Fachwissen für WiWö-Leiter*innen: Das Spiel: Unterschied zwischen den Versionen
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|Kurzbeschreibung=In diesem Fachwissen-Kapitel erfährst du alles über die Relevanz des Spiels für die WiWö-Stufe und wie du Inhalte spielerische umsetzt. | |Kurzbeschreibung=In diesem Fachwissen-Kapitel erfährst du alles über die Relevanz des Spiels für die WiWö-Stufe und wie du Inhalte spielerische umsetzt. | ||
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Aktuelle Version vom 21. September 2024, 15:08 Uhr
Das Spiel
"Das Spiel ist der beste Erzieher"(Baden-Powell). Dieser Satz beschreibt die Bedeutung des Spiels für die kindliche Entwicklung sehr gut. Denn Kinder eignen sich im Spiel Neues an und können vieles ausprobieren. Darüber hinaus nutzt es die Fantasie der Kinder, um einen angstfreien Lernraum für die „konkrete Wirklichkeit zu schaffen.
Gerade deshalb kannst du Spiele gut dafür einsetzten, die WiWö in ihren Entwicklungsaufgaben zu unterstützen, die einzelnen Erprobungspunkte spielerisch zu vermitteln und ihren Bedürfnissen gerecht zu werden.
Das geht oft ganz nebenbei. Kinder (und auch Erwachsene), die nur traditionelles Lernen kennen, sind oft überrascht, wie einfach das „Lernen im Spiel“ ist. Darum ist es wichtig, dem Kind durch das Bestätigen in seinem Erprobungsheft oder ähnlichem ganz klar zu zeigen, was es erreicht hat.
Wie zum Beispiel das Verpacken von Inhalten aus dem Erprobungssystem in Spiele funktioniert, zeigt dir das Kapitel zum Erprobungssystem. Dort findest du für jeden Erprobungspunkt einen methodischen Vorschlag, wie du diesen Inhalt möglichst spielerisch umsetzen kannst.
Tipp: Mit etwas Übung wirst du schnell herausfinden, wie du bekannte Spiele mit deinen pädagogischen Absichten in Einklang bringen kannst. Das heißt, ein und dasselbe Spiel kannst du ganz leicht für unterschiedliche Erprobungspunkte verwenden, indem du es leicht abänderst.
Spielzwecke[Bearbeiten]
Wie bereits erwähnt, helfen dir Spiele, die WiWö in ihren Entwicklungsaufgaben zu unterstützen und verschiedene Ziele spielerisch zu erreichen. Achte bei der Auswahl von Spielen darauf dir zuerst klar zu werden, welches Lernziel du verfolgst und wähle dieses dann nach Zweck und Spielart aus.
Hier ein Überblick zu den unterschiedlichen Spielzwecken:
- Konzentration, Ruhe & Aufmerksamkeit durch ruhige Spiele
- Um ihrem Bewegungsdrang gerecht zu werden
- Sich an Regeln halten zu können
- Um Gemeinschaftsgeist zu wecken
- Damit sie Fantasie erwerben, entwickeln und ausleben können
- Entfaltung der Kreativität durch kreative Spiele
- Um ihre Sensibilität zu schulen und zu erhalten
- um ihnen Kenntnisse zu vermitteln und ihr Interesse für bestimmte Dinge zu wecken und zu fördern
- Um Werte zu vermitteln („Tu dein Bestes“)
- Damit sie sich abreagieren können
- Um ihre Geschicklichkeit zu erproben und zu fördern
- Um ihnen die Möglichkeit zu geben, Gefühle auszudrücken
Für die einzelnen Spielzwecke eignen sich unterschiedliche Arten von Spielen. Beispielsweise wirst du, um dem Bewegungsdrang gerecht zu werden, ein Bewegungsspiel einsetzen, während du bei der Vermittlung von Inhalten eher auf Konzentrationsspiele (Puzzle, etc.) zurückgreifen wirst.
Um dir den Einsatz der „richtigen“ Spielart zu erleichtern, hier eine Auflistung mit Erklärung, wofür diese Spiele verwendet werden können:
- Kennenlernspiele: führen Neulinge in die Gemeinschaft ein.
- Bewegungsspiele: eignen sich besonders am Beginn der Heimstunde oder nach langem Stillsitzen. Überschüssige Energien können abgebaut werden.
- Konzentrationsspiele: beruhigen die Kinder und vermitteln oft klassische, schulische Lerninhalte.
- Kimspiele: sprechen einen bestimmten Sinn an und trainieren das Gedächtnis.
- Staffelspiele: fördern die Zusammenarbeit, den Gemeinschaftsgeist und die Geschicklichkeit.
- Geländespiele: fördern schöpferisches Denken, Entschlussfähigkeit, Fantasie, Zusammenarbeit in der Gruppe, Bewegung in der Natur etc.
- Sing- und Tanzspiele: fördern die Fantasie und die Motorik. Sie befriedigen den Bewegungsdrang.
- Geschicklichkeitsspiele: trainieren bestimmte (körperliche) Fähigkeiten.
- Vertrauensspiele: wirken vertrauensbildend. Die Mitspieler*innen sollten einander gut kennen!
- Kooperations- und Teamspiele: fördern die Zusammenarbeit in einer Gruppe.
- Sprachspiele: schärfen das Sprachverständnis.
- Spiele zur Problemlösung: unterstützen besonders soziales Lernen.
- Brettspiele: erfordern einen fixen Platz und einen relativ hohen Materialaufwand.
- Theater spielen: fördert Kreativität und Ausdruckskraft.
- Rollenspiele: können helfen, Konflikte aufzuarbeiten. Dazu kannst du weiter unten noch mehr erfahren.
Abgesehen vom Zweck, gibt es auch andere Möglichkeiten Spiele einzuteilen und auszuwählen. Eine weitere Möglichkeit wäre z.B. nach ihrer Funktion in der Gruppe oder auch der Gruppengröße:
- Partnerspiele – spielt man zu zweit
- Großgruppenspiele – da hat jede Person in der Gruppe etwas zu tun
- Spiele zur Gruppenfindung – mit ihnen kannst du eine große Gruppe mühelos in kleinere Gruppen aufteilen
- Ausscheidespiele – zum gemächlichen Aufhören
Wenn du Spiele zu einem bestimmten Zweck einsetzt, also als Methode verwendest, solltest Du stets berücksichtigen, dass:
- das Spielmaterial, der Spielort und die Spielart dem Alter und der körperlichen Entwicklung deiner WiWö angepasst sind. deine WiWö nicht über- oder unterfordert werden.
- das Spiel der Stimmung des Volkes bzw. der Meute entspricht.
- alle WiWö die Möglichkeit eines Erfolges haben, indem du unterschiedliche Arten von Spielen einsetzt.
- das Spielziel und Anfang/Ende genau beschrieben und allen bekannt sind.
- du die Regeln des Spieles genau kennst und sie allen verständlich vermittelst und du einschreitest, wenn diese verletzt werden
- die Grenzen des Spielfeldes allen bekannt sind.
- das Mitmachen immer freiwillig ist.
- du schwächere Spieler öfter anspornst und lobst.
- du ausgeschiedene Spieler*innen beschäftigst.
- du, wo immer es möglich ist, selbst mitspielst.
- du vermeidest, Spiele "tot zu spielen" (aufhören, wenn es noch lustig ist).
- du als Spielleiter*in flexibel bist und gegebenenfalls vorbereitete Spiele fallen lässt, wenn sie doch nicht passen.
- du unvorhergesehene Zwischenfälle (Streitereien, Störungen, ...) mit den WiWö gleich besprichst.
- ihr im Leitungsteam besprecht, ob ihr das richtige Spiel gewählt habt, um eure Ziele zu erreichen.
Tipp: Wenn du ein neues Spiel erklärst, musst du die Aufmerksamkeit der Kinder auf dich lenken. Wenn du lebhaft gestikulierst und die Spielregeln in eine tolle Geschichte verpackst, wird dir das sicher gut gelingen. Hilfreich ist auch eine Mischung aus Vorzeigen und Erklären. Frage am Schluss, ob alle das Spiel verstanden haben.
Gewinnen - Verlieren [Bearbeiten]
Spiele, bei denen es Gewinner*innen gibt, sind bei Kindern sehr beliebt, weil sie dabei ihre Leistung mit anderen messen können. Gewinnen bedingt allerdings auch, dass es WiWö gibt, die verlieren. Auch das ist wichtig. Wenn die WiWö im Spiel lernen Niederlagen zu verkraften, dann erkennen sie, dass es nach dem verlorenen Spiel bestimmt ein nächstes gibt. An dir liegt es nun, dass jedes Kind öfters die Möglichkeit eines Erfolges hat. Wähle also über das Jahr hinweg unterschiedliche Arten von Spielen, die den jeweiligen Fähigkeiten des Kindes entgegenkommen. Die Mischung machts!
Es gibt natürlich nicht nur Spiele mit einzelnen Gewinner*innen. Als Alternative bieten sich Spiele an, bei denen eine Gruppenwertung durchgeführt wird, und dann gibt es ja noch jede Menge Spiele, bei denen alle gewinnen.
Beim Spielen soll der persönliche Erfolg (sich selbst besser kennen lernen, einen Schritt weiter machen) im Vordergrund stehen und nicht gesellschaftlich “normierte Leistungen“ (in dem Alter kann man schon ..., das ist eh schon besser als der Durchschnitt).
Spiele anpassen oder neue Spiele erfinden[Bearbeiten]
Für deinen Spielzweck, dein Lagermotto oder dein Ziel findest du kein passendes Spiel? Dann kannst du das Spiel auch anpassen oder ein neues erfinden.
Worauf achten?[Bearbeiten]
Wenn du bekannte Spiele für deinen Zweck „ummodelst“ oder überhaupt neue Spiele erfindest, musst du auch auf ein paar wichtige Dinge Acht geben:
- Überlege dir Sinn und Zweck des Spieles, bevor du ein dafür geeignetes Spiel auswählst.
- Wähle klare und einfache Spielregeln, die während des Spieles nicht geändert werden.
- Sorge für einen stimmungsvollen, motivierenden Anfang.
- Vermeide negative Symbolik („schwarzer Mann“).
- Probiere das Spiel vorher aus, damit es auch funktioniert.
- Kleide das Spiel in eine Geschichte (z.B. Dschungel/Waldenland) ein.
Spiele in eine Spielgeschichte oder ein Lagermotto einbetten[Bearbeiten]
Das gleiche Spiel kann in verschiedene Spielgeschichten (einer Heimstunde, eines Lagers o.ä.) eingebettet werden. Das kann in etwa so funktionieren: Es gibt ein Spiel namens „Heißer Sand“. Das funktioniert so:
- Schreib auf Kärtchen verschiedene Bewegungsarten z.B.: auf heißem Sand laufen, auf spitzen Steinen, im Wasser, durch Blätter, mit hochhakigen Schuhen, durch Matschwaten, marschieren, trippeln, … Auf je 2 Kärtchen steht dieselbe Fortbewegungsart. Die WiWö bekommen je ein Kärtchen und müssen der Anweisung pantomimisch folgen, also sich auf diese Art durch den Raum bewegen. Dabei müssen sie ihre*n Partner*in finden. Das Spiel ist aus, wenn alle WiWö paarweise unterwegs sind.
Dieses Spiel eignet sich gut als Einstieg zum Erprobungspunkt “Ich erzähle eine Geschichte oder spiele Theater“. Es handelt sich um ein Bewegungsspiel und Bewegung ist am Beginn einer Heimstunde wichtig. Gleichzeitig werden schon pantomimisches Darstellen und das Erkennen von Dargestelltem geübt.
Wie können wir dieses Spiel in eine Geschichte verpacken? Hier ein paar kurzgehaltene Möglichkeiten – ausschmücken kannst du sie selbst:
- Das Ganze kann sich natürlich im Dschungel abspielen: Mogli kommt ins Menschendorf. Weil er bei den Wölfen aufgewachsen ist, versteht er die Sprache der Menschen nicht. Dennoch will er Messua von seinen Abenteuern im Dschungel erzählen. Er muss sich also pantomimisch verständigen. So erlernt er langsam die Sprache. (Die Bewegungsarten kannst du hier mit typischen Dschungelfiguren auffrischen: von Liane zu Liane wie Bandarlogs, lautlos wie Baghira, …)
- Dasselbe Spiel schaut im Waldenland ganz anders aus: ”Heißer Sand" ist nämlich in Wirklichkeit ein Spiel, das die Wichtel in den Winterhöhlen gern gespielt haben. Sie erzählten so Begebenheiten vom letzten Sommer. Dabei werden Bewegungsarten verschiedener Bewohner*innen des Waldenlands (Seebilben schwimmen, Farnbilben tanzen, Hiro fliegt, Baumbilben klettern, Legolit fliegen, Moorgeister waten im Matsch etc.) nachgemacht.
- Andererseits kann es natürlich passieren, dass der ungeübte Zauberer Nixwiegscherr anstatt bei der Auffindung des Schlüssels zur Burg (wo die arme Königin Mirisfad sehnsüchtig auf die WiWö wartet) behilflich zu sein, dem Burgwächter Ihanschlissl die Ohren wegzaubert. Da der jetzt nichts hört, können ihn die WiWö nur durch Vorspielen ihrer vielen Abenteuer, die sie auf dem Weg zur Burg erlebt haben, beeindrucken. Dann verrät er ihnen ja vielleicht, wo der Schlüssel zu finden ist.
Tipp: Lege dir eine Spielekartei an! Mit ein bisschen Fantasie ist ein Spiel daraus die Grundlage vieler neuer Spiele. Auch ein Spielekoffer ist praktisch. Darin hast du Material, das du für Spiele immer wieder brauchst (kleine Bälle, Schnüre, Malfarben, Buntstifte, Papier, Würfel etc.). Und deine Spielekartei hat darin sicher auch Platz.
Auch hier auf der Infopedia findest du viele Spiele, die du auch methodisch einsetzen kannst.