Fachwissen für WiWö-Leiter*innen: Kinder, die herausfordern: Unterschied zwischen den Versionen
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+ | Ganz am Anfang des Kapitels „Pädagogik der WiWö-Stufe“ haben wir uns vorgenommen, auch die Eigenheiten einzelner WiWö anzuschauen. Wenn du schon eine Zeit WiWö leitest, weißt du, dass es Situationen mit den WiWö gibt, die dich besonders herausfordern. Es sind nicht immer dieselben, einmal ist es das eine, einmal das andere Kind, das deine besondere Aufmerksamkeit braucht. Mit deinen WiWö erlebst du nicht nur schöne, sondern auch herausfordernde Situationen. Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum Kinder andere hauen, öfters nicht mitspielen, Dinge zerstören oder überhaupt nicht zu bändigen sind. Auch diese Kinder gut zu begleiten, ist Teil deiner pädagogischen Tätigkeit und nicht immer einfach. | ||
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+ | Wenn dir ein Kind besonders auffällt, kann das viele Ursachen haben: | ||
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+ | * Was ein Kind im Laufe seines Lebens erfahren hat | ||
+ | * Krisensituationen in der Familie oder Schule | ||
+ | * Schwierigkeiten mit anderen Personen | ||
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+ | Was in einem konkreten Fall die Ursache für ein Verhalten ist, liegt meist sehr tief verborgen und selbst Profis können sie schwer ergründen. Wenn sich aber sogar gescheite Wissenschaftler*innen schwer tun das herauszufinden, wie sollen dann Kinder erklären, warum sie so sind, wie sie sind. Ein Beispiel einer Ursache: Frustration kann zum Auslöser von Desinteresse oder Aggression werden. | ||
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+ | Dazu ein Fallbeispiel: | ||
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+ | Moritz denkt sich in der Heimstunde: Oje, alle stehen schon in einer Reihe. Paul und Jakob beginnen schon die Mitglieder ihrer Mannschaften auszuwählen. Natürlich wird Adrian als erster gewählt. Er ist der beste und schießt am schärfsten. Sarah ist genauso schlecht wie ich, hoffentlich werde ich heute vor ihr aufgerufen. Mir ist das alles sehr unangenehm. Ob ich sagen soll, mir tut der Fuß weh! Zu spät! Ich stehe schon wieder als letzter da. Das Spiel beginnt. Natürlich werde ich als erster abgeschossen! Den Rest des Spiels langweile ich mich am Spielfeldrand. | ||
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+ | Versuche dich als Leiter*in das Kind einzufühlen. Wie würde es dir in dieser Situation gehen? Welche Situationen machen dich wütend oder traurig? Wie reagierst du für gewöhnlich deinen Frust oder Ärger ab? Was würdest du als Kind in dieser Situation brauchen, um besser damit umgehen zu können. Wenn du diese Fragen für dich beantwortest, kannst du schon einige für dich herausfordernden Situationen besser verstehen und sie entsprechend verändern. | ||
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+ | Moritz möchte vielleicht prinzipiell mitspielen, er weiß aber auch, dass er nicht gut Bälle werfen und fangen kann. Eine kleine Änderung der Spielregel z.B. alle Kinder, die abgeschossen sind, laufen eine Runde um das Spielfeld und spielen dann wieder mit könnte auch schwächeren Kindern ermöglichen weiterhin mitzuspielen und am Geschehen beteiligt zu sein. | ||
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+ | Manche Kinder wählen auch einen anderen Weg, statt sich zu langweilen und unbeteiligt da zu sitzen: Sie könnte mit Frustration reagieren und den Ball irgendwo hinschmeißen, sodass sich jemand weh tut oder eine Scheibe zu Bruch geht. Ob ein Kind auf Frustration aggressiv reagiert, hängt von seinen Vorerfahrungen ab. Grundsätzlich ist zu sagen, dass störendes Verhalten von Kindern meist nicht mutwillig passiert. | ||
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+ | Zwischen dem 6. und 11. Lebensjahr steckt das Kind in einer besonderen Phase: Betätigungsdrang und Betriebsamkeit sind von großer Bedeutung. Zusätzlich spielt das Bedürfnis nach Geltung und Erfolg in diesem Lebensabschnitt eine wichtige Rolle. Minderwertigkeitsgefühle können daher dann entstehen, wenn kindliche Aktivitäten als dumm, mutwillig oder störend zurückgewiesen werden. Wertschätzung von für sie wichtigen Bezugspersonen ist für WiWö daher von größter Bedeutung! Neben Frustrationserlebnissen gibt es noch andere Gründe, warum Kinder herausfordern und den Ablauf einer Heimstunde stören. Einige Beispiele dazu: | ||
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+ | '''Programmgestaltung''' | ||
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+ | * ''Dicht gedrängtes Programm in der Heimstunde'' - Zu starre Zeitlimits können bei Kindern Stress, Unzufriedenheit und Unwohlsein auslösen. | ||
+ | * ''Einseitiges''-Programm: Deine WiWö können überfordert sein, das frustet; oder sie sind unterfordert, dann langweilen sie sich. Bedenke auch, dass deine WiWö unterschiedlich alt sind und daher auch unterschiedliche Ansprüche an dein Programm stellen. | ||
+ | * ''Starres Programm'' - Bringen Kinder Konflikte von der Schule oder zuhause mit, dann ist es ihnen oft unmöglich, konzentriert bei einer Sache zu bleiben. In diesem Fall ist es sicher gut, das geplante oder zu anspruchsvolle Programm umzukrempeln, zu kürzen, aufs nächste Mal zu verschieben und durch einfache, bekannte Spiele zu ersetzen | ||
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+ | '''Spiele''' | ||
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+ | * ''Unklare Anleitungen und Spielerklärungen'' | ||
+ | * ''Zu viele Wettkampfspiele'' - Soziale Spiele, Geschichten und Kreatives nehmen von manchen Kindern den sozialen Druck, gewinnen und vor den anderen bestehen zu müssen | ||
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+ | '''Klares Verhalten und Regeln''' | ||
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+ | * ''Inkonsequentes Verhalten seitens der WiWö-Leitung und unklare Regeln'' - Klare Regeln, die mit den Kindern ausgemacht wurden, machen ein ständiges Fragen, Stören und um Erlaubnis bitten nicht mehr nötig. | ||
+ | * ''Zu wenig Beständiges'' - Immer Wiederkehrendes und Bekanntes wirkt beruhigend auf Kinder (z. B. Zeremonien, Abschiedsrituale, bekannte Spiele, ...) und machen sie sicher. | ||
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+ | Diese Hintergründe sind Möglichkeiten, wo die Ursachen des Verhaltens deiner WiWö liegen könnten. Wie gesagt gibt es aber keine Patenterklärungen, warum Kinder sind, wie sie sind. Wichtig ist, dass du deine WiWö mit ihren Eigenheiten respektierst, denn sie haben das Recht dazu, so zu sein, wie sie sind. Das Kind ist nicht das Problem, es hat zurzeit ein Problem. Gerechtigkeit heißt hier nicht, alle gleich zu behandeln, sondern jedem Kind gerecht zu werden. | ||
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+ | Damit sind wir aber schon bei Ansätzen, mit Kindern, die herausfordern, um zu gehen. Und dem wollen wir einen eigenen Abschnitt widmen. | ||
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=Geschlechterbezogenes Arbeiten= | =Geschlechterbezogenes Arbeiten= |
Version vom 22. September 2024, 17:09 Uhr
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Kinder fordern heraus[Bearbeiten]
Ganz am Anfang des Kapitels „Pädagogik der WiWö-Stufe“ haben wir uns vorgenommen, auch die Eigenheiten einzelner WiWö anzuschauen. Wenn du schon eine Zeit WiWö leitest, weißt du, dass es Situationen mit den WiWö gibt, die dich besonders herausfordern. Es sind nicht immer dieselben, einmal ist es das eine, einmal das andere Kind, das deine besondere Aufmerksamkeit braucht. Mit deinen WiWö erlebst du nicht nur schöne, sondern auch herausfordernde Situationen. Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum Kinder andere hauen, öfters nicht mitspielen, Dinge zerstören oder überhaupt nicht zu bändigen sind. Auch diese Kinder gut zu begleiten, ist Teil deiner pädagogischen Tätigkeit und nicht immer einfach.
Wenn dir ein Kind besonders auffällt, kann das viele Ursachen haben:
- Was ein Kind im Laufe seines Lebens erfahren hat
- Krisensituationen in der Familie oder Schule
- Schwierigkeiten mit anderen Personen
Was in einem konkreten Fall die Ursache für ein Verhalten ist, liegt meist sehr tief verborgen und selbst Profis können sie schwer ergründen. Wenn sich aber sogar gescheite Wissenschaftler*innen schwer tun das herauszufinden, wie sollen dann Kinder erklären, warum sie so sind, wie sie sind. Ein Beispiel einer Ursache: Frustration kann zum Auslöser von Desinteresse oder Aggression werden.
Dazu ein Fallbeispiel:
Moritz denkt sich in der Heimstunde: Oje, alle stehen schon in einer Reihe. Paul und Jakob beginnen schon die Mitglieder ihrer Mannschaften auszuwählen. Natürlich wird Adrian als erster gewählt. Er ist der beste und schießt am schärfsten. Sarah ist genauso schlecht wie ich, hoffentlich werde ich heute vor ihr aufgerufen. Mir ist das alles sehr unangenehm. Ob ich sagen soll, mir tut der Fuß weh! Zu spät! Ich stehe schon wieder als letzter da. Das Spiel beginnt. Natürlich werde ich als erster abgeschossen! Den Rest des Spiels langweile ich mich am Spielfeldrand.
Versuche dich als Leiter*in das Kind einzufühlen. Wie würde es dir in dieser Situation gehen? Welche Situationen machen dich wütend oder traurig? Wie reagierst du für gewöhnlich deinen Frust oder Ärger ab? Was würdest du als Kind in dieser Situation brauchen, um besser damit umgehen zu können. Wenn du diese Fragen für dich beantwortest, kannst du schon einige für dich herausfordernden Situationen besser verstehen und sie entsprechend verändern.
Moritz möchte vielleicht prinzipiell mitspielen, er weiß aber auch, dass er nicht gut Bälle werfen und fangen kann. Eine kleine Änderung der Spielregel z.B. alle Kinder, die abgeschossen sind, laufen eine Runde um das Spielfeld und spielen dann wieder mit könnte auch schwächeren Kindern ermöglichen weiterhin mitzuspielen und am Geschehen beteiligt zu sein.
Manche Kinder wählen auch einen anderen Weg, statt sich zu langweilen und unbeteiligt da zu sitzen: Sie könnte mit Frustration reagieren und den Ball irgendwo hinschmeißen, sodass sich jemand weh tut oder eine Scheibe zu Bruch geht. Ob ein Kind auf Frustration aggressiv reagiert, hängt von seinen Vorerfahrungen ab. Grundsätzlich ist zu sagen, dass störendes Verhalten von Kindern meist nicht mutwillig passiert.
Zwischen dem 6. und 11. Lebensjahr steckt das Kind in einer besonderen Phase: Betätigungsdrang und Betriebsamkeit sind von großer Bedeutung. Zusätzlich spielt das Bedürfnis nach Geltung und Erfolg in diesem Lebensabschnitt eine wichtige Rolle. Minderwertigkeitsgefühle können daher dann entstehen, wenn kindliche Aktivitäten als dumm, mutwillig oder störend zurückgewiesen werden. Wertschätzung von für sie wichtigen Bezugspersonen ist für WiWö daher von größter Bedeutung! Neben Frustrationserlebnissen gibt es noch andere Gründe, warum Kinder herausfordern und den Ablauf einer Heimstunde stören. Einige Beispiele dazu:
Programmgestaltung
- Dicht gedrängtes Programm in der Heimstunde - Zu starre Zeitlimits können bei Kindern Stress, Unzufriedenheit und Unwohlsein auslösen.
- Einseitiges-Programm: Deine WiWö können überfordert sein, das frustet; oder sie sind unterfordert, dann langweilen sie sich. Bedenke auch, dass deine WiWö unterschiedlich alt sind und daher auch unterschiedliche Ansprüche an dein Programm stellen.
- Starres Programm - Bringen Kinder Konflikte von der Schule oder zuhause mit, dann ist es ihnen oft unmöglich, konzentriert bei einer Sache zu bleiben. In diesem Fall ist es sicher gut, das geplante oder zu anspruchsvolle Programm umzukrempeln, zu kürzen, aufs nächste Mal zu verschieben und durch einfache, bekannte Spiele zu ersetzen
Spiele
- Unklare Anleitungen und Spielerklärungen
- Zu viele Wettkampfspiele - Soziale Spiele, Geschichten und Kreatives nehmen von manchen Kindern den sozialen Druck, gewinnen und vor den anderen bestehen zu müssen
Klares Verhalten und Regeln
- Inkonsequentes Verhalten seitens der WiWö-Leitung und unklare Regeln - Klare Regeln, die mit den Kindern ausgemacht wurden, machen ein ständiges Fragen, Stören und um Erlaubnis bitten nicht mehr nötig.
- Zu wenig Beständiges - Immer Wiederkehrendes und Bekanntes wirkt beruhigend auf Kinder (z. B. Zeremonien, Abschiedsrituale, bekannte Spiele, ...) und machen sie sicher.
Diese Hintergründe sind Möglichkeiten, wo die Ursachen des Verhaltens deiner WiWö liegen könnten. Wie gesagt gibt es aber keine Patenterklärungen, warum Kinder sind, wie sie sind. Wichtig ist, dass du deine WiWö mit ihren Eigenheiten respektierst, denn sie haben das Recht dazu, so zu sein, wie sie sind. Das Kind ist nicht das Problem, es hat zurzeit ein Problem. Gerechtigkeit heißt hier nicht, alle gleich zu behandeln, sondern jedem Kind gerecht zu werden.
Damit sind wir aber schon bei Ansätzen, mit Kindern, die herausfordern, um zu gehen. Und dem wollen wir einen eigenen Abschnitt widmen.
Geschlechterbezogenes Arbeiten[Bearbeiten]
Mädchen und Buben sind verschieden?!?[Bearbeiten]
Stimmt das? Natürlich gibt es körperliche Unterschiede zwischen den Geschlechtern, doch auch gesellschaftlich handelt es sich meist um völlig verschiedene Wesen. Man spricht dabei vom sozialen Geschlecht (engl. gender): Mädchen spielen mit Puppen, reden mehr und lieben Rosa. Buben lieben Bagger, behalten ihre Gefühle für sich und interessieren sich für alles, was mit Technik zu tun hat. Mit diesen „Tatsachen“ sind wir aufgewachsen, doch sollen wir sie nicht als gegeben hinnehmen. Von der geistigen Entwicklung her gesehen gibt es in diesem Alter keine Unterschiede zwischen den Geschlechtern.
Wir als WiWö-Leiter*innen haben die Verpflichtung, mit unseren WiWö geschlechterbezogen zu arbeiten. Das basiert auf 3 Säulen: geschlechtergerechtem, geschlechtsspezifischem und genderkritischem Arbeiten.
Geschlechtergerechtes Arbeiten[Bearbeiten]
Kinder sollen möglichst viel Unterschiedliches ausprobieren. Wenn Wichtel Fußball spielen oder ein Floß bauen möchten, soll das selbstverständlich sein; dasselbe gilt für Wölflinge, die basteln oder singen wollen. Geh nicht davon aus, dass ein Programmpunkt speziell „weiblich“ oder „männlich“ ist bzw. nur ein Geschlecht interessiert, sondern denk daran, dass Interessen und Vorlieben individuell sind und nicht geschlechtsabhängig. Achte darauf, dass du dein Programm vielfältig geschlechtergerecht gestaltest, das heißt dass allen Kindern, egal ob Mädchen oder Buben, dieselben Chancen und Möglichkeiten angeboten werden. Ein ideales Hilfsmittel ist dabei das Erprobungssystem, das sämtliche Schwerpunkte abdeckt und somit ein vielfältiges Programm ermöglicht.
Geschlechtsspezifisches Arbeiten[Bearbeiten]
Da uns die Gesellschaft in klassisch weibliche bzw. klassisch männliche Rollenbilder drängt, müssen wir noch einen Schritt weiter gehen. Wir sollen gezielt fördern, was sich ein Bub oder ein Mädchen nicht zutraut, weil es die Gesellschaft so für ihn*sie nicht vorsieht. Stärke deshalb sowohl deine Wichtel als auch deine Wölflinge geschlechtsspezifisch, um ihnen zu einem offeneren Welt- und Wertebild zu verhelfen.
Für Wichtel kann das bedeuten:
- Stärken des Durchsetzungsvermögens und des Selbstbewusstseins
- Erproben eigener Körperkraft
- Lernen, konsequent Grenzen zu setzen und „nein“ zu sagen
- Auseinandersetzung mit Schönheitsidealen
- Umgang miteinander
- Die Ellenbogen einzufahren und nachzugeben
- Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung
Für Wölflinge kann das bedeuten:
- Eigenverantwortlichkeit und Fürsorge trainieren
- eigene Gefühle zulassen und Mitgefühl zeigen können
- Eigene Grenzen und Grenzen anderer wahrnehmen und anerkennen
- Keine Abwertung des „Weiblichen“
- Umgang mit Schwäche und Scheitern
Genderkritisches Arbeiten[Bearbeiten]
Mach dir bewusst, dass deine WiWö dich und dein Team ständig beobachten. In den Heimstunden und auf Lagern lebt ihr ein bestimmtes Rollenverhalten vor. Hinterfragt deshalb eure eingenommenen Rollen und Aufgaben im Team kritisch und wechselt diese öfter. So könnt ihr euren Kindern bewusst unterschiedliche Rollenbilder zum Nachahmen anbieten.
Folgende Ansätze unterstützen euch dabei:
- Pflegt einen partnerschaftlichen Umgang miteinander
- Hinterfragt Verhaltensmuster im Team insbesondere auf Geschlecht, Alter und Status
- Wechselt bewusst öfters eure Rollen in Bezug auf Arbeitsteilung und Verantwortung
Fragt euch zum Beispiel:
- Wer macht Feuer und wer wäscht ab?
- Wer erklärt das Programm und gibt Anweisungen und wer ist eher im Hintergrund?
- Wer erzählt die Gutenachtgeschichte und wer sorgt für Ruhe?
Geschichten transportieren Rollenbilder[Bearbeiten]
Rollenbilder vermittelst du auch in den von dir verwendeten Rahmen- und Spielgeschichten. Deine WiWö identifizieren sich mit den HeldInnen der Geschichte (wie z.B. Puck und Mogli) und eifern diesen nach. Folgende Fragen sind sinnvoll:
- Gibt es männliche und weibliche Vorbilder in den Geschichten, welche Rollen spielen sie und welches Verhalten leben diese vor?
- Etwas provokant formuliert: Werden in deinen Spiel- und Rahmengeschichten auch schöne Helden von intelligenten Prinzessinnen gerettet?
Deine Rahmen- und Spielgeschichten sollen beide Geschlechter berücksichtigen und ansprechen! Bei Geschichten geht es darum, unterschiedlichste Möglichkeiten aufzuzeigen. Im Genderblick kann das die "Heldin" sein, oder das technisch-begabte Helferlein, das eine Prinzessin ist. Es geht um alternative Angebote und dem Ausbrechen aus typischen Vorstellungen. Ihr könnt in euren Spielgeschichten ruhig mutig sein und viele Elemente einbauen, abwechseln und - wenn möglich - auf die individuellen Interessen eingehen. Nicht alle mögen Naturgeschichten, manche fühlen sich eher von abenteuerlichen Expeditionen á la Kolumbus oder einem Tag im Zirkus angesprochen.
PWA- Pfadfinder*innen wie alle[Bearbeiten]
Die Idee der Pfadfinder*innenbewegung legt nahe, auch Menschen mit Behinderung aufzunehmen. Durch die von BiPi geprägte Kleingruppenarbeit, können Stärken und Schwächen Einzelner einsetzbar und überbrückbar werden. Behinderte Kinder und Jugendliche werden gebraucht, sie dürfen sich entfalten und so kann sich das Selbstwertgefühl entwickeln.
Die PWA sind ein Teil der PPÖ. Ihre Aufgabe ist es, die spezielle Situation bei Kindern und Jugendlichen zu erkennen, wahrzunehmen und im Sinne der Pfadfinder*innenidee zu vertreten und zu verwirklichen. Bei den PPÖ gibt es sowohl in Gruppen integrierte PWA als auch eigene PWA-Gruppen. Falls du dich über PWA-Tätigkeiten in deinem Bundesland informieren willst, wende dich bitte an deinen Landesverband.
Was mache ich, wenn Kinder mit Behinderung in die Gruppe kommen möchte?
Vorweg: Nimm niemand aus Mitleid auf. Es ist damit weder dir noch deiner Gruppe geholfen. Habe den Mut, nein zu sagen, wenn du dich damit überfordert fühlst.
Als kleinen Leitfaden haben wir hier ein 10 Punkte-Konzept zur Integration:
- Sieh immer zuerst die Person, dann die Behinderung.
- Wir sind alle verschieden. Auch wir haben unsere Einschränkungen.
- Sprecht als Team aktiv über die Bedürfnisse eurer Kinder, auch über eventuelle Einschränkungen.
- Jede*r hat einen Platz und soll entsprechend der eigenen Fähigkeiten einen Beitrag zum Zusammenleben leisten.
- Du musst dich selber akzeptieren. Menschen mit Behinderung erinnern uns auch an unsere eigenen Grenzen.
- Öffne dich anderen mit dem Herzen, das Herz sieht in den Menschen hinein.
- Pfadfinder*innenbewegung ist ein Ort der Freizeit und Erziehung, aber kein Ort für Therapie.
- Denkt an eure eigenen Ressourcen und an Rahmenbedingungen, wenn wir Kinder mit Einschränkungen in die Gruppe aufnehmt.
- Das Zusammenleben mit Menschen mit Behinderung erfordert sicher Rücksichtnahme, aber auch dass die Bedürfnisse aller zur Geltung kommen.
- Es gibt in vielen Landesverbänden und auf Bundesebene Menschen, die sich im Bereich Diversity und PWA auskennen. Wende dich bei Fragen gerne an sie.
Es heißt auf jeden Fall, dass Menschen mit Behinderung mit ihrem Wunsch dazu zu gehören, ernst genommen werden und dass sie bei möglichst vielen Unternehmungen und Tätigkeiten der Gruppe auf ihre Art und Weise mitmachen. Letztlich geht es darum, ein Zusammenleben von behinderten und nichtbehinderten Kindern und Jugendlichen zu ermöglichen, um ihr Zusammenleben als Erwachsene vorzubereiten. Integration ist eine Herausforderung an jeden einzelnen von uns, den anderen in seinem Nicht Normgerecht Sein zu akzeptieren und ernst zu nehmen.