GOLD-Selbstreflexion: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 3. August 2022, 13:43 Uhr
Kompetenz Selbstreflexion
Die Selbstreflexion ist eine Form von Betrachtung, die sich allerdings nicht mit „etwas“ befasst (z.B. einem Lager), sondern mit deinem persönlichen Verhalten und der Wirkung deiner Person auf andere (wie deine Gefühle, Ansichten, Motivationen, Wahrnehmungen etc.).
Die Selbstreflexion ist ein wesentliches Merkmal von Persönlichkeitsbildung und bei vielen Pfadfinder*innen weit verbreitet.
Selbstreflexion muss erst erlernt beziehungsweise erarbeitet werden. Zwar ist es durchaus üblich, dass sich jeder Mensch Gedanken über sich selbst macht, dennoch ist die sich daraus ergebende Konsequenz oft halbherzig („Man lügt sich selbst was vor“) oder einseitig (siehe Kommunikation/Feedback).
Selbstreflexion ist das Vermögen, das eigene Verhalten möglichst neutral wahrnehmen und analysieren zu können, um daraus dann Schlüsse für das weitere Vorgehen ziehen zu können.
Die Selbstbetrachtung kannst du dadurch erreichen, dass du lernst, dich gleichsam „neben dich selbst“ zu stellen und dich selbst wie einen anderen zu beobachten. Das fällt dir sicher nicht leicht, aber es ist erlernbar.
Solange alles „läuft wie geschmiert“, besteht oft keine Bereitschaft für Führungskräfte wie dich zur Selbstreflexion, das heißt, mehr über dich zu wissen, an deinen inneren Überzeugungen zu arbeiten, das emotionale Verständnis für verschiedene Positionen zu vergrößern, dich in andere Personen hineinzuversetzen und die Rolle als Führungskraft bewusst zu reflektieren.
Es geschieht oft und unerwartet, dass Veränderungen Verunsicherungen auslösen und Störungen verursachen. Dann bist du gefordert, darauf zu reagieren: Etwa bei der Übernahme neuer Aufgaben oder aber auch bei Konflikten mit Teammitgliedern.
Wissen, Fähigkeiten, Methoden und Fertigkeiten einzusetzen ist eine Form auf Veränderungen zu reagieren – die gleichzeitige Entwicklung deiner Persönlichkeit ist die andere.
Der Prozess der Selbstreflexion ist darauf angelegt, vorgeprägte Gedanken- oder Handlungsmuster zu hinterfragen, Zugang zu den eigenen Kraftressourcen zu erschließen und möglicherweise ganz neue Handlungsoptionen ins Bewusstsein zu rücken, die das Verhalten und die Kommunikation prägen.
Die Beantwortung folgender sieben Fragen soll dir helfen, den Prozess der Selbstreflexion zu strukturieren:
- Wie definiere ich meine Rolle als Führungskraft, was blende ich aus, was nehme ich wahr?
- Wie nehmen mich andere Personen wahr? (siehe dazu auch Feedback im Kapitel Kommunikation)
- Welche unterschiedlichen Erwartungen haben meine Teammitglieder an mich?
- Was sind meine Ziele, worauf bin ich stolz, was fällt mir schwer, was bin ich bereit zu geben?
- Was erwarte ich von meinen Teammitgliedern? Wie kommuniziere ich das?
- Was muss ich anerkennen, das nicht zu verändern ist? Welche Möglichkeiten sehe ich?
- Welchen Anteil habe ich in der schwierigen Situation?
- Was kann ich verändern bzw. gestalten?
Die Bereitschaft zur Selbstreflexion erhöht die Chance zur Flexibilität von Denk- und Handlungsmustern. Damit ergibt sich die Chance, nicht nur in schwierigen Situationen für alle Beteiligten gute Wege zu finden und zu gehen. Hilfreich kann es für dich sein, dir Unterstützung durch einen Coach zu holen, um die Reflexionskompetenz auszubauen. Solche Coaches kannst du dir innerhalb der Pfadfinder*innenbewegung aus einer Nachbargruppe oder auch aus deinem Landesverband holen. Oder du kennst jemand Externen, der dich dabei unterstützt.
Immer und immer wieder stellst du dir die Frage: „Warum habe ich so gehandelt, wie ich gehandelt habe?“ Diese Frage ist wichtig und kann dich in deiner Entwicklung weiterbringen. Allerdings schließen sich Fragen an: „Wie wirke ich auf andere?“ – „Wie nehmen mich die anderen wahr?“ Und: „Stimmt das überein? Sehen mich die anderen so, wie ich mich sehe? Was bekommen die anderen von mir mit?“
Jeden einzelnen, noch so kleinen Abschnitt deines Lebens kannst du mit diesen und ähnlichen Fragen beleuchten.
- Wie habe ich mich persönlich auf diese Situation vorbereitet?
- Wie habe ich gehandelt? War mein Handeln gut?
- Habe ich etwas bewirkt?
- Habe ich eher gebremst?
- War ich flexibel in meinem Handeln?
- Bin ich Kompromisse eingegangen?
- Habe ich die anderen berücksichtigt?
Und die Wichtigste aller Fragen: Was lerne ich daraus?
Eine wesentlich sensiblere, aber weitaus effektivere Methode Selbstreflexion zu betreiben, ist das Einholen von Feedback. Mehr zu diesem Thema findest du im Kapitel Kommunikation.
Im Folgenden findest du noch einige Fragen, die dir den Zugang zur Selbstreflexion auch erleichtern können: