Entwicklungspsychologie der Biberstufe: Unterschied zwischen den Versionen

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Piaget, J. & Inhelder B. (1972), Die Psychologie des Kindes, Olten: Walter Verlag, S 153ff
 
Piaget, J. & Inhelder B. (1972), Die Psychologie des Kindes, Olten: Walter Verlag, S 153ff
 
Zimbardo P. & Gerrig R. (1999) Psychologie Berlin, Heidelberg: Springer, S 463
 
Zimbardo P. & Gerrig R. (1999) Psychologie Berlin, Heidelberg: Springer, S 463

Version vom 2. Oktober 2021, 14:02 Uhr


Vielleicht hast du dir schon einmal die Frage gestellt, warum der eine Biber deiner Biberkolonie schon das eine kann und der andere noch nicht. Sicher ist dir aufgefallen, dass deine Biber vieles am Ende ihrer Biberzeit können, was sie am Anfang noch nicht gekonnt haben. Vielleicht hast du bemerkt, dass plötzlich das gleiche Programmangebot vom letzten Jahr, dieses Jahr mit diesen Bibern irgendwie schwierig ist. Aber woran liegt das? Was können Kinder im Alter von fünf Jahren, welche Entwicklung machen Kinder in der Zeit der Biberstufe? Mit all diesen Fragen beschäftigt sich folgender Artikel. Kinder entwickeln sich unterschiedlich. Daher können keine allgemeingültigen Aussagen darüber getroffen werden, wann genau ein Kind einen Entwicklungsstand erreicht hat. Um sich zu entwickeln und weiter zu lernen, brauchen Kinder eine Umgebung, die es ihnen erlaubt, sich spielerisch auszuprobieren, Neues zu entdecken und das auch zu verarbeiten. Dazu können wir Biberleiter*innen einen Rahmen und damit verbunden Möglichkeiten bieten. Im folgenden Abschnitt soll eine Übersicht gegeben werden, welche Entwicklungsschritte Kinder im Biberalter durchlaufen, es kann aber auch sein, dass ein einzelnes Kind einige davon schon mitbringt bzw. einen Entwicklungsschritt erst später macht, daran ist nichts ungewöhnlich.

Entwicklungspsychologie[Bearbeiten]

Entwicklungspsychologie soll uns den Rahmen bieten, damit wir die Begleitung von Kindern deren Bedürfnissen anpassen können. Es ist seit langem eine Streitfrage, ob Anlage (also das genetische Erbgut des Kindes) oder Umwelt (das sind alle Einflüsse von außen seit der Geburt) mehr zur Entwicklung beitragen. Aktueller Forschungsstand ist, dass beide Seiten großen Einfluss auf die Entwicklung eines Kindes haben. Um die Entwicklung eines Kindes zu begleiten, sollte man folgendes Bedenken: Kinder entwickeln sich aktiv selbst · Kinder suchen sich selbst bestimmte Aufgaben aus, die ihren Interessen entsprechen und die für sie erfolgsvorsprechend sind. · Kinder brauchen für ihre Entwicklung andere Kinder und Erwachsene, die ihnen einen Rahmen und ein Angebot bieten, unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Entwicklung verläuft, wie anfangs schon erwähnt, nicht immer gleich bzw. gleichzeitig. Auch bei einzelnen Kindern erkennen wir oft eine Phase, in der viel Entwicklung stattfindet (das nennt man Entwicklungsschübe), und dann wieder vermeintliche Entwicklungspausen (in denen meist neu gelerntes verarbeitet wird). Wichtig ist, jedem Kind dabei die Zeit zuzugestehen, die es braucht, um sich zu entwickeln und Kinder nicht zu überfordern. Im Alter von sechs Jahren laufen häufig gleichzeitig viele Entwicklungsprozesse ab, sodass Kinder in diesem Alter oft überfordert von ihrer eigenen Entwicklung sind. In diesem Alter steht für die meisten Kinder zudem eine große Veränderung an: Der Schuleintritt ist für viele Kinder ein einschneidendes Ereignis, zunächst gehen die meisten Kinder gerne in die Schule. Kommt es dann zu Misserfolgen, müssen sie lernen, mit diesen umzugehen, da sie nicht - wie zuvor beim Spiel üblich - Themen komplett meiden können, die ihnen keinen Erfolg versprechen. 

Entwicklung von Kindern im Biberalter[Bearbeiten]

Motorische Entwicklung[Bearbeiten]

Motorisch entwickeln sich Kinder bis zum sechsten Lebensjahr sehr stark, sie wachsen in dieser Zeit, werden stärker und kräftiger, können schneller laufen. Die Koordination verbessert sich merklich, so lernen Kinder in der Biberzeit meist das Fahrradfahren ohne Stützräder. Auch die Feinmotorik verbessert sich radikal, Kinder lernen beispielsweise ausschneiden, kleben, Dinge auffädeln, … In Kombination mit der immer stärkeren Wirklichkeitsnähe von Kindern und den entwickelten feinmotorischen Fähigkeiten, werden Zeichnungen zunehmend komplexer und genauer. Gleichzeitig verbessert sich die Auge-Hand-Koordination und Kinder interessieren sich für Symbole, sie lernen erste Buchstaben und können meist ihren Namen schreiben.

Soziale und emotionale Entwicklung[Bearbeiten]

Kinder im Alter von fünf Jahren erleben (bzw. haben meist schon erlebt), dass ihre Gefühle und ihre Sicht auf die Welt nicht unbedingt der von anderen Personen entsprechen. Damit geht einher, dass Kinder „echte“ Empathie zeigen. Auch vor diesem Entwicklungsschritt handeln Kinder schon emphatisch, gehen aber zunächst davon aus, dass wenn es jemand beispielsweise schlecht geht, dieses Kind genau das gleiche braucht, damit es ihm wieder besser geht, wie sie selbst brauchen würden. Dieses Bild wandelt sich und sie hinterfragen zunehmend den Grund dafür, warum es jemanden gut oder schlecht geht und wie sie genau diese Person am besten unterstützen könnten. Wenn ihnen das bewusst wird, werden Gleichaltrige für sie immer wichtiger und sie können auch ohne Unterstützung von Erwachsenen gemeinsam Probleme lösen, sich Erlebnisse erzählen oder sich umeinander kümmern. Sie lernen auch soziale Umgangsformen wie beispielsweise den Unterschied zwischen deinem und meinem, Ausborgen, Schenken, sie lernen verschiedene Regeln und Gerechtigkeit.

Sprachentwicklung[Bearbeiten]

Die Entwicklung der Sprache ist sehr komplex und der Wortschatz erweitert sich stetig. Grammatik und Aussprache der Muttersprache ist im Allgemeinen mit dem sechsten Lebensjahr abgeschlossen, Weiterentwicklung gibt es im Wortschatz und in der Abstraktion. Darunter wird das Sprechen über Dinge, die nicht da sind, komplexe Zusammenhänge sprachlich erklären, … verstanden. Sollte Deutsch nicht die Muttersprache sein, sondern erst später erlernt werden, so beginnen Kinder nicht mit einzelnen Wörtern eine Sprache zu lernen, sondern gleich mit kurzen Sätzen. Wichtig für das Erlernen einer Sprache ist immer zunächst die Muttersprache in Grammatik und Aussprache zu beherrschen, um darauf aufzubauen. Auch bei zweisprachiger Erziehung gibt es meist eine Sprache, die dominanter ist und in der früher Abstraktion und Gefühle ausgedrückt werden können. Diese Sprache ist wichtig, um mit ihr Regeln für Sprache zu erlernen und darauf aufbauend (bei Kindern oft sehr schnell) eine weitere zu erlernen.

Kognitive Entwicklung[Bearbeiten]

Die Aufmerksamkeitsspanne nimmt immer mehr zu, da Kinder im Biberalter immer komplexer denken. Das Wissen über bestimmte Sachverhalte wächst stetig an, auch wenn es nicht klassisch gelernt worden ist. Kinder haben Interesse an Ursache-Wirkungsprinzipien bzw. „Wenn – Dann“ Zusammenhänge. Sie haben immer mehr Interesse an Symbolen und nicht nur an Buchstaben sondern auch an Zahlen. Mit zunehmender Abstraktion können sie auch den mathematischen Mengenbegriff (Mengen einschätzen, was ist mehr, was ist weniger) einordnen und damit Aufgaben bewältigen.

Wie entwickeln sich Kinder?[Bearbeiten]

Kinder können dann viel lernen und sich weiterentwickeln, wenn dies in einer kindgerechten Atmosphäre geschieht und hier ist das Spiel (vgl. Artikel Spiel) sehr wichtig. Kinder sind beim Spiel aktiv, aufmerksam und motiviert. Dabei gibt es meist auch Wiederholungen, die dazu dienen, das gelernte Wissen zu festigen.



Quellen[Bearbeiten]

Piaget, J. & Inhelder B. (1972), Die Psychologie des Kindes, Olten: Walter Verlag, S 153ff Zimbardo P. & Gerrig R. (1999) Psychologie Berlin, Heidelberg: Springer, S 463 Mönchs F. & Knoers A. (1996) Lehrbuch der Entwicklungspsychologie, München, Basel Reinhardt, S 154ff Berk. L. E. (2005). Entwicklungspsychologie. 3. Auflage. München: Pearson Education Deutschland Kasten H. (2007). 4-6 Jahre Entwicklungspsycho- logische Grundlagen. Berlin: Cornelsen Scriptor Androsch, Regina Abenteuer kindliche Entwicklung - Entwicklungsschritte und was sie bedeuten S.4. NÖ Landesregierung, Arbeitskreis „Bildungsalltag im letzten Kindergartenjahr“ (2010) Entwicklungsbegleitung im letzten Kindergartenjahr - www.bildungsforum.at zit. L. Kneidinger. Wie lernt unser Gehirn. Unsere Kinder 5/2006

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