Fachwissen für WiWö-Leiter*innen: Kinder, die herausfordern: Unterschied zwischen den Versionen

Aus Infopedia
Wechseln zu:Navigation, Suche
Zeile 14: Zeile 14:
  
 
=Geschlechterbezogenes Arbeiten=
 
=Geschlechterbezogenes Arbeiten=
 +
 +
==Mädchen und Buben sind verschieden?!? ==
 +
 +
Stimmt das? Natürlich gibt es körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, doch auch gesellschaftlich handelt es sich meist um völlig verschiedene Wesen. Man spricht dabei vom sozialen Geschlecht (engl. gender): Mädchen spielen mit Puppen, reden mehr und lieben Rosa. Buben lieben Bagger, behalten ihre Gefühle für sich und interessieren sich für alles, was mit Technik zu tun hat. Mit diesen „Tatsachen“ sind wir aufgewachsen, doch sollen wir sie nicht als gegeben hinnehmen. Von der geistigen Entwicklung her gesehen gibt es in diesem Alter keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
 +
 +
Wir als WiWö-Leiter*innen haben die Verpflichtung, mit unseren WiWö geschlechterbezogen zu arbeiten. Das basiert auf 3 Säulen: '''geschlechtergerechtem''', '''geschlechtsspezifischem''' und '''genderkritischem''' Arbeiten.
 +
 +
==Geschlechtergerechtes Arbeiten==
 +
 +
Kinder sollen möglichst viel Unterschiedliches ausprobieren. Wenn Wichtel Fußball spielen oder ein Floß bauen möchten, soll das selbstverständlich sein; dasselbe gilt für Wölflinge, die basteln oder singen wollen. Geh nicht davon aus, dass ein Programmpunkt speziell „weiblich“ oder „männlich“ ist bzw. nur ein Geschlecht interessiert, sondern denk daran, dass Interessen und Vorlieben individuell sind und nicht geschlechtsabhängig. Achte darauf, dass du dein Programm vielfältig geschlechtergerecht gestaltest, das heißt dass allen Kindern, egal ob Mädchen oder Buben, dieselben Chancen und Möglichkeiten angeboten werden. Ein ideales Hilfsmittel ist dabei das Erprobungssystem, das sämtliche Schwerpunkte abdeckt und somit ein vielfältiges Programm ermöglicht.
 +
 +
==Geschlechtsspezifisches Arbeiten==
 +
 +
Da uns die Gesellschaft in klassisch weibliche bzw. klassisch männliche Rollenbilder drängt, müssen wir noch einen Schritt weiter gehen. Wir sollen gezielt fördern, was sich ein Bub oder ein Mädchen nicht zutraut, weil es die Gesellschaft so für ihn*sie nicht vorsieht. Stärke deshalb sowohl deine Wichtel als auch deine Wölflinge geschlechtsspezifisch, um ihnen zu einem offeneren Welt- und Wertebild zu verhelfen.
 +
 +
Für Wichtel kann das bedeuten:
 +
 +
* Stärken des Durchsetzungsvermögens und des Selbstbewusstseins
 +
* Erproben eigener Körperkraft
 +
* Lernen, konsequent Grenzen zu setzen und „nein“ zu sagen
 +
* Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen
 +
* Umgang miteinander
 +
* Die Ellenbogen einzufahren und nachzugeben
 +
* Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung
 +
 +
 +
Für Wölflinge kann das bedeuten:
 +
 +
* Eigenverantwortlichkeit und Fürsorge trainieren
 +
* eigene Gefühle zulassen und Mitgefühl zeigen können
 +
* Eigene Grenzen und Grenzen anderer wahrnehmen und anerkennen
 +
* Keine Abwertung des „Weiblichen“
 +
* Umgang mit Schwäche und Scheitern
 +
 +
 +
==Genderkritisches Arbeiten==
 +
 +
Mach dir bewusst, dass deine WiWö dich und dein Team ständig beobachten. In den Heimstunden und auf Lagern lebt ihr ein bestimmtes Rollenverhalten vor. Hinterfragt deshalb eure eingenommenen Rollen und Aufgaben im Team '''kritisch''' und wechselt diese öfter. So könnt ihr euren Kindern bewusst unterschiedliche Rollenbilder zum Nachahmen anbieten.
 +
 +
Folgende Ansätze unterstützen euch dabei:
 +
 +
* Pflegt einen partnerschaftlichen Umgang miteinander
 +
* Hinterfragt Verhaltensmuster im Team insbesondere auf Geschlecht, Alter und Status
 +
* Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung
 +
 +
 +
Fragt euch zum Beispiel:
 +
 +
* Wer macht Feuer und wer wäscht ab?
 +
* Wer erklärt das Programm und gibt Anweisungen und wer ist eher im Hintergrund?
 +
* Wer erzählt die Gutenachtgeschichte und wer sorgt für Ruhe?
 +
 +
 +
==Geschichten transportieren Rollenbilder==
 +
 +
Rollenbilder vermittelst du auch in den von dir verwendeten Rahmen- und Spielgeschichten. Deine WiWö identifizieren sich mit den HeldInnen der Geschichte (wie z.B. Puck und Mogli) und eifern diesen nach. '''Folgende Fragen sind sinnvoll:'''
 +
 +
* Gibt es männliche und weibliche Vorbilder in den Geschichten, welche Rollen spielen sie und welches Verhalten leben diese vor?
 +
* Etwas provokant formuliert: Werden in deinen Spiel- und Rahmengeschichten auch schöne Helden von intelligenten Prinzessinnen gerettet?
 +
 +
 +
Deine Rahmen- und Spielgeschichten sollen beide Geschlechter berücksichtigen und ansprechen! Bei Geschichten geht es darum, unterschiedlichste Möglichkeiten aufzuzeigen. Im Genderblick kann das die "Heldin" sein, oder das technisch-begabte Helferlein, das eine Prinzessin ist. Es geht um alternative Angebote und dem Ausbrechen aus typischen Vorstellungen.  Ihr könnt in euren Spielgeschichten ruhig mutig sein und viele Elemente einbauen, abwechseln und - wenn möglich - auf die individuellen Interessen eingehen. Nicht alle mögen Naturgeschichten, manche fühlen sich eher von abenteuerlichen Expeditionen á la Kolumbus oder einem Tag im Zirkus angesprochen.
  
 
=PWA- Pfadfinder*innen wie alle=
 
=PWA- Pfadfinder*innen wie alle=

Version vom 22. September 2024, 17:04 Uhr

In diesem Fachwissen-Kapitel erfährst du mehr über herausfordernde Kinder, geschlechterbezogenes Arbeiten und PWA (Pfadfinder*innen wie alle).


🚧 Diese Seite befindet sich im Aufbau. Wir tun so gut wir können! -- euer Bundesarbeitskreis WiWö

Kinder fordern heraus[Bearbeiten]

Geschlechterbezogenes Arbeiten[Bearbeiten]

Mädchen und Buben sind verschieden?!?[Bearbeiten]

Stimmt das? Natürlich gibt es körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, doch auch gesellschaftlich handelt es sich meist um völlig verschiedene Wesen. Man spricht dabei vom sozialen Geschlecht (engl. gender): Mädchen spielen mit Puppen, reden mehr und lieben Rosa. Buben lieben Bagger, behalten ihre Gefühle für sich und interessieren sich für alles, was mit Technik zu tun hat. Mit diesen „Tatsachen“ sind wir aufgewachsen, doch sollen wir sie nicht als gegeben hinnehmen. Von der geistigen Entwicklung her gesehen gibt es in diesem Alter keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.

Wir als WiWö-Leiter*innen haben die Verpflichtung, mit unseren WiWö geschlechterbezogen zu arbeiten. Das basiert auf 3 Säulen: geschlechtergerechtem, geschlechtsspezifischem und genderkritischem Arbeiten.

Geschlechtergerechtes Arbeiten[Bearbeiten]

Kinder sollen möglichst viel Unterschiedliches ausprobieren. Wenn Wichtel Fußball spielen oder ein Floß bauen möchten, soll das selbstverständlich sein; dasselbe gilt für Wölflinge, die basteln oder singen wollen. Geh nicht davon aus, dass ein Programmpunkt speziell „weiblich“ oder „männlich“ ist bzw. nur ein Geschlecht interessiert, sondern denk daran, dass Interessen und Vorlieben individuell sind und nicht geschlechtsabhängig. Achte darauf, dass du dein Programm vielfältig geschlechtergerecht gestaltest, das heißt dass allen Kindern, egal ob Mädchen oder Buben, dieselben Chancen und Möglichkeiten angeboten werden. Ein ideales Hilfsmittel ist dabei das Erprobungssystem, das sämtliche Schwerpunkte abdeckt und somit ein vielfältiges Programm ermöglicht.

Geschlechtsspezifisches Arbeiten[Bearbeiten]

Da uns die Gesellschaft in klassisch weibliche bzw. klassisch männliche Rollenbilder drängt, müssen wir noch einen Schritt weiter gehen. Wir sollen gezielt fördern, was sich ein Bub oder ein Mädchen nicht zutraut, weil es die Gesellschaft so für ihn*sie nicht vorsieht. Stärke deshalb sowohl deine Wichtel als auch deine Wölflinge geschlechtsspezifisch, um ihnen zu einem offeneren Welt- und Wertebild zu verhelfen.

Für Wichtel kann das bedeuten:

  • Stärken des Durchsetzungsvermögens und des Selbstbewusstseins
  • Erproben eigener Körperkraft
  • Lernen, konsequent Grenzen zu setzen und „nein“ zu sagen
  • Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen
  • Umgang miteinander
  • Die Ellenbogen einzufahren und nachzugeben
  • Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung


Für Wölflinge kann das bedeuten:

  • Eigenverantwortlichkeit und Fürsorge trainieren
  • eigene Gefühle zulassen und Mitgefühl zeigen können
  • Eigene Grenzen und Grenzen anderer wahrnehmen und anerkennen
  • Keine Abwertung des „Weiblichen“
  • Umgang mit Schwäche und Scheitern


Genderkritisches Arbeiten[Bearbeiten]

Mach dir bewusst, dass deine WiWö dich und dein Team ständig beobachten. In den Heimstunden und auf Lagern lebt ihr ein bestimmtes Rollenverhalten vor. Hinterfragt deshalb eure eingenommenen Rollen und Aufgaben im Team kritisch und wechselt diese öfter. So könnt ihr euren Kindern bewusst unterschiedliche Rollenbilder zum Nachahmen anbieten.

Folgende Ansätze unterstützen euch dabei:

  • Pflegt einen partnerschaftlichen Umgang miteinander
  • Hinterfragt Verhaltensmuster im Team insbesondere auf Geschlecht, Alter und Status
  • Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung


Fragt euch zum Beispiel:

  • Wer macht Feuer und wer wäscht ab?
  • Wer erklärt das Programm und gibt Anweisungen und wer ist eher im Hintergrund?
  • Wer erzählt die Gutenachtgeschichte und wer sorgt für Ruhe?


Geschichten transportieren Rollenbilder[Bearbeiten]

Rollenbilder vermittelst du auch in den von dir verwendeten Rahmen- und Spielgeschichten. Deine WiWö identifizieren sich mit den HeldInnen der Geschichte (wie z.B. Puck und Mogli) und eifern diesen nach. Folgende Fragen sind sinnvoll:

  • Gibt es männliche und weibliche Vorbilder in den Geschichten, welche Rollen spielen sie und welches Verhalten leben diese vor?
  • Etwas provokant formuliert: Werden in deinen Spiel- und Rahmengeschichten auch schöne Helden von intelligenten Prinzessinnen gerettet?


Deine Rahmen- und Spielgeschichten sollen beide Geschlechter berücksichtigen und ansprechen! Bei Geschichten geht es darum, unterschiedlichste Möglichkeiten aufzuzeigen. Im Genderblick kann das die "Heldin" sein, oder das technisch-begabte Helferlein, das eine Prinzessin ist. Es geht um alternative Angebote und dem Ausbrechen aus typischen Vorstellungen. Ihr könnt in euren Spielgeschichten ruhig mutig sein und viele Elemente einbauen, abwechseln und - wenn möglich - auf die individuellen Interessen eingehen. Nicht alle mögen Naturgeschichten, manche fühlen sich eher von abenteuerlichen Expeditionen á la Kolumbus oder einem Tag im Zirkus angesprochen.

PWA- Pfadfinder*innen wie alle[Bearbeiten]

Die Idee der Pfadfinder*innenbewegung legt nahe, auch Menschen mit Behinderung aufzunehmen. Durch die von BiPi geprägte Kleingruppenarbeit, können Stärken und Schwächen Einzelner einsetzbar und überbrückbar werden. Behinderte Kinder und Jugendliche werden gebraucht, sie dürfen sich entfalten und so kann sich das Selbstwertgefühl entwickeln.

Die PWA sind ein Teil der PPÖ. Ihre Aufgabe ist es, die spezielle Situation bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, wahrzunehmen und im Sinne der Pfadfinder*innenidee zu vertreten und zu verwirklichen. Bei den PPÖ gibt es sowohl in Gruppen integrierte PWA als auch eigene PWA-Gruppen. Falls du dich über PWA-Tätigkeiten in deinem Bundesland informieren willst, wende dich bitte an deinen Landesverband.

Was mache ich, wenn Kinder mit Behinderung in die Gruppe kommen möchte?

Vorweg: Nimm niemand aus Mitleid auf. Es ist damit weder dir noch deiner Gruppe geholfen. Habe den Mut, nein zu sagen, wenn du dich damit überfordert fühlst.

Als kleinen Leitfaden haben wir hier ein 10 Punkte-Konzept zur Integration:

  • Sieh immer zuerst die Person, dann die Behinderung.
  • Wir sind alle verschieden. Auch wir haben unsere Einschränkungen.
  • Sprecht als Team aktiv über die Bedürfnisse eurer Kinder, auch über eventuelle Einschränkungen.
  • Jede*r hat einen Platz und soll entsprechend der eigenen Fähigkeiten einen Beitrag zum Zusammenleben leisten.
  • Du musst dich selber akzeptieren. Menschen mit Behinderung erinnern uns auch an unsere eigenen Grenzen.
  • Öffne dich anderen mit dem Herzen, das Herz sieht in den Menschen hinein.
  • Pfadfinder*innenbewegung ist ein Ort der Freizeit und Erziehung, aber kein Ort für Therapie.
  • Denkt an eure eigenen Ressourcen und an Rahmenbedingungen, wenn wir Kinder mit Einschränkungen in die Gruppe aufnehmt.
  • Das Zusammenleben mit Menschen mit Behinderung erfordert sicher Rücksichtnahme, aber auch dass die Bedürfnisse aller zur Geltung kommen.
  • Es gibt in vielen Landesverbänden und auf Bundesebene Menschen, die sich im Bereich Diversity und PWA auskennen. Wende dich bei Fragen gerne an sie.


Es heißt auf jeden Fall, dass Menschen mit Behinderung mit ihrem Wunsch dazu zu gehören, ernst genommen werden und dass sie bei möglichst vielen Unternehmungen und Tätigkeiten der Gruppe auf ihre Art und Weise mitmachen. Letztlich geht es darum, ein Zusammenleben von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, um ihr Zusammenleben als Erwachsene vorzubereiten. Integration ist eine Herausforderung an jeden einzelnen von uns, den anderen in seinem Nicht Normgerecht Sein zu akzeptieren und ernst zu nehmen.

Autor*inUrsprüngliche Autorin oder Autor eines Beitrags. 
WiWö Bundesarbeitskreis +
KategorieInhaltskategorie 
Fachwissen für WiWö-Leiter*innen +
KurzbeschreibungKurzbeschreibung
In diesem Fachwissen-Kapitel erfährst du mehr über herausfordernde Kinder, geschlechterbezogenes Arbeiten und PWA (Pfadfinder*innen wie alle). +
SchlagwörterSchlagwörter
Kinder +, Leiter*innnen +, PWA +, geschlechterbezogenes Arbeiten +  und herausforderung +
StatusStatus des Inhalts