Ziel eindeutig (nicht vage) formuliert? Ist klar, was am Ende des Unternehmens herausschauen soll?
M Messbar Kann gemessen werden, ob das Ziel erreicht wurde? Die Hollywoodschaukel wurde gebaut (oder nicht) – das ist messbar.
A Ansprechend Ist das Ziel ansprechend bzw. erstrebenswert? Sind wir motiviert die Hollywoodschaukel wirklich zu bauen? Sehen wir dadurch einen Mehrwert für unser Lager?
R Realistisch Ist das Ziel möglich und realisierbar? Haben wir alle Ressourcen, die für die Hollywoodschaukel notwendig sind? Sind wir in der Lage die Schaukel zu bauen?
T Terminiert Ist das Ziel mit einem bestimmten Datum festgelegt? Die Aktion findet am diesjährigen Sommerlager statt (und der Termin steht schon fest).

Wie du siehst sind beide Modelle sehr ähnlich und wollen auf das Gleiche hinaus. Ob du deinen CaEx diese Modelle offenlegst oder nicht, bleibt dir überlassen. Gerade junge CaEx wären damit möglicherweise überfordert, weil sie ja gerade erst anfangen Ziele zu formulieren und damit zu arbeiten. Für ältere kann es aber durchaus einen Mehrwert haben, weil sie damit selbständiger arbeiten können und mit diesen Modellen ein Werkzeug an die Hand bekommen, welches sie auch in anderen Bereichen einsetzen können.

Lernfelder in der Entscheidungsphase:

Die Jugendlichen lernen, …

  • sich eine eigene Meinung zu bilden und diese zu vertreten
  • andere Meinungen zu akzeptieren
  • Mehrheitsentscheidungen mitzutragen
  • damit umzugehen, überstimmt zu werden
  • dass auch Minderheitsmeinungen wichtig sind und nicht ignoriert werden dürfen
  • Methoden, die sie auch später oder in einem anderen Umfeld einbringen können


Die Jugendlichen erleben ...

  • demokratische Strukturen und die Bedeutung sich daran zu beteiligen
  • Selbstwirksamkeit und erkennen, dass es wichtig ist, sich an Entscheidungsfindungsprozessen


Deine Aufgaben in der Entscheidungsphase:

  • Unterstützung beim Ordnen/Clustern der Ideensammlung
  • für Struktur und geordneten Ablauf sorgen
  • geeignete Entscheidungsmethoden anbieten
  • Regeln für die Entscheidung aufstellen
  • für wertschätzenden Umgang mit einander und mit den Ideen sorgen
  • alle CaEx in den Prozess einbinden (alle müssen hinter der Entscheidung stehen)
  • nicht in die Planung abdriften lassen
  • ausreichend Zeit einplanen
  • nicht ausgewählte Ideen aufheben (Ideenpool)
… weitere Daten zur Seite „Unternehmen - Entscheidungsphase
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