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+ | Von den Kindern und Jugendlichen allein initiiert und durchgeführt; von der Patrulle oder Runde selbst gestaltete Zeit, Leiter*innen unterstützen ggf. bei der Definition des Rahmens (bspw. Lagerfreizeit). |
Version vom 3. Juni 2022, 10:28 Uhr
Partizipation
Ask the Boys, ask the Girls! Partizipation ist ein wesentlicher Baustein unseres pädagogischen Konzepts. Einerseits eröffnet gelungene Partizipation den Kindern und Jugendlichen Freiräume, ihre Lebenswelten freiwillig selbst zu gestalten. Wo sie in der Lage sind reife Entscheidungen zu treffen, sollen sie auch mitbestimmen. Andererseits sind Leiter*innen aufgefordert, einzugreifen und Grenzen zu ziehen, wo die Entscheidungssituation die Kinder und Jugendlichen überfordert. Die Kunst ist es, die Rahmenbedingungen so auszubalancieren, dass diese einen Raum für eigene Ideen schaffen und die nötige Unterstützung und Sicherheit bei der Umsetzung der Ideen gewährleisten.
Definition[Bearbeiten]
Mitbestimmung (Partizipation, lat. partizipare = teilhaben, Anteil nehmen) bedeutet, dass die Kinder und Jugendlichen Entscheidungen, welche ihr Leben betreffen, durch Mitsprache mitgestalten können.
Warum Partizipation?[Bearbeiten]
Ein selbstbestimmtes Leben zu führen ist ein Menschenrecht (vgl. Kinderrechte). Mitbestimmen will gelernt sein und braucht Übung. Die Kinder und Jugendlichen erlernen dabei schrittweise wichtige Kompetenzen, welche zwei Entwicklungsaufgaben umfassen, nämlich Mitbestimmung und das Vertreten der eigenen Meinung. Partizipationsprozesse unterstützen die Persönlichkeitsentwicklung. Kinder und Jugendliche lernen, wie in Kleingruppen Entscheidungen getroffen werden, welche von allen mitgetragen werden. Dies stärkt das Demokratiebewusstsein und motiviert sie, ihre Lebenswelt aktiv und eigeninitiativ mitzugestalten. Gleichzeitig erwerben sie wichtige soziale Kompetenzen und die Erfolgserlebnisse stärken ihr Selbstvertrauen.
WAGGGS und WOSM betonen in diesem Zusammenhang, dass Leiter*innen Verbündete der Kinder und Jugendlichen sind, die sie zur Teilhabe und Mitgestaltung an der Gesellschaft motivieren und befähigen. So können die Kinder und Jugendlichen altersgerecht erfahren, wie sie einen kreativen Beitrag zur Verbesserung der Welt leisten können.
Aufbauende Lernschritte von den Bibern bis zu den RaRo[Bearbeiten]
Wenn du die Beschreibungen zur Entwicklungsaufgabe "Eigene Meinung" für alle Altersstufen liest, wirst du erkennen, dass die Lernschritte aufeinander aufbauen.
- Biber lernen ihre eigene Meinung im geschützten Rahmen zum Ausdruck zu bringen.
- WiWö lernen ihre eigene Meinung zu äußern und erkennen, dass es verschiedene Meinungen gibt.
- GuSp lernen ihre Meinung in der Patrulle trotz Gruppendruck zu vertreten.
- CaEx lernen die Meinung anderer aktiv einzufordern und beginnen eigene und fremde Meinungen und Einstellungen zu hinterfragen.
- RaRo lernen ihre eigenen Meinungen und Einstellungen kritisch zu hinterfragen und entwickeln eine Bereitschaft zur Selbstreflexion.
Im Bereich der Entwicklungsaufgabe "Mitbestimmung" werden vielfältige soziale Kompetenzen erworben. Die Lernschritte im Bezug auf Partizipation bei den Bibern sind die Grundlage, auf der Partizipation bei den Wichteln und Wölflingen aufbaut, usw.
- Biber beteiligen sich im Rahmen ihrer individuellen Entwicklung an demokratischen Prozessen und helfen bei der Findung von Regeln für die Gemeinschaft mit.
- WiWö lernen ihre Meinung einzubringen, Regeln mitzugestalten und Entscheidungen der Gemeinschaft zu respektieren.
- GuSp lernen, dass Mitbestimmen auch Mitverantworten heißt. Mitbestimmung bietet ihnen die Chance, Handlungsmöglichkeiten zu erkennen, diese zu gestalten und dabei planvolles und reflektierendes Denken zu üben.
- CaEx lernen Verantwortung für kooperative Entscheidungen zu übernehmen, diese auszuhandeln und persönliche Vorstellungen besser zu argumentieren.
- RaRo lernen längere Diskussion durchzuhalten und Entscheidungen mitzutragen, auch wenn sie anderer Meinung sind. Außerdem lernen sie selbstverantwortlich gesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen.
Mehr dazu findest du im Kapitel zu den Entwicklungsaufgaben.
Mitbestimmung braucht beides, Übung und Übungsräume, wie das Teamsystem[Bearbeiten]
Alles will gelernt sein: "Gut zu Entscheidungen zu kommen" (Prozess) und "gute Entscheidungen zu treffen" (Ergebnis). Mit der Reifung des Gehirns und den zunehmenden kognitiven und sozialen Fähigkeiten der Kinder und Jugendlichen wächst auch der Umfang der Mitbestimmung bei den Pfadfinder*innen. Partizipation braucht Übungsmöglichkeiten, denn die Fähigkeit zur Mitbestimmung wächst mit der Erfahrung.
Einen wichtigen Übungsraum für Mitbestimmung bietet das Element Teamsystem der Pfadfinder*innenmethode. Wir arbeiten bei den PPÖ mit verschiedenen Sozialformen. Jede bietet gute Übungsräume für Mitbestimmung: Peer Group (Patrulle), Interessensgruppen und Großgruppe. Aber Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen ist auch auf Ebene der Pfadfinder*innengruppe, des Landesverbandes (Landesjugendrat) oder des Bundesverbandes (Bundesjugendrat) möglich und erwünscht.
Gelungene Mitbestimmung der Kinder und Jugendlichen braucht Unterstützung durch Erwachsene[Bearbeiten]
Deine Aufgabe als Leiter*in besteht darin, die Rahmenbedingungen zu definieren, sowie geeignete Methoden anzubieten, so dass eine kreative, selbstverantwortliche Gestaltung des Inhalts durch die Kids möglich wird. Weiters ist es notwendig, dass du weißt, über welche Fähigkeiten und Erfahrungen deine Kinder und Jugendlichen schon verfügen. Nur so kannst du entsprechend die Rahmenbedingungen gestalten und den Kids ein herausforderndes, spaßvolles Lernen ermöglichen. Die Patrulle als Peer-Group hat ein ausgeprägtes Bedürfnis ihre Lebenswelt selbst zu gestalten, doch fällt es den Kindern und Jugendlichen nicht immer leicht zu Entscheidungen zu gelangen, die demokratisch sind und von allen mitgetragen werden. Dafür zu sorgen ist deine Aufgabe. Für alle Altersstufen ist es sinnvoll, den Umfang und Grad der Mitbestimmung der Situation entsprechend zu wählen. Insbesondere Biber, Wichtel und Wölflinge bzw. Guides und Späher können noch nicht die ganze Tragweite ihrer Entscheidungen abschätzen.
Die Partizipationsleiter: Umfang und Grad der Mitbestimmung wählen[Bearbeiten]
Die "Leiter der Partizipation" von Roger Hart (siehe Abbildung) beschreibt die unterschiedlichen Level von Mitbestimmung, wobei der Grad der Einbindung der Kinder und Jugendlichen in den Entscheidungsprozess schrittweise zunimmt. Die ersten drei Stufen sind nicht-partizipativer Natur. Diese solltest du vermeiden, da sie unseren Werten nicht entsprechen. Die Stufen vier bis acht sind Gelegenheiten echter Partizipation. Die aufeinander aufbauenden Stufen können von den Kindern und Jugendlichen je nach Reife, Kompetenz und Umfang des Themas bewältigt werden.
- Für Biber sind vor allem die Stufen 4 bis 5 relevant
- Für WiWö sind vor allem die Stufen 4 bis 6 relevant
- Für GuSp sind vor allem die Stufen 4 bis 7 relevant
- CaEx und RaRo stehen alle Stufen 4 bis 8 zur Verfügung
Beschreibungen der einzelnen Stufen:
8. Begleitung
Von Jugendlichen initiiert, geteilte Entscheidungen mit Leiter*innen; Projekt wird von den Jugendlichen eigenständig geplant und durchgeführt, Leiter*innen werden ggf. von ihnen als ExpertInnen beigezogen (bspw. RaRo Projekt).
7. Laissez-faire
Von den Kindern und Jugendlichen allein initiiert und durchgeführt; von der Patrulle oder Runde selbst gestaltete Zeit, Leiter*innen unterstützen ggf. bei der Definition des Rahmens (bspw. Lagerfreizeit).