GOLD-Adults in Scouting: Unterschied zwischen den Versionen
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* Lernen auf Seminaren - Impulse von Expert*innen, Erfahrungsaustausch, Hintergrundwissen, etc. | * Lernen auf Seminaren - Impulse von Expert*innen, Erfahrungsaustausch, Hintergrundwissen, etc. | ||
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Version vom 3. Februar 2022, 14:50 Uhr
Das Betreuungskonzept von Erwachsenen in der Pfadfinder*innenbewegung
Für die Leiter*innen in den Kinder- und Jugendstufen gibt es ein qualitativ hochwertiges und gut durchdachtes Ausbildungssystem. Aber im Laufe der Zeit stellte sich auf internationaler Ebene der Pfadfinder*innenbewegung heraus, dass es wichtig ist, sich auch um alle anderen Erwachsenen bei den Pfadfinder*innen zu kümmern und dass diese auch außerhalb der Seminare eine intensive Betreuung benötigen. Und so entstand beim Weltverband WOSM das Modell „Adults in Scouting“ (AIS) – „Erwachsene bei den Pfadfinder*innen“.
AIS ist so etwas wie das pädagogische Konzept für die Erwachsenen und damit vom Stellenwert her vergleichbar mit dem pädagogischen Konzept unserer Kinder- und Jugendarbeit.
Phase 1 – Gewinnung, gemeinsame Vereinbarung und Einführung[Bearbeiten]
1. Personalplanung
Um den Bedarf an Leiter*innen bzw. Mitarbeiter*innen zu kennen, braucht es eine konkrete Personalplanung. Diese soll jeweils im Frühjahr für das kommende Pfadfinder*innenjahr erstellt werden. Das bedeutet, dass ihr zum Beispiel in einem Gruppenrat folgende Punkte überlegt:
- Wie viele Kinder haben wir voraussichtlich nächstes Jahr in den einzelnen Stufen?
- Wer von den Leiter*innen (aber auch ER-Mitgliedern, Gruppenleitung…) hört auf, möchte in eine andere Funktion wechseln, hat voraussichtlich viel weniger Zeit als bisher…?
- Wo gibt es daher im kommenden Pfadfinder*innenjahr zu viele Leiter*innen, wo zu wenige?
- Könnt ihr durch internes Verschieben alle offenen Stellen besetzen?
- Wenn nein: Wie könnten neue Mitarbeiter*innen gewonnen werden?
2. Jobbeschreibung
Es braucht für jede Funktion in der Gruppe eine Jobbeschreibung. Wichtig ist die Angabe aller Aufgaben mit ehrlichem Zeitaufwand. Dieser Erstellungsaufwand ist einmalig. Beispiele für Jobbeschreibungen findest du am Ende des Kapitels. Die Jobbeschreibung kannst du verwenden um konkret neue Erwachsene zu suchen und anzusprechen. Einerseits geht aus der Jobbeschreibung hervor, welchen Menschen mit welchen Fähigkeiten, Interessen und zeitlichen Ressourcen du suchst, andererseits kannst du jeder Person, mit der du ein Gespräch über eine etwaige Mitarbeit in deiner Pfadfinder*innengruppe führst, gleich ganz genau erklären, worum es geht.
3. Einstiegsgespräch
Das Einstiegsgespräch führst du am besten gemeinsam mit deinem*deiner Gruppenausbildungsbegleiter*in. Die Inhalte des Einstiegsgesprächs sind im Wesentlichen die Aufgaben als Leiter*in, die Klärung gegenseitiger Erwartungen, die Erklärung des Ausbildungsweges innerhalb der PPÖ, persönliche Lernschritte, Informationsquellen für Ausbildungsweg und Tätigkeit als Jugendleiter*in. Weitere Informationen dazu findest du in den Fortschritteheften für Jugendleiter*innen. Nehmt euch für das Gespräch ausreichend Zeit und haltet es in einem gemütlichen Rahmen ab. Wichtig ist, dass du ehrlich den Zeitaufwand und alle Vor- und Nachteile der Tätigkeit (aus deiner Sicht) beschreibst.
Am Ende des Einstiegsgesprächs sollte eine Entscheidung getroffen werden, ob, wie und in welchem Ausmaß eine Tätigkeit in der Gruppe aufgenommen wird.
4. Schnuppern
Bei Interesse von Kandidat*innen soll eine Schnuppermöglichkeit in einer oder mehreren Stufen/Funktionen angeboten werden.
Wichtig beim Schnuppern ist eine intensive und klar definierte Betreuung der Kandidat*innen und ein klar definierter Rahmen.
Das bedeutet, dass entweder die Gruppenleitung oder die jeweilige Truppleitung den Kandidat*innen im Vorfeld genug Informationen gibt, was wie und warum (in der Heimstunde) abläuft, dass im Nachhinein jedes Mal ein kurzes Reflexionsgespräch stattfindet und dass auch die „Übergabe“ an die nächste Stufe (falls in mehreren Stufen geschnuppert wird) reibungslos klappt. Chaos in dieser Phase schreckt mit hoher Wahrscheinlichkeit nur ab.
5. Vereinbarung
Um mit Erwachsenen überhaupt arbeiten zu können, musst du erst einmal jemanden gewinnen um bestimmte Tätigkeiten zu übernehmen. Dies kann zum Beispiel die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen sein, aber ebenso die Arbeit im Vorstand (Elternrat oder ähnliches). Hast du dann eine Person, die dieser Aufgabe gewachsen ist, musst du mit ihr eine Vereinbarung treffen und für die Einführung in die neue Tätigkeit sorgen. Grundlage der gemeinsamen Vereinbarung ist die Jobbeschreibung (enthält: die Funktion, die Aufgaben, den Zeitaufwand; den Ausbildungsweg; den Bonus der Gruppe, wie z.B.: bezahlte Ausbildung, Heimnutzung, Materialnutzung, usw.). Zusätzlich macht euch die Dauer der Vereinbarung (z.B. ein Jahr) aus.
6. Einführung
Bei der Einführung des neuen Teammitglieds soll er*sie das Team, die Funktionär*innen, die Räumlichkeiten, den Zutritt, die Hausordnung und die Tätigkeiten kennen lernen. Im Besonderen ist auf ungeschriebene Gesetze zu achten!
À la Carte - Gruppenhandbuch
Ein Gruppenhandbuch (und seien es auch nur fünf Seiten), wo all die geschriebenen und ungeschriebenen „Gesetze“ festgehalten sind, ist eine wirklich gute Sache! Überlegt einmal im Gruppenrat, was in so einem Handbuch alles Wichtiges über eure Gruppe stehen sollte. Was sollte ein neues Gruppenmitglied alles wissen, wenn es in eurer Gruppe zu leiten anfängt? Nach 15 Minuten Brainstorming habt ihr sicher schon ein komplettes Inhaltsverzeichnis eures neuen Gruppenhandbuches.
Phase 2 – Ausbildung und Unterstützung[Bearbeiten]
Ist dein*e neue*r Mitarbeiter*in bereits in die neue Aufgabe hineingewachsen und möchte dort auch weiterhin tätig sein, so solltest du dafür Sorge tragen, dass er*sie auch die nötige Ausbildung macht. Natürlich sollten aber auch die anderen Teammitglieder, die unmittelbar mit deinem Neuzugang arbeiten, dabei mithelfen und ihn*sie bestmöglich unterstützen. Dein*e Gruppenausbildungsbegleiter*in ist für die Begleitung des*der jeweiligen Lernenden verantwortlich. Du solltest dich gut mit deiner Gruppenausbildungsbegleitung abstimmen.
1. Startveranstaltung
Das neue Teammitglied soll – sofern nicht schon eine Ausbildung gemacht wurde – baldmöglichst eine Startveranstaltung besuchen, um die Werte der PPÖ und die Grundlagen des Pädagogischen Konzepts kennenzulernen.
2. Persönliche Betreuung
Das neue Teammitglied soll, wenn möglich von Beginn des Erstkontaktes, spätestens aber nach der Vereinbarung, von dem*der Gruppenausbildungsbegleiter*in (GAB) oder von der Gruppenleitung persönlich betreut werden, bis er*sie in seinem*ihrem Stufenteam Fuß gefasst hat.
3. Ausbildung – 3 Lernebenen
Das neue Teammitglied kennt die drei unterschiedlichen Lernumgebungen:
- Selbstständiges Lernen – Lektüre, Erfahrungen, Fortbildung, Recherche, Reflexion etc.
- Lernen auf Seminaren - Impulse von Expert*innen, Erfahrungsaustausch, Hintergrundwissen, etc.
- Lernen in der Pfadfinder*innengruppe – “Learning by Doing” in der Tätigkeit in der Pfadfinder*innengruppe, Planung und Durchführung von Aktivitäten, Feedback erhalten von erfahrenen Leiter*innen, Gruppenrat, Betreuung durch die Gruppenleitung bzw. durch ein*e Gruppenausbildungsbeauftragte*n, etc.
Siehe dazu auch das Kapitel „Ausbildung bei den PPÖ“.
4. Unterstützung
Unterstützung des neuen Teammitglieds im Bereich der Ausbildung erfolgt vordergründig im Rahmen der Ausbildungsgespräche, die mit der Gruppenausbildungsbegleitung geführt werden. Selbstverständlich tragen auch das jährliche Mitarbeiter*innengespräch im Frühjahr (Personalplanung), persönliche Gespräche mit Leiter*innen und der Gruppenleitung zu einer guten Unterstützung in diesem Bereich bei. Der Informationsstand aller Teammitglieder soll jeweils auf demselben Niveau sein.